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Donnerstag, 28. Mai 2020

Ein Selfie mit Geschichte

Ein Selfie macht Geschichte. Weizsäcker - Reagan - Schmidt auf einer Sighseeing-Fahrt durch Berlin im Juni 1983. Reagan ist am Bild noch mit einer einfachen Kodak-Ektrachrome (hier ohne den beliebten Blitzwürfel) zu sehen, die seine Frau Nancy kurz zuvor am Kiez erstanden hatte. Schmidt, als Mann des Weitblicks bekannt, hatte diese Art des Selbstphotographierens schon damals für lächerlich gehalten. Er machte zwar gute Miene zum bösen Spiel, um das Naheverhältnis der Bundesrepublik mit den USA nicht zu belasten, wollte aber auf keinen Fall mit aufs Bild.

Aber auch sonst hatten die drei Männer in jenem Tag, wie man hört, viel Spaß. Der in einer Kneipe in Alt-Mariendorf beim Skat endete. Reagan soll angeblich bis zum Abschluß der Runden nicht gewußt haben, wie die Regeln lauteten, und in jenen Stunden fünf Gläser Schultheiß getrunken (und acht Mark vierzig verloren) haben, Schmidt konsumierte vier Weiße mit Schuß (sein Gewinn vor Steuern hatte sich, wie gewöhnlich gut unterrichtete Kreise vermelden, auf gut 10 Mark belaufen).

Weizsäckers Getränkekonsum an diesem historischen Abend ist nicht überliefert, man munkelt aber von sage und schreibe zwei Portionen Currywurst, was der Konzentration auf dieses sein Lieblingsspiel nicht so ganz dienlich gewesen sein dürfte. Denn nach Adam Riese (und der im Netz abrufbaren Steuererklärung für jenes Jahr) hat der Herr Bundespräsident rund zwei Mark verloren, die er als "Werbekosten" absetzte.

Wer der vierte Mann im Spiel gewesen war ist jedoch nicht überliefert. Warum? Was es wirklich nur der Chauffeur? Oder der Wirt? Oder nicht doch ein "zufälliger Kneipengast" namens Heini Lehmann? Die Gerüchte, daß es sich dabei um einen Stasiprovokateur gehandelt haben soll, der die deutsche Wirtschaftskraft schwächen sollte, wollten später jedenfalls nicht verstummen. Sein Gewinn kann allerdings nicht sehr hoch gewesen sein.





*150420*