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Montag, 25. Mai 2020

Kent State - Der Tag, ab dem geschossen wurde

Es wird sich kaum noch jemand daran erinnern, nicht bei uns zumindest. Aber am 4. Mai 1970 eröffnete die US-Nationalgarde das Feuer auf einige Dutzend Studenten, die am Campus der Kent State University gegen den Vietnamkrieg demonstriert hatten. Das war der Anfang vom Ende der "Studentenunruhen", die in immer höherem Tempo ihre Energie nach innen ablenkten, auf Sex und Drogen und Musik, in der sie vom Protest träumten, und sich die Wohlgefühle auf Kosten der Selbstverkonsumierung in einer lächerlich umgedeuteten Freiheit holten.

Auch wenn dem Anschein nach die Proteste fortan eskalierten - es war nur Schein, während sich die Aggression gegen die innere Substanz wendete, mit einem neuen Feind vor Augen. Familie. Kirche. Ehe. Und ... Staat.

Denn das waren die Auswege, die nicht nur großzügig gestattet, sondern die sogar unterstützt wurden. Von eben diesem Staat, den zu okkupieren und dessen Instrumente für ihre Zwecke zu nützen das Ziel der wirklichen Feinde war. Weil sie halfen, den eigentlichen Feind auf dessen innerster Linie zu bekämpfen.

Die Verweigerung ging nach innen, auf die engsten sozialen und verbindlichen Verhältnisse, die damit aufgelöst wurden, die aber alleine einem Staat Stabilität und Freiheit geben, der auf Ernst und Verantwortung der Bürger beruhen muß. Auf Familie, Ehe, Kirche. Nur sie können die nötige Einheit als wahre Grammatik seiner Bürger geben. Der Staat als Tor zur Macht war Beute und Frucht, die reif wurde, wenn ihre Säulen fielen, und der fortan leicht zu kassieren war.

Kent State wirkte fort. In den nächsten zwei Wochen kam es im Mai 1970 folgerichtig zu zwei weiteren Schußübungen auf Studenten, denen auch halbe Kinder und zufällige Zuseher zum Opfer fielen. Insgesamt gab es zehn Tote und Dutzende Verletzte. Die Protestierer waren schockiert. Damit hatte niemand gerechnet.
Aber dieser Schock war beabsichtigt. Allen späteren Diskussionen zum Trotz, wer dafür verantwortlich, ob nicht sogar alles ein großes Mißverständnis einzelner übernervöser Soldaten gewesen sei. Wenn der Staat, der immer über Strukturen wirkt, seine Taten verbergen möchte, sucht er eben Einzeltäter. 
Aber es war die Politik hinter und in der Politik. Die mit einem Markstein - Soldaten schossen auf eigene Bürger - erfolgreich eine mögliche Gefahr im Kampf gegen eine andere mögliche Gefahr bekämpft hatte. Heute ist es die Angst vor dem nächsten Corona-Ausbruch, damals war es die Angst vor dem nächsten Erfolg der Kommunisten,* die in der Auslage standen, mit dem Etikett "Feind" darauf. Mit exakten Bildern, wie dieser Feind aussah, damit sie sich jeder einprägen konnte.

So wurde eine Angst vor einem Feind geschürt, die es damals rechtfertigte (und die es heute rechtfertigt), neben anderen auch eines der bedeutendsten Grundrechte, das die US-Verfassung garantiert, außer Kraft zu setzen. Das Versammlungsrecht, das Recht auf freie Meinungsäußerung. Der Staat hatte gezeigt, daß er bereit war, Krieg auch gegen die eigene Bevölkerung zu führen, sollte er sein oberstes Ziel "Sicherheit" ("Gesundheit") in Gefahr sehen.
Das Beispiel war maßstabsetzend, und die Bürger verstanden die Botschaft. Die Partei der Freiheit fand keine Streiter des Willens mehr.  Die USA aber weiteten den Krieg aus, bezogen nun sogar Kambodscha ein.
Wer aber ist der wahre Feind? Das mußte damals und das muß heute beantwortet werden. Damals fand man die Antwort nicht, damals täuschte man sich, und jede Täuschung wird vom wahren Feind sofort genützt. Der wahre Feind wurde wie die Natter an der Brust weiter genährt, weil er unsichtbar blieb.**

Und heute? Ist es wirklich das Gespenst Corona, das wie ein Geist mal hier, mal dort auftaucht, und den Staat zu Maßnahmen aufstachelt, die eine Gesellschaft strukturieren, die nur noch seelenlos funktioniert, und jederzeit bis in die intimsten Ecken hinein gesteuert und entkernt werden kann? Oder ist es nicht vielmehr alles, was uns diese Intimität, diese Verantwortung weil Freiheit nimmt, und uns somit unserer schöpferischesten Kräfte (weiter) beraubt?
Aber vielleicht haben wir in der Corona-Krise diese Antwort bereits gegeben. Und sie ist auf die entscheidende Weise dieselbe wie damals nach Kent State. Sie bedeutet das Ende der Freiheit in einer Gesellschaft. Deren wahre Herren uns als Entgelt für unsere Freiheit Sex und Drogen und Rock'n Roll gewähren. 
Wie? Ach so, nein. Das nennt man heute anders. Man nennt es Gesundheit. Nan nennt es Weltrettung. Man nennt es Rettung von Leben.

***

Sie deuten Freiheit also um. So läßt sich Illusion "gerechtfertigt" an die Stelle der Wirklichkeit setzen. Heutige Studenten demonstrieren also friedlich und virtuell, weil es um die "Gesundheit" geht, die Staatsmaxime. Gegen letztere niemand mehr zu protestieren wagt, sonst wird er auf die eine oder andere Weise fertiggemacht. Also wird über Facebook und Twitter gestreikt, daß die Erde bebt. Heutige Protestierer sind besser als die Bösen. 

Angeblich sollen sich in einer nächsten Eskalation Dutzende Studenten mit Filzstift "Streik" auf die Stirn gemalt haben. 
Ärzte warnen vor den gesundheitlichen Folgen und Greenpeace vor den Auswirkungen auf das Klima. Woraufhin die Hälfte der Protestierer den virtuellen Streik abbrachen und sich die Stirne sauber rubbelten. 
Nur die Kanzler von Österreich und Deutschland stellten sich auf die Seite der Demonstranten, stellten Waschpaste "koste es was es wolle" zur Verfügung, und wiesen auf das Recht auf freie Meinungsäußerung hin, das immer noch Vorrang habe, solange keine Gefahr für Ansteckung mit Corona-Viren bestünde. 

Im Gegensatz zu Demonstranten in Berlin und Wien, deren Protestaufmärsche gegen die Einschränkungsmaßnahmen der Regierung freilich gar nie "verboten" wurden. Sondern deren Proponenten schlicht deshalb mit Polizeigewalt entfernt worden waren, weil sie sich zu einem nicht unbeträchtlichen Prozentsatz nicht an gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen - Maskentragepflicht und 1,50 Meter Mindestabstand - gehalten hatten. Wogegen die Protestierer protestierten, denn sehr wohl hatten sie sich daran gehalten.

Anfragen der Opposition in fünf Fällen wurden als demokratiegefährdend zurückgewiesen: Auch 1,32 Meter Abstand (wie bei den fünf gemessen) sind zu wenig, um eine mögliche Ansteckung der Bevölkerung mit möglichen Viren zu verhindern.

Remember Kent State!




*Damals hat der Staat die Schlacht gewonnen, aber sie war irrelevant. Denn der Krieg fand woanders statt, und diesen Krieg hat er verloren. Weil der wahre Feind und die wahre Kampfszenerie nicht erkannt worden war. Die gewonnene Schlacht war auch damals vielmehr eine Entblößung des Staates, sodaß man fragen muß, wer diese Schlachten überhaupt geführt hat, ob nämlich nicht schon der wahre Feind. 

Diese Verwirrungsspiele im Hinweis auf einen angeblichen Gegner, während der wahre Gegner bereits die Befehlshierarchien durchdrungen hat, finden aber auch heute statt. Wir "kämpfen gegen Corona", und reißen in Wahrheit alle Barrieren gegen die Unfreiheit ein. In Zukunft kann jeder die nunmehr akzeptierten Instrumente der Knechtung der Bürger benutzen, sie sind etabliert und warten auf ihre nächsten Einsätze.

**Wir nennen ihn hier "das Imperium". Es steht im Fall der USA damals wie heute gegen die Rückbesinnung auf die Nation. Und wenn es jemandem beliebt, die Corona-Krise von heute zu vereinfachen, ist auch dafür diese Gegeneinandersetzung zutreffend. Mit der die National-Kräfte im jederzeitigen Shutdown unwirksam gemacht, umgelenkt, ausgeschaltet werden können.



*070520*