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Sonntag, 17. Mai 2020

Henne oder Ei?

Seine Eminenz Erzbischof 
DDr. Dr. hc. mult. Rainer Maria Kardinal Woelki
Wenn man also die Kirche kritisiert, sie habe sich nicht ausreichend gemeldet, als es in der "Corona-Kkrise" um die Schließung der Kirchen ging, ja sie habe sich sogar in vorauseilendem Gehorsam dem Staat, der Welt unterworfen, und diese Unterwerfung unter einen anderen Herren sogar noch als christliche Tugend gefeiert wie gefordert, kann es befremden, wenn denn doch ein Kardinal - Kardinal Woelki aus Köln, immerhin, im Grunde, im föderalen, historischen Sinn, und nach wie vor ist Deutschland so verfaßt, sogar einer der real mächtigsten Männer Deutschlands! (und die Diözese Köln ist auch heute die wahrscheinlich reichste Diözese der Welt) - etwas sagt, das nun doch, in aller Coronapanik, verblüffen könnte.
Denn Seine Eminenz Erzbischof DDr. Rainer Maria Kardinal Woelki sagt, daß die Schließung der Kirchen, das Verbot von Gottesdiensten, das Verbot von öffentlichen Meßopfern, vom Staat angeordnet gewissermaßen, gegen ein fundamentales Menschenrecht verstoße. Gegen das Recht auf öffentlichen Kult.
Ah da schau her! Wissen tut er es also. Aber ... hat der Leser von dieser politisch extrem brisanten Wortmeldung je gehört? Oder auch nur je gehört, daß die Kirche DIESE POSITION VERTRITT? 

Oder hat er davon "ausreichend", entsprechend der Wichtigkeit des Aussagenden wie der Meldung selbst von den Medien dargereicht, also positioniert und präsentiert, gehört? Nein? 
Kein Wunder. Denn wen in der ganzen Medienlandschaft Deutschlands interessiert überhaupt, was ein Kardinal - einer der wichtigsten Kardinäle in der Weltkirche mit zwei Milliarden Mitgliedern, also Getauften, Gläubigen - sogar im größten Öffentlich-Rechtlichen Sender ZDF sagt oder zu sagen hat? 
In gewisser Weise ist es also auch ein erschütterndes Zeugnis von der Kultur, in der wir leben, und deren Verfall ins tiefste Barbarentum. Das seine eigenen Wurzeln, die Religion, wie eine unbedeutende Nebensache behandelt. 
Und tatsächlich fand sich die unter den in der Corona-Krise von der Politik extrem beschränkten Lebensvorgänge der religiöse Kult NICHT unter "lebensnotwendig" oder "systemrelevant" eingeordnet. Das Unglaublichste dabei: Die Kirche hat nicht einmal dagegen protestiert, oft genug das sogar noch gutgeheißen.
Rein technisch gesehen hat sich die Kirche das selbst eingebrockt, dieses harte, anklagende Urteil muß man einfach fällen. Bitte, der Leser möge sich das vorstellen: Die Kirche produziert mit von ihr besessenen Produktionsgesellschaften (man recherchiere einmal den ganzen Firmenkreis rund um TELLUX etc.) EIN DRITTEL des gesamten, in öffentlich-rechtlichen Medien. Sie besitzt ungeheure Pressemacht. Allein in Österreich ist sie direkt wie indirekt an drei Fünftel der täglichen Gesamtauflagen der Zeitungen beteiligt!

Und trotzdem wird ein Kardinal mit einer enorm wichtigen Botschaft ... von den Medien ignoriert. Direkt, oder indirekt. Wobei - von den Medien, vor allem aber von den Menschen, von der Öffentlichkeit. Was ein Kardinal zu sagen hat, geht den Leuten von hier und nebenan sowas vom am Arsch vorbei, daß sie die Zeiten, in denen ein Kardinal im Fernsehen auftritt und etwas sagt, höchstens als Klopausen sehen.

Da verstehe einer noch die Welt mit normalen Denkkategorien. Oder könnte es sein, daß eben dieser Kardinal Woelki zum Zeitpunkt der Beschränkungen noch nicht gewußt hat, was er heute zu wissen vorgibt? Oder hat er selbst sich der "Wissenschaft" unterworfen, in der Frage, wer etwas Wirklichkeitsrelevantes zu sagen hat? Wem die Interpretation der Weltdaten unterliegt?

Sei es, wie es sei. Die Kirche hat sich letztlich selbst schon dermaßen beschädigt, real, in ihrem So-sein, in ihrer Identität, in ihren Institutionen, in ihrer Glaubwürdigkeit, in der Frage, ob die Wahrheit überhaupt noch eine Wirklichkeitsrelevanz hat, daß gar niemanden mehr interessiert, was ihre Vertreter, seien sie Kardinal oder Pfarrer von Giegritspatschen an der Seichtwuller, zu sagen haben.



*230420*