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Samstag, 30. Mai 2020

Vielleicht wollten alle nur noch lachen (1)

Was ist der Witz? Streng zu unterscheiden von Heiterkeit, und auch nicht dasselbe wie Humor, lebt das Witzige aus der ... Zeit. Aus dem Nach- und Hintereinander, und dabei also von der Dauer. Es ist die Dauer, die aus ernster Regel den Witz und gar die Lächerlichkeit ergibt, ja macht. Welche beide erst wirkliche Schwestern sind. Machen, schaffen im Sinne der menschengebundenen Welt läßt sich aber nur, was bereits in den Dingen selbst angelegt war. Nichts läßt sich deshalb so wenig "erfinden", aus dem "Nichts" schaffen, wie der Witz.

Daß die in Wahrheit nie ernste, nur ernstgemachte und erst in den Folgen schwerwiegende, fatale und oft genug tödliche "Corona-Krise" nicht nur jedes Zeitmaß überzogen hat, sondern welcher Art sie von Anfang an war, zeigt sich deshalb im Charakter der Lächerlichkeit, den sie von Beginn an hatte, mittlerweile aber so deutlich erkennbar angenommen hat, daß man fast meinen müßte, sie bettele darum, endlich aus dem Verließ des Ernstes entlassen zu werden, und in ihre wahre Natur ausbrechen zu können - die der Lächerlichkeit, des Witzes. 
Freilich, was alles (und an durchaus Ernstem) sich daraus schließen läßt, daß die Bevölkerung so bereitwillig und in so überwältigem mehrheitlichen Ausmaß dieser Lächerlichkeit, diesem Programm des Witzes, zustimmte, läßt viel an Deutung zu. 
Aber auch die eine: Vielleicht wollten alle, ausgehungert vom langen trüben Winter, endlich nur noch lachen, wagten es aber nicht? Vielleicht setzten die Menschen ihren innersten Willen also auf eine Weise um, die wahrlich dem Wesen Gottes entspricht: Seinem Wesen als logos, der sich wieder einmal in der Geschichte in Zeit und Dauer als Meister des Hintersinns erwies, und dem Bösen, das stets das Böse will, das Gute entlockte weil dazu zwang: Auch das Böse kann sich nur deshalb als Welt zeigen, weil es in sich Sein, also ein Gutes trägt, das sie aber in ein anderes Licht stellt. 

Und wir sind es, die durch dieses Licht sehen. Nicht das Sein in den Dingen ist deshalb gut oder schlecht, es ist immer ein Gut. Aber Zeit und Dauer sind Elemente des Lichts, sie gehören nicht einer Essenz zu: Zeit hat kein Wesen, sie "isset" nicht, sie ist nur ein Element in der Sphäre des Geistes. Und also eines des logos. Also des "auf - zu", des Sinnes sohin.

In einer geschichtlichen Realität, in der sich der Witz als die uns bis ins letzte Knöchelchen beherrschende Bewegung erweist und etabliert, zeigt sich somit logos. Der sich in diesen Tagen und Wochen und Monaten so deutlich artikuliert, daß man es an prominenter Stelle den Archiven anvertrauen muß, die in fünfzig Jahren reiche Lieferungen an die Komödien- und Kabarett-Bühnen sein werden. 

Und dann zeigen, welche wirkliche Wirklichkeit hinter diesem Gespenst stand, das uns heute beherrscht, und uns "Ernst" entlocken will, der je länger er dauert und je mehr er sich damit entfaltet, seine wahre Bestimmungsart beweist: Den Witz. 
Er tut es so, wie es Aristophanes einst vorbildlich weil mimetisch abguckte, daß er zum Maßstab für den Witz seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert wurde, sodaß alle Komödien seither nur noch Plagiate sind. 
Der olle Grieche wußte wie alle Griechen, daß der Mensch nichts "ex nihilo schaffen" kann, sondern immer nur den logos, das in und hinter allem stehende Prinzip des Wortes, "imitieren" kann. Witz bedient sich also immer eines Seienden. 
Witz ist deshalb nie eine Frage des Seins, des Dings gewissermaßen, des Etwas, sondern der geschichtlichen Dimension alles Seins - dem, "was" etwas "für" und "in" einer geschichtlichen Zeit "bedeutet".
So schuf Aristophanes, dieser Meister des Faches, wie ihn jeder Altphilologe und jeder Liebhaber des Sommertheaters an lauen, grillenbezirpten Abenden nennen wird, seine Komödien.

Die wiederum selbst von jemandem abgeguckt waren, nämlich von dem in den Augen des VdZ wahren Genies der Komödie, von Menander. Von dem aber leider, und wirklich leider keine ausgeführte Komödie überliefert ist. Nicht ganz, bis auf eine; aber wichtiger in dem Fall, weil sie beweisen, wie sehr alle von ihm abgekupfert haben, sodaß man Menander fast als den Erfinder der Komödie bezeichnen könnte: Bis auf einige kleine Fragmentstückelchen.

Welch erschütternden archäologischen Befund wir dem für unsere eigene Geistesgeschichte so schrecklichen Brand der Bibliothek von Alexandria zu verdanken haben. Aber das ist eine andere Geschichte. Allah, der Allerbarmer, möge diese Bösewichte in die tiefste Hölle stoßen.

Auf welche Menander sich aber alle späteren Komödiendichter, die die Geschichte kennt, mehr oder weniger ehrenhaft weil mehr oder weniger demütig bezogen, oder dieses geistigen Diebstahls (der nur unehrenhaft ist, wenn sie ihn so gar NICHT erwähnt haben) überführt werden können. Wenn, nennen sie vor allem ... Aristophanes. Allah der Allerbarmer möge sich seiner Dichterseele erbarmen, den Dichterseelen sind Diebesseelen. Leider. Selbst Menander hat also nur abgekupfert, davon können wir ausgehen. Von wem? Gleich dazu.

Morgen Teil 2) Man kann es natürlich auch ganz simpel sagen: 
Stell Dir vor, ein ganzes Volk, ja die halbe Erde 
lebt in einer riesigen Komödie. 
Und warum tut sie das? Weil es niemand merkt!
Dabei ist es so offensichtlich!



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