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Freitag, 29. Mai 2020

Strafe soll eine Rückkehr in Gottes Willen bewirken

Als sich einige wenige Kardinäle und Bischöfe zur Corona-Krise in einem Aufruf meldeten, in dem sie ihre größten Bedenken äußerten, ja Warnungen abgaben, daß sich in der sogenannten Corona-Krise in den Maßnahmen, die (wirkliche oder angebliche, in jedem Fall zum Verhaltensgebot ausgerufene) Pandemie zu bekämpfen, eine Struktur zeige, die die in den jeweiligen Landesgesetzen niedergeschriebenen und garantierten Freiheitsrechte der Menschen außer Kraft setze, und Regeln festlege, die frappierende Ähnlichkeiten mit diktatorischen, unterdrückerischen Staatstrukturen zeigten, distanzierte sich unter anderem die Deutsche Bischofskonferenz sofort davon. 

Unter vielen weiteren Reaktionen fand die von dem orthodoxen Rabbiner Jehoschua Ahrens eine der von den deutschen (und hier vor allem kirchlichen) Medien am meisten Beachtung. Interessanterweise, wenn auch nicht wirklich überraschend, begrüßt er nicht nur die distanzierende Haltung der Deutschen Bischofskonferenz, sondern Ahrens ortet nächste antisemitische Tendenzen darin. Und reiht die Warnungen der Bischöfe ins Fach der Verschwörungstheorien ein, denen jeder Bezug zur Realität fehle.

Weniger Beachtung, und auch das ist nicht überraschend (und man könnte sich doch zumindest auch fragen, warum das so vorhersagbar ist) fand dann die Reaktion eines der Proponenten des besorgten Schreibens, Erzbischof Viganò. Dabei sollte sie doch Beachtung finden, weil sie pointiert auf einige Fragen antwortet, die immer wieder aufflammen, und immer wieder von offizieller kirchlicher Seite auszutreten versucht werden. Doch wurde seine Stellungnahme auf Ahrens' Angriff erstens kaum wo erwähnt, und zweitens wenn, dann nicht vollumfänglich abgedruckt.

Daß der Mainstream dieses sehr wünscht, muß nicht extra erwähnt werden. Denn wer möchte schon gerne hören, daß Gott auch Strafen senden könnte? Aber das tut er. Ob und in welcher Form die Corona-Pandemie eine solche ist, oder ob die Strafe Gottes nicht eher in der Zulassung der Unterdrückungsstrategien der Regierungen liegt, ob bewußt oder unbewußt spielt dabei gar nicht die wesentliche Rolle, steht auf einem anderen Blatt Papier. 

Doch wollen wir hier die wesentlichen Teile dieser Antwort Viganòs in deutscher Übersetzung (als Übertragung einer englischen Übersetzung aus dem Italienischen) bringen. Sie ist lesenswert. Und man sollte nicht nur auf die Bischöfe schimpfen (worin man leider meist Recht hat), wenn es um ihr Verhalten in dieser Corona-Krise geht, sondern ab und an auch Bischöfe erwähnen, die wenigstens versuchen, sich ehrenvoll und achtbar in dieser geistigen Schlacht gewaltiger Dimension, mit der wir es heute zu tun haben, zu schlagen. 

Ferner hat derselbe Viganò in eben unseren Tagen den sehr wahren Satz geäußert, daß jede Diktatur zu allen Zeiten nur deshalb aufkommt, weil es zu wenige Gegenstimmen gibt. Daß sie also stets deshalb aufkommt, weil sie nicht gesehen, von den wesentlichen gesellschaftlichen Autoritäten und Kräften kleingeredet, unterschätzt und damit zugelassen wird. Heute wird insbesonders nicht gesehen, wie viele Dinge bereits auf eine Weise zusammenhängen, daß man von sehr real existierenden, mindestens vorbereiteten lückenlosen und umfassenden Strukturen sprechen muß, die durch die technischen Möglichkeiten der Gegenwart auf eine historisch einmalige Knechtung der gesamten Weltbevölkerung hinauslaufen. 

Zumindest die Möglichkeit muß man deshalb doch sehen. Und die Frage stellen, was überhaupt noch zwischen der bloßen Möglichkeit einer solchen Totaldiktatur und dem eingetretenen Anwendungsfall steht. Oder ob diese Kluft nicht schon überwunden ist - und zwar durch beziehungsweise in dieser Corona-Krise, als dem Schlüssel zum Tor eines globalen Totalitarismus, der dem Seelenheil der Menschen mehr als gefährlich ist.

[...]

Ich muss Ihnen sagen, Dr. Ahrens, daß ich von Ihren Worten nicht wenig überrascht bin, wenn Sie sagen: „Wir wissen seit einiger Zeit, daß es in den Kirchen Menschen gibt, die sich an solche Theorien halten. Aber jetzt haben sie den Mut, diese Meinungen noch offener zu äußern.“ 

Ich denke, es ist die Pflicht eines jeden von uns seine Besorgnis über eine Situation zum Ausdruck zu bringen, die unter Ausnutzung der Covid-Krise weit über angemessene Sicherheitsmaßnahmen hinausgeht und ganzen Nationen den Entzug der verfassungsmäßigen Freiheiten auferlegt. Dies trifft vielleicht nicht auf Deutschland zu, aber es ist ganz sicher in vielen anderen Ländern passiert.
Ich frage Sie, lieber Rabbi Ahrens: Ist es Ihrer Meinung nach noch zulässig, sich frei zu äußern, oder gibt es Themen, die nicht mehr zivil diskutiert werden können? Wenn Sie Ihre Ablehnung des Inhalts des Aufrufs zum Ausdruck bringen können, warum sollten „Menschen in den Kirchen“ nicht berechtigt sein, sich ebenfalls frei zu äußern? Und warum glauben Sie müsste man dazu „besonderen Mut haben“, als wäre es eine bloße Beschimpfung ohne Bezug zur Realität? 
Diese Bedenken - die darüber hinaus von seriösen Persönlichkeiten geäußert wurden - als „Verschwörungstheorien“ abzulehnen, scheint mir keine konstruktive Haltung zu sein. Insbesondere dann, wenn man nicht den Verdienst hat, das zu widerlegen, was als unwahr angesehen wird. Ich frage Sie daher: Inwiefern stimmen Sie dem Wortlaut der Beschwerde nicht zu? Was in der Berufung ist für Sie ein „Schock“? 
Glauben Sie mir: Ich hätte nie gedacht, daß der Appell Sie beleidigen könnte. Heute frage ich mich freilich schon, warum sich ein Rabbiner kritisiert fühlen sollte, wenn man von der Neuen Weltordnung spricht? 
Auch der Messias, auf den Israel wartet, ist doch ein Rex pacificus, Princeps pacis, Pater futuri saeculi [König des Friedens, Prinz des Friedens, Vater der kommenden Welt]. Und kein Tyrann ohne Moral, der die Welt beherrscht, indem er die Menschen zu Sklaven macht. Dies gilt eher für den Antichristen. 
Kommen wir nun zur spirituellen Bedeutung von Covid. Im Alten Testament gibt es viele Beispiele für Strafen, die Gott dem auserwählten Volk gesandt hat. Die Propheten warnten oft die Juden, den Götzendienst aufzugeben und kein Heidentum aufzugreifen. Sondern dem einen wahren Gott treu zu bleiben. Ich erinnere hier an die Worte des Propheten Jeremia nach der Verbrennung Jerusalems durch babylonische Heere im Jahre 585 v. Christus: „Ihre Bedränger triumphieren, ihre Feinde sind glücklich. Denn der Herr sandte ihr Kummer ob ihrer zahllosen Sünden.“(Klgl 1, 5). 
Diese Vision, die die Kirche Christi anerkennt, zeigt uns einen gerechten und barmherzigen Gott, der das Gute belohnt und die Gottlosen bestraft. Nur wer wie ein liebender Vater seine ungehorsamen Kinder auch bestraft, bringt sie zurück, um seinem heiligen Gesetz zu folgen. Sie wird dann auch erreicht, daß „das Negative in das Positive, einen Fluch in einen Segen verwandelt“ werden kann. Indem man erkennt, daß man eine Sünde begangen hat, daß man den Bund mit Gott gebrochen hat, und daß man dafür eine Strafe verdient hat. Dann wird die Epidemie auch zu einer Gelegenheit, zum Herrn zurückzukehren, ihn in seinem heiligen Tempel anzubeten und seinen Vorschriften zu folgen. 
Es gab eine Zeit, in der eine höllische Diktatur mit dem Gehorsam der Massen ein sehr schweres Verbrechen angestellt hat. Weil die Menschen sich so für die Deportation und den Tod von Millionen unschuldiger Menschen allein aufgrund deren Glaubens und derer Abstammung verantwortlich machten. Auch damals lobten die Massenmedien die Machthaber und schwiegen über ihre Verbrechen. Auch damals liehen Ärzte und Wissenschaftler ihre Arbeit einem wahnhaften Herrschaftsplan. Auch damals wurden diejenigen, die es wagten, ihre Stimmen zu erheben, der „Verschwörungstheorien“ bezichtigt. Man mußte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs warten, um mit Entsetzen die Wahrheit zu entdecken, über die so viele geschwiegen hatten.
Ich bin sicher, daß diejenigen, die heute den Appell als Ausdruck von „Verschwörungstheorien“ delegitimieren, die wirklichen Gefahren, denen die gesamte menschliche Familie ausgesetzt ist, nicht erkennen. Aber ich bin auch sicher, daß sowohl Katholiken als auch alle Menschen guten Willens - und ich denke, ich kann alle Kinder Abrahams hier mit einbeziehen - im Herzen die größere Herrlichkeit Gottes, den Respekt für die Würde des Einzelnen und die Freiheiten der Völker haben. Beatus populus, cujus Dominus Deus ejus. Selig das Volk, dem solches zu eigen, selig das Volk, dessen Gott der Herr. (Ps 143: 15).  
+ Carlo Maria Viganò, Erzbischof, Apostolischer Nuntius
22. Mai 2020, Fest der Himmelfahrt unseres Herrn




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