Teil 3) Vielleicht hat Benedict XVI. aber woanders geirrt?
Was immer aber NACH diesem rechtsgültigen und -verbindlichen Akt geschah und geschieht ist DAS, was tatsächlich irrelevant ist. Denn es geht um diesen einen Akt der Entscheidung, es geht um die Rücktrittserklärung selbst. Denn ein Rücktritt (das erwähnt Barnhardt ja auch richtig) eines Papstes ist eben möglich. Und auch nicht einmalig in der Kirchengeschichte. Was man Josef Ratzinger em. Papst Benedict XVI. also vorwerfen muß (und nicht nur ihm) ist Fehlverhalten. DARIN ist er einmalig.
Aber auch wenn man daraus ableitet - wie aus manchen Stellungnahmen des em. Papstes selbst - daß Benedict im Irrtum darüber gewesen wäre, was sein Rücktritt bedeute, und worin er überhaupt zurücktreten habe wollen, ist der nächste Irrtum. Wenn Sie, geneigter Leser, ein Auto kaufen, von dem Sie vermeinen, es habe 150 PS, es vermeiden, die Betriebsanleitung zu studieren, und dann draufkommen, es hat nur 100 PS, dann ist es zwar auch ein Irrtum gewesen, aber es macht den Rechtsakt des Kaufes nicht ungültig. (Was bei arglistiger Täuschung durch den Verkäufer anders wäre.)
Warum aber überhaupt em. Papst Benedict XVI. sich über das Ausmaß des Rücktritts geirrt haben könnte, ist nicht nachvollziehbar. Nicht aus seiner Rücktrittserklärung, und auch nicht aus seinen späteren Äußerungen läßt sich in den Augen des VdZ nichts "beweisen", aus dem sich ableiten ließe, er wäre gar nicht (ontologisch gesehen) zurückgetreten. Den einen Aussagen stehen auch ganz andere - "Klarstellungen" - gegenüber, wo er keinen Zweifel läßt, WER nun Papst ist. Franziskus.
Übrigens ist dieses Prinzip der "Klarstellungen" aus mißverständlichen und schwammigen Erstformulierungen spätestens seit den späteren Jahren +P. Johannes Paul II. fast tägliche Praxis geworden. Was wird eben gerade im Medienzeitalter so alles dahergeredet, meine Güte ... Das ist nicht schön, das ist nicht gut, aber Realität. Und was Ratzinger/Benedict über das "immerwährende" seiner Nachfolge sagt, muß man nicht als Beleg für einen Irrtum deuten. Als Allegorie kann es auch ein sehr frommes Zeugnis sein.
Es ist umgekehrt keine "deutsche Spitzfindigkeit", aus den Worten den Inhalt abzulesen, wie Barnhardt an einer Stelle meint. Es ist Wesen des Rechts, und es ist Wesen der Ontologie, die beim Wort beginnt, der versucht, einen ontologischen Sachverhalt zu präzisieren und damit überhaupt erst rational beurteilbar zu machen.
Der Mensch ist dabei immer nur halbwegs und mehr oder weniger in der Lage, die ontologischen Sachverhalte "vor dem Wort" zu erfassen und ins Wort überzuführen. In diesem Sinn gibt es nie hundertprozentige "absolute" Sicherheit im Gesetz. Nie. Nirgendwo. Aber es gibt das "Wollen, was das Gesetz will". So wie es ein "Wollen, wie es die Kirche will" gibt. Anders wären wahrscheinlich 99,99 Prozent aller sakramentalen Handlungen durch Kleriker, ja überhaupt Menschen unmöglich weil immer ungültig.
Und es entspricht nicht der "Abbildhaftigkeit zu Gott", anders als beim Wort ein Ding beginnen zu lassen. Er sagt Rücktritt vom Amt - er meint Rücktritt vom Amt. Das ist nicht einfach eine Hilfsposition als letzte Verteidigungslinie anderer Evidenzen, sondern das ist die einzige Position, von der wir ausgehen müssen. Pacta servanda sunt. Verträge müssen eingehalten werden. Auch wenn ich mir über manches nicht klar war, auch wenn ich manches nachher anders interpretiere.
Auch also Barnhardts vermeintliche Beweisführung landet ... in der Interpretation. Im Glauben. Und um die furchtbaren Zustände in der Gegenwart - gesellschaftlich, kirchlich, politisch - zu verstehen, braucht man keine Erklärung, die da lautet, daß der Rücktritt des vorigen Papstes nie gültig gewesen wäre. Da lassen sich viele andere Erklärungen und Sinnmomente finden, die viel plausibler sind, und keinen Rest übriglassen, der erst erhellt würde, wenn man von einem ungültigen Rücktritt ausgeht.
Auch Benedict XVI. war kein "Supermann", zu dem man ihn manchmal machen will. Er stand vielmehr in der Tradition, die sich seit vielen Jahrzehnten abzeichnete, im Zweiten Vatikanum manifestierte. Er paßt genau auf diese Linie, die seine Vorgänger in einem ständigen Niedergang vorgezeichnet haben, und die Bergoglio nur noch weitere Kurvengrade nach unten gedrückt hat.
Nichts an dem Argentinier ist überraschend, alles was er sagt und tut sind längst vorhandene, ja jahrzehnte-, nein jahrhundertelang vorbereitete und von keinem der Vorgängerpäpste wirklich und energisch abgewehrten, sondern im Gegenteil lange schon etablierten Fehlentwicklungen. Und gerade sein schwächliches Verhalten nach dem Rücktritt Josef Ratzingers erklärt sich aus dessen Charakter, den zu studieren man zuvor schon lange Zeit hatte. Auch sein Verhalten, eine Äußerung später wieder und wieder zu relativieren, jede Kontur verschwimmen zu lassen, in alle möglichen spitzfindigen Erklärungen zu verhüllen, ist alles andere als neu.
Der VdZ kommt deshalb zu dem Schluß, daß sich Ann Barnhardt aus (verständlicher) Verzweiflung über dieses Pontifikat (zu dessen pointiertesten Kritikern sie gehört) und seine verheerenden Folgen an einen Strohhalm klammert. Wo sie mit viel sophistischem, intellektuellem Geschick versucht, posthoc eine Tatsache zu sehen, die ihr hilft, den Glauben an die Kirche nicht zu verlieren. Und sie findet nicht wenige Nachläufer, die ihr in diesen Argumenten folgen, die alle dasselbe Problem haben.
Wenn man aber die eigentliche Rücktrittserklärung ansieht, kann der Schluß nicht eindeutiger sein. Und Barnhardt erwähnt sie seltsamerweise in ihrer Argumentation nicht in einem Moment. Damit bricht die so eloquente, scheinbar simpel-logische Argumentation Bernhardts aber in nichts zusammen. So schwer es uns auch zu begreifen schient - Jorge Bergoglio bzw. Papst Franziskus IST der gültige Papst. Gottes Ratschluß ist eben unergründlich. Und der VdZ hält DAS für die entscheidende Lehre, die uns damit gegeben werden soll, glaubt, daß DARIN das Wirken des Hl. Geistes zu erkennen ist und vor allem sein wird. Es ist somit eine - schwere - Glaubensprüfung. Der die Vater-Unser-Bitte zugemessen sein muß: Führe uns nicht in Versuchung. Also: Kürze die Zeit ab! Denn sonst werden alle fallen.
Hier nun also der Vortrag von Ann Barnhardt. Der Leser möge sich selbst ein Bild machen. Ihr Englisch ist an sich leicht verständlich, aber man kann die Untertitelfunktion mit einer Übersetzungsfunktion verbinden, das macht es vielleicht jenem Leser leichter, der nicht so daran gewöhnt ist, englischen Reden zuzuhören.
*291118*