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Mittwoch, 30. Januar 2019

Eine Aussage über unsere Zukunft (1)

Wenn der VdZ den Film "Vor uns das Meer" (2018; mit Colin Firth in der Hauptrolle) empfiehlt dann nach einigem Nachdenken. Denn der Film ist mißlungen, warum steht unten. Er greift ihn auf wegen einer Aussage, die man ihm entnehmen kann. Und deren Relevanz für die Gegenwart man fast übersehen könnte, denn sie ist nicht so leicht zu bergen. Zu sehr schließt sie sich auch in diesem Film in ein ganz persönliches, scheinbar allzu einzigartiges Schicksal ein, bleibt man beim vordergründigen Geschehen.

Das Schicksal eines Mannes, der endlich einmal etwas "Bedeutendes" machen möchte. Und obwohl er ein Amateur-Segler ist, der nie weit über Küstengewässer hinausgekommen ist, läßt er ein Schiff bauen, um in einem Wettbewerb um die schnellste Erdumsegelung in einem Einhand-Boot (also als einziges Besatzungsmitglied) und ohne Zwischenstop mitzumachen. Das soll ihn endlich nach oben hieven, das soll ihm endlich jene Anerkennung (auch "vor sich selbst") bringen, die ihm bisher versagt blieb. Nicht einmal ein wirklich ausreichendes Auskommen für seine Frau und seine beiden Kinder vermochte er mit seiner kleinen Firma für nautisches Zubehör auf die Beine zu stellen. Die geniale Erfindung bleibt aus. Was er geschafft hat, ist ihm zu wenig. Sein Anspruch liegt höher.

Aber sein Vorhaben hat von Anfang an einen Wurm im Apfel. Erst will das Schiff nicht fertig werden, das er selbst entworfen hat (und das vollgestopft mit neuen Ideen ist, die wie sich später herausstellt alle nichts taugen.) Dann entscheidet er angesichts des nahenden Winters, sogar mit dem nicht ganz fertigen Boot zu starten. Mit der Folge, daß von Anfang an in die Seitenrümpfe Wasser eindringt, was ihn zusätzlich am Fortkommen hindert. Dabei ist sein Schiff ohnehin äußerst langsam, schwimmt wie eine Tonne.

Die übrigen Teilnehmer am Wettbewerb sind längst auf und davon, und die Medien berichten aufgeregt von deren Fortschritten. Dem Umfahren von Kap Hoorn, dem Indischen Ozean, von der Fahrt im Polarmeer, der Annäherung an die Neuseeländische Küste. Das Rennen scheint ohne ihn zu laufen.
Auch, weil er eben vom Segeln viel zu wenig versteht. Seine Route zeigt sogar immer wieder Nordkurs. Als er nach Wochen immer noch nicht über den Äquator hinausgekommen ist - von England aus! - trifft er eine folgenreiche Entscheidung. Zu demütigend sind ihm die täglichen Funkmeldungen nach Hause, wo die Enttäuschung kaum noch verborgen bleibt. Seine Kinder glauben doch an ihn, glauben, daß er alle besiegen wird! Und er erfährt sich nun als totaler Versager. Schon nach dem ersten Sturm müßte er eigentlich aufgeben. Niemals würde er die schwierigen Passagen im Polarmeer überstehen, die er nehmen müßte.

Damit will er aber nicht leben. Also erfindet er einen Parallelkurs. Und meldet fortan Positionen, die "nach anfänglichen Problemen" ein sensationelles tägliches Vorankommen vorgaukeln. Und man nimmt ihm die Geschichte ab. Sein Presseagent verbreitet diese Nachrichten, und täglich gibt es neue Berichte, wonach er mit gewaltigen Tagesrouten seiner Konkurrenz auf den Fersen ist.

Alles nicht wahr. Nach Monaten dümpelt er immer noch im südlichen Atlantik, und muß sogar in Argentinien zwischenlanden - damit hätte er sowieso verloren - weil sein Boot endgültig leck ist.

Wieder auf See, holt er endgültig die Segel ein und treibt fortan im südlichen Atlantik. Nur eine Chance bleibt ihm noch: Letzter zu werden. Dazu muß er nur abwarten, bis der Sieger ihn wieder überholt. Dazu schaltet er den Funk ab, was auch die anderen Teilnehmer getan haben. Da erfährt er, daß die Konkurrenten nach und nach allesamt aufgegeben haben. Er ist nun als Einziger noch "im Rennen", so berichtet die Presse, die den Wettbewerb aufmerksam und mit viel Raum und Sensationsgier verfolgt. Dabei war seine Hoffnung, daß als Letzter nach England zurückgekommen, sein Betrug - nie die Welt umsegelt zu haben - durchgehen würde. Denn wer sieht schon in die Logbücher des Letzten ein? Nun weiß er, daß er auffliegen wird, in jedem Fall.

Und das macht ihm immer mehr zu schaffen. Bis er mit seiner Gewissenslast, der Welt, seinem Land, seiner Familie nur etwas vorgespielt zu haben, nicht mehr fertig wird. Er kappt das Rettungstau. Seine Leiche wird nie gefunden. Sein Betrug freilich wird bekannt, denn man findet natürlich das treibende leere Boot.



 Morgen Teil 2) Das Thema ist da, aber nur ableitbar






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