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Donnerstag, 10. Januar 2019

Wären wir doch Amerikaner (1)

Der VdZ kann sich noch gut erinnern, es war Stimmungs-Untergrund seiner Kindheit in den 1960ern in Österreich - die eine einzige Faszination des Amerikanischen war. Mit innerer Erregung studierte er die Zeitungen, die - wie er heute weiß - sämtlich von amerikanischer Zensur und Umerziehungsabsicht geformt waren. Am Schoß seiner Mutter sitzend, die täglich bei einer Tasse echten Bohnenkaffees (von deutschen Verwandten - die waren immer so "weit voraus", in allem - regelmäßig zugesandter Luxus) eine Stunde lang Zeitung las.

Nach vier, nach der auf Raten (was für ein Wagnis damals - Schulden! - und nur möglich durch die Empathie eines kleinen - es gab nur kleine - Elektrohändlers) erworbenen Waschmaschine auf drei Stunden reduzierten Früharbeit. Wäsche, Frühstück für zehn, neun, acht, sieben, sechs Kinder ... Möglich dann erst, nachdem die älteren Geschwister nach und nach "aus dem Haus", also in ihre Berufe gegangen waren oder schließlich eigene Familien gegründet hatten. Eines der hervorragendsten Restaurant-Hotels der niederösterreichischen Kleinstadt Amstetten, in der der VdZ aufwuchs, hatte pro Hochzeit aus der Familie ein Prozent mehr Rabatt für die Verzehrrechnung zugesichert. Der VdZ genoß 1984 bereits 10 Prozent Nachlaß, der Hotelbesitzer hatte genau Buch geführt. Das Restaurant gibt es nicht mehr, wie der VdZ jüngst feststellen mußte. Das Hotel gehört einer internationalen Kette. Der schlimmste Feind des Amerikanismus war seit je der Katholizismus. Aber das begriff man damals noch nicht.  Es war alles zu verführerisch geschmückt. Und so viel Denken war verboten. Das begriff man schon gar nicht.

Mit Selbstverständlichkeit, ja mit Lust abonnierte er deshalb sogar als Jugendlicher, bezahlt aus den Entgelten für Nachhilfe, den "Readers Digest", der zwar im Wartezimmer jeder Arztpraxis auflag, aber an desssen eigentümlichem Optimismus er irgendwie intimer teilhaben wollte. Ach, wäre er diese Utopie nur früher losgeworden.

Denn ach, könnten wir doch alle amerikanisch werden ... ach, durchströmte es die Brust von Milliarden Menschen, wären wir doch alle Amerikaner.

Hier die erste und ursprüngliche Version des später so vielfach interpretierten Liedes (bis zur wunderbar sinnerfüllten Interpretation in "The Talented Mr. Ripley") aus den 1950er Jahren. Anders als die Deutschen, haben die Italiener trotz allem immer eine gewisse "Italianitá" eingebracht. Ihre Leidenschaft für Amerika war naiver, kindlicher. Für sie war und ist immer alles weit mehr Spiel. Die Deutschen mußten weit mehr gehirngedroschen werden, um den einstigen kulturellen Feind als neues Paradigma anzuerkennen.








*201118*