Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 12. Januar 2019

Wären wir doch Amerikaner (2)

Und wie erst wollten die Italiener Amerikaner sein! Hunderttausende wanderten dorthin aus. Und die 1960er waren eine Art Höhepunkt des Italo-Amerikanismus. Mit einer berückenden Sophia Loren an der vordersten Front. Der italienische Film ging sogar so weit, den Western neu zu erfinden. Amerikanischer, als die Amerikaner es je geschafft hatten. 

Ok, wir wissen, daß es nicht New York ist, sondern Neapel. Aber wir können auch Baseball spielen, Whisky mit Soda trinken, und Rock'n Roll tanzen und selbst Frauen konnten Zigaretten rauchen. Sie wollen Amerikaner werden, obwohl sie in Italien geboren sind? Dann nehmen Sie deren Lebensweise an. Dann kann jede Landpomeranze einen amerikanischen Superhelden und Millionär (denn alle Amerikaner waren Millionäre) angeln. Selbst die Russen waren so beeindruckt, daß sie Autos und Hochhäuser bauten wie die Welt sie von Detroit und New York kannte, denn man wollte sich als das noch amerikanischere Amerika präsentieren.

Wir alle waren damals Amerika. An der Wiener Ringstraße, mitten im ältesten Teil Wiens, wo Römerfragmente aus der Erde ragen und die älteste katholische Kirche Wiens (die Rochus-Kirche) steht (eine Gründung von Karl dem Großen), entstand das erste Hochhaus nach amerikanischem Vorbild, als politisches Manifest gegen die Sowjets.

Die an sich tief katholischen Gesellschaften von Spanien und Italien waren das bevorzugte Ziel des CIA. Man mußte die Kirche drehen, ihre auf Naturrecht basierende Moral und Lehre umdeuten. Man mußte die Kirche instrumentalisieren. Dann hatte man die Welt in der Tasche. John D. Rockefeller fuhr höchstpersönlich zu Paul VI., um ihn zu überreden, die Empfängnisverhütung, die Trennung von Liebe und Empfängnis, zur Doktrine als Türöffner zur sexuellen Befreiung, diesem Schlüssel zur Entselbstung der Gesellschaften und damit deren amerikanistisches Beherrschbarkeitskriterium, zu erklären, aufgescheucht durch "Dignitatis Humanae" (1965), in dem sich das Konzil noch einmal an die Katholizität erinnerte.

Aber dann - erinnert uns das an etwas? - in seinen Fußnoten dem Amerikanismus die "theologische Konformität" indirekt bestätigt hat. Das Naturrecht wurde mit einem Schlag zum Instrument des Amerikanismus gemacht. Plötzlich wurde die "amerikanische Proposition" - die Religionsfreiheit, das Privatime, nicht den Staat Tragende des Religiösen - zum katholischen Prinzip erklärt. Das katholische Prinzip der Untrennbarkeit von Staat, Gesellschaft und Religion wurde damit verheerend untergraben.

Heute glauben die meisten Katholiken (und auch die meisten Bischöfe) der reinen Medien-Propaganda. Sie glauben, daß die Trennung von Kirche und Staat "katholisch" wäre, führen das sogar ins Treffen "gegen" den Islam. Das war es aber nie, das kann es gar nicht sein!

Dem CIA war es freilich trotz massiver Interventionen vorerst nicht gelungen, das Dokument in seinem Haupttext "zu drehen". In dessen Folge sich Papst Paul VI. 1968 mit "Humanae Vitae" sogar noch einmal aufraffte und die vielleicht letzte tief katholische Enzyklika veröffentlichte. Ehe ihn seine Kräfte weil aller Mut verließen, so daß er der Liturgierevolution nicht einmal mehr ansatzweise wehrte, obwohl er sie persönlich zutiefst ablehnte, wie man liest.

Aber der PR-Coup war über die Beherrschung der Medien ("Time Life" als das meinungsbildende Magazin weltweit war vom CIA gegründet wie finanziert; den Rest der Medien beherrschte das jüdisch-protestantische Establishment und tut es bis heute) gelungen. Über den "Geist des Vatikanums", der mit all seiner Undefinierbarkeit - man kann ihn nur fühlen, oder auch nicht, wer ihn aber nicht fühlt gehört nicht zur Elite - den literalen, an die Tradition gebundenen Sinn überlagerte. Aus der einstigen Opposition des liberalistischen Amerikanismus wurde deren Missionar. Die Folgen waren unmittelbar zu spüren, der VdZ hat sie ab den 1970er Jahren direkt als den Aufbau einer neuen zu erfüllenden persönlichen Norm erlebt.

Der nächste Papst kam schon plangemäß aus dem Osten, und sein Ziel war der Sturz des Kommunismus, der Sturz eines politischen Systems. Augenblicklich brach folgerichtig die katholische Mission zusammen, weltweit. Nun war man Botschafter des Amerikanismus, und korrumpiert bis ins Mark.

Man war nicht mehr Opposition und Kontrolle einer Gesellschaft, wie sie die Kirche immer war, welcher Aufgabe sie ihre Reputation verdankte, und die sie hätte weiterhin sein müssen, nein. Nun ging es um Regimewechsel, um bessere Gesellschaften, um Utopien, ab 1980 direkt um das Programm Reagans. Der den Kommunismus endgültig stürzen wollte. Und das effektivste Mittel war - Amerikanisierung. Medjugorje entstand zeitgleich mit dem Besuch des Papstes in Danzig und dem Einbruch der "charismatischen Erneuerung", diesem Gipfelpunkt des Subjektivismus, der fortan das objektive Denken zugunsten des "Lebensgefühls" verdrängte.

Die Kirche war gefügiges politisches Subversionsinstrument geworden. Danzig und seiner Solidarnosc 1980 folgte sofort das nächste politisch effektive Mittel einer Marienerscheinung am Balkan. Wer konnte da noch widersprechen, wenn selbst der Himmel eingriff? Eingesetzt. Ja geschickt erfunden, unter Ausnützung persönlicher Schwächen, wie immer eben, um die Feinde im Kalten Krieg zu stürzen und Dollars für den Widerstand ins Land zu schleusen.

Einige Sequenzen aus diesem Zusammenschnitt von Filmszenen mit Sophia Loren - wer verköperte diese italienische USA-Sehnsucht mehr? - entstammen übrigens dem Film "Die Gräfin von Hongkong" (mit Marlon Brando), dem letzten Film von Charles Chaplin (der in einer kurzen Szene sogar selbst - als Putzpersonal - mitspielt.) Worin er noch einmal versucht hat, mit den neuen technischen Möglichkeiten des Films (Ton, dann sogar noch Farbe) Freundschaft zu schließen. Und seinen Pinzipien gemäß ein schauspielerisches Gustostückerl als Kammerspiel inszenierte. Das prompt ein finanzieller Mißerfolg wurde. Chaplin selber aber war auch so unzufrieden, daß er es danach gehen ließ, und nie mehr einen Film machte.









*201118*