Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 8. Mai 2018

Aus der Exportchance wurde Tierquälerei

Als es um den Beitritt Österreichs zur EU ging, waren vor allem die Bauern zu überzeugen. Denn die haben - völlig zu Recht! - geahnt, daß es vor allem sie treffen wird. Und das tat es. Heute ist nur noch ein Drittel der damaligen Höfe aktiv. Die Zahl der Vollerwerbs-Bauernhöfe in Österreich sank von zweihundertfünfzigtausend im Jahre 1994 auf mittlerweile nicht einmal mehr hunderttausend. Wie prognostiziert.  Da haben sie einmal Wort gehalten, die EU-Demagogen, kann man nix sagen.

Aber darum soll es nicht gehen. Auch nicht darum, daß bei der Abstimmung 1994 gut 60 Prozent der Bauern Österreichs FÜR einen EU-Beitritt gestimmt haben. Fast so viele wie unter den Akademikerstrohköpfen, nein doch nicht, bei dieser "Elite" waren es 80 Prozent, wie sich später herausgestellt hat. Aber erst hieß es so, die haben ja auch gute PR-Leute. Und die Pauren waren sicher stolz auf diese Parität, haben ja immer gerne vergessen, daß SIE die eigentliche Elite im Land sind. Ach was reden wir ...

Denn die dümmsten Kälber wählen eben ihre Schlächter selber. Am meisten verloren haben nämlich ohnehin die Akademiker, die Eliten, nur wissen die es nicht einmal. Die tun einem auch nicht leid. Leid tun dem VdZ die vielen älteren, oft so berührend braven Bauern mit oft sehr kleinen Höfen, wie es eben Niederösterreich kennzeichnet, mit den großen, reichen Höfen in den (wenigen) Ebenen, mit den vielen vielen kleine Höfen in den oft kargen Mittelgebirgslandschaften, die er damals als Diözesansekretär so oft besucht hatte. 

Und darum geht es hier schon mehr. Damals traten nämlich alle möglichen Vertreter von EU-Behörden und Bauernvertretern, eifrig unterstützt von Kirchenvertretern, die sich endlich auch in wichtiger Aufgabe sahen (nämlich die Bauern zum "richtigen Verhalten" zu manipulieren, und die EU wurde von diesen Sumpfdeppen ja als effizientestes Mittel für den offenen, demokratischen Staat und vor allem: "gegen rechts" angesehen, was praktisch immer hieß: damit sie nicht katholisch sein müssen), und erklärten den oft so verdammt, ja schmerzhaft gutmütigen, leider oft aber so ungebildeten, viel zu vertrauensseligen ("Die Großkopferten werden es schon wissen!") Bauern die Vorteile. 

Zum Beispiel, daß die Lebensmittelpreise sinken würden. Das erklärt ein Politiker der ÖVP den Bauern, die vor ihm sitzen, der VdZ war dabei und dachte, nicht recht zu hören. Und diese Strohköpfe von Bauern (die den VdZ sogar um Beistand gebeten hatten, um ihnen in der Versammlung - und deren gab es damals sehr viele - argumentativ zu helfen) sitzen damals, wenige Wochen vor der EU-Abstimmung, da ... und nicken zustimmend, als dieser sichtlich nur für diesen Zweck geschulte ÖVP-Jungspund das verkündet. Bauern aus dem Mostviertel, die im privaten Gespräch völlig einer Meinung mit dem VdZ waren. Und DIESELBEN jammern heute über niedrige Lebensmittelpreise ... Da fällt einem nur ein Wort ein: Sühne. Und ... Strafe.

Aber auch darum geht es nicht, den Irrsinn schlucken wir auch hier runter. Diese Mostplutzer (pardon ...) haben ja sogar den glatten Lügen geglaubt, daß sie den Schilling behalten könnten. Denn das wollten sie alle unbedingt. Dabei war der Euro schon im Beitrittsvertrag ausgemacht, und fünf Jahre später kam er auch. Tausend Rosen.

Heil EU - Exportchance Parma Schinken - Photo KRONEN ZEITUNG
Es geht nämlich hier um einen ganz konkreten Fall, wo einer der Politiker, die sich damals alle gerne ihrer kirchlichen Wurzeln erinnerten, denn die Katholische Männerbewegung (KMB) mit ihren 70 Prozent Bauern als Mitgliedern (damals noch gut elftausend in der Diözese St. Pölten, das war bitte jeder achte männliche Kirchgeher) stellte brav und pflichtschuldig jede Menge an Versammlungen, wo also eines Abends, zu dem man die Mitglieder der KMB wieder einmal zu einem wichtigen Termin vergattert hatte, (die braven Männer folgen, wie Männer es nämlich immer tun, wenn sie was taugen) wo also ein routinierter Scheiß-Politiker den Bauern erklärte, daß die EU für hiesige Landwirte große Chancen hätte. 

Da würde zum Beispiel Italien - das ist aus dem Gedächtnis quasi wörtlich zitiert! - großen Bedarf nach Schweineschlögeln für den berühmten Parma-Schinken haben. Die Bauern müßten sich nur ein wenig umstellen. Dann wäre halt ein Ende mit der schlampigen Art, Schweine "irgendwie" zu halten. Denn das Rohmaterial für Parma würde - waggonweise dringend benötigt! - nur in exakten Maßen abgenommen. Dann ginge es darum Schweinestelzen zu produzieren, die im Maß um kaum mehr als einen halben Zentimeter von einer vorgegebenen Norm abwichen. Sagten wörtlich Politiker (und/oder Bauernvertreter).  

Und die Bauern nickten wieder einmal

Nur WIE man das bewerkstelligt, hat sich offenbar niemand überlegt. Oder doch? Egal. Nun ist es ein Skandal, den die Zeitungen (die alle damals selbst kräftig desinformiert haben, pardon, "die richtige Meinung zu bilden geholfen" haben) "aufdecken".  Nun stellt sich heraus, daß diese Sauen, die die so maßgenauen Rohstoffe für den Schinken aus Parma darstellen, diese Maßgenauigkeit natürlich nur erzielen, indem man sie an jeder Bewegung und Aktivität hindert. 

Exportchance EU - Photo KRONEN ZEITUNG
Was dabei herauskommt kann sich der Leser selber denken: Erbärmliche, im Verdacht der Tierquälerei stehende Lebensbedingungen. Unter denen genug Tiere krepieren. Während man den Rest mit Sedativen und Schwanzkupieren irgendwie zumindest so lange hinhält, bis der Kunde (quasi: die Schinkenräucherei in Parma, die uns dann in Lidl und Aldi und Billa und Spar mit bestem Schinken um 1,99 pro 100 g im Sonderangebot verwöhnt) abgemessen hat. Und der LKW vor der Tür die letzte Reise zum Schlachthaus ankündigt. Und die Waage verkündet, daß es sich bei ausreichender Stückzahl irgendwie am Jahresende ausgeht, mit Kreditrückzahlungen und allem Chichi, vor allem der Studienkosten für den Sohn, weil Bauer WERDEN, den Hof übernehmen will sowieso schon lange so gut wie niemand mehr. Na bitte, reguliert sich eh von selbst.

Bitte, bei den Überlebensperspektiven? Die EU-Stumpfschädel, die jeden Krautacker verschandeln und nur Geld der Allgemeinheit als politisches Programm haben, kündigten den Bauern ja zudem an, daß ein Betrieb trachten müsse, zukünftig mindestens siebzig Mastsauen zu halten, darunter sei ein Hof zukünftig unrentabel. Die durchschnittliche Tierzahl damals, 1994, betrug nicht einmal fünfunddreißig Sauen, bei starker Streuung. Was heißt: Sehr viele Betriebe hatten DEUTLICH weniger Tiere, wenige freilich schon damals deutlich mehr. Kredite für die neuen Ställe und den elektronischen Mastmechanismus gab es beim Ausgang, gleich beim Raiffeisenschalter links sozusagen. Und sie sprachen von "Maisfurche", also von Monokulturen, bestens geeignet für Saumast, zwischen Tulln und Wels. Usw. usf., es gehen einem die Worte aus. Und die Bauern nickten auch hier. Auch die mit ihren steinigen Äckern im Jauerlinggebiet bei Pöchlarn.

Nun ist diese "Chance des EU-Beitritts" sogar ein Fall für den Tierschutz. Und gar nicht zu Unrecht. Bauern als Tierquäler. Ob das einen EU-Geld-abhängigen Bauern vor Gott und seinem Gewissen zufrieden macht? Ob sie heute noch zu den erwürgenden Schlagworten vom "Feinkostladen Österreich - für Europa" nicken würden? Der Bio-Landbau hierzulande - damals ein Fünftel, Rekord in Europa - geht zurück, es ist einfach nicht rentabel, die Bauern könnten kaum davon leben, gäbe es nicht einen Bauernmarkt in Bad Ischl oder in Purbach, die alle mit Augenzwinkern von der lokalen Obrigkeit geduldet werden, obwohl sie kaum einer EU-Vorschrift entsprechen, weil die Bauersfrauen mit ihren groben, gewiß nie manikürten Arbeitshänden in der Käsemolke oder im Krauttopf herumpantschen, daß es eine Freude fürs Immunsystem ist. Glückliches Österreich. Wo man heute leider schon über einen türkischen Halal-Fleischer am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten dankbar ist, der noch vernünftiges Kalbfleisch oder knackfrische Lammkeule anbietet, die ganz sicher nicht aus Neuseeland stammt. Denn ein regulärer österreichischer Fleischer kann sich da gar nicht mehr halten.*

Wissen Sie was, geneigter Leser? JA. Würden sie. Die zahlenmäßig sehr reduzierten Bauern würden auch heute mehrheitlich nicken. Aus den Exportchancen wurde ein ehemaliges Agrarland, das sich heute - und das ist einmalig! - nicht einmal mehr selber mit den Grundnahrungsmitteln versorgen kann. Nach den Rußland-Boykotts sind die Lebensmittel-Exporte sowieso auf einem historischen Tiefstand. Getreide, von dem wir noch in den 1970er Jahren hunderttausende Tonnen exportierten, wird heute versprittet (ein Sechstel des in Österreich und Deutschland in extrem wasserziehenden Monokulturen - der "Klimawandel" läßt grüßen! - angebauten Getreides wird Bio-Sprit; eine reine und sinnlose Ausrede!) und das Schweinefleisch und die Milch kommt wie in Deutschland aus den Niederlanden oder Spanien.

Die machen bekanntlich ja sogar aus einer Handvoll Hühnerscheiße Tonnen von Tomaten (der VdZ hat einmal als Schauspieler in einer deren Werbekampagnen gespielt und sah alles) oder tausende Schweinehälften, und verklappen die Gülle in den Atlantik. (In Österreich darf man Gülle nicht einmal mehr als Dünger ausbringen, wie es immer war. Wahrscheinlich verkochen die Bauern sie zu Original Marillenschnaps aus der Wachau. Dafür verfüllen wir unsere nicht mehr gebrauchten Gebirgstäler mit Müll aus Neapel und Rom, wenn Touristen ausbleiben. Das sind keine Fake-News, das ist EU-Realität.)

Die Politiker und die Kirchensauschädel sind sowieso schon in der Hölle. Die können uns hier egal sein. Aber die Bauern können einem oft schon Sorgen machen.





*In dem 2.000-Einwohner-Ort im Mostviertel in Niederösterreich, in dem der VdZ gut fünfzehn Jahre lebte, gab es vor dem EU-Beitritt Österreichs FÜNF Fleischereien, alle mit absolut überzeugender, ja oft grandioser Qualität der Produkte. Der hatte legendäre Leberknödel (sogar täglich ausgekocht und als Suppentopf angeboten), der das beste Schweinskarree, der die besten Bratwürste, und der die großartigsten Rindersteaks. Und alle mit Eigenschlachtung. Samt dem VdZ, der über viele Jahre Schafe, Kaninchen, Ziegen und sogar Truthühner hielt. HEUTE gibt es im selben Ort nur noch EIN Fleischvertriebsgeschäft (neben dem Billa, der nunmehr gebaut wurde), das nicht einmal mehr selber schlachtet, weil die Hygieneauflagen der EU zu streng sind. 

Will einem da einer der Politikerschädel allen Ernstes einreden, daß die Lebensqualität gestiegen sei? Haben die sie noch alle, wie ein Bekannter des VdZ es ausdrücken würde? Wir Österreicher haben doch VOR dem EU-Beitritt viel besser gelebt! Samt den Bauern. Auf die paar Software-Start-Ups, die der VdZ mit seinem mühsam erarbeiteten Geld über Steuern auch noch finanzieren muß, die die "große Welt" vorgaukeln, in deren Ozon sich die Politiker ihre Freizeiträusche holen, obwohl sie allesamt lächerlich sind, kann das Land gerne verzichten. Und Zuwanderer braucht auch niemand. Buchstäblich.





*300418*