Technik hat wie jede Möglichkeit einen
Eros, hat innerhalb des Weltgefüges deshalb die Tendenz, auch real zu
werden. Deshalb ist es nie ausreichend, Möglichkeiten zu schaffen, die
man dann begrenzt, weil man sie so vermeintlich im Zaum halten kann. Es
kommt vielmehr in diesem komplexen menschlichen Gefüge, das aufgrund
seiner Schwäche zu Fehlern (das heißt: Sünden) neigt, die auch Realität
werden, der Moment, wo jede Technik entgrenzt benützt und eingesetzt
wird. Die gewaltige Menge an Daten, die heute über die Menschen
gesammelt wird, hat deshalb ihre wahre Bedrohungsnatur nie darin
gezeigt, was sie bereits tut, und wo man sie beschränken kann und meint
zu müssen. Sie hat sie in den Möglichkeiten gezeigt, auch wenn diese
noch nicht Realität wurden.
Es
gäbe nur einen Meister aller dieser Fehlentwicklungen, und das ist
Gott. Nur Menschen, die fest in Gott verankert sind, der das Maß und den
Takt der Wirklichkeit bestimmt, sodaß also das Gute, Schöne, Wahre in
den Dingen und deren Gebrauch selbst liegt, wären in der Lage, Technik
so gemach einzusetzen, daß sie nicht durch Auswucherung jenen den
Menschen in reines Nutzdenken verformenden Charakter annimmt, den sie
tatsächlich in der Geschichte dann doch stets annahm. Und erst recht
heute.
Denn
gleichzeitig bräuchte so eine Haltung vor Gott eine starke kulturelle
Institutionalisierung, muß in der individuellen Haltung der Menschen
verankert und getragen sein. So, wie die Griechen etwa mit der Technik
umgingen. Die keine Technik auf Dauer einsetzten, sondern sie stets nur
sehr begrenzt verwendeten, und sofort wieder von ihr abließen. Weil sie
dem wahren Menschsein widersprach, ja es zerstörte. Die Größe und
Lebensgeglücktheit in ganz anderen, geistigen Werten erfüllt sahen:
Ehre, Geistigkeit generell, subsummiert unter dem Begriff der Freiheit,
die weniger eine Freiheit von als eine Freiheit zu ist,
die erst dann real und aktuell ist - deshalb in gewisser Weise flüchtig -
wenn sie sich in einer Situation erheben kann. Der Mensch also dem
Gesollten frei folgt. Das ist die Haltung des Spiels. In der es nicht
auf den technischen Effekt, den Nutzen einer Tat ankommt, sondern auf
die innere Haltung, das Wachstum der Seele zur Persönlichkeit.
Wobei
wir uns nicht täuschen sollen: Diese Hochzeiten dauerten auch dort nur
kurze Zeit, und bald begann auch dort die Technik vielfach das Leben
umzuformen. Diese Hemmung, diese großartige menschliche Prägung besaßen
bereits die Römer nicht mehr, speziell in der Zeit der Republik,
endgültig nicht mehr in der Zeit der Kaiser.
Von alle dem sind wir nicht nur weit entfernt, sondern wir entfernen uns sogar in Riesenschritten weiter davon.
Und
damit bekommen wir es so sicher wie das Amen im Gebet mit den
schlimmsten Auswirkungen des heutigen Technikgebrauchs zu tun. Sämtliche
unserer Lebensabläufe werden mehr und mehr zu Prozessen einer Maschine.
Die der Welt überzustülpen und zu perfektionieren wiederum in der Natur der Technik bzw. des
Menschen, der mit ihr zu tun hat, der sie kennt, der sie betreut, der
sie schafft, liegt.
Für den heutigen Weltbegriff wird damit das, was die Welt eigentlich ist - und zwar buchstäblich, nicht im übertragenen, verfrömmelten Sinn, nein, handfest, real! - völlig ausgeblendet. Was die Welt in Wirklichkeit ausmacht, trägt, vorantreibt, Herrschaften, ist (Trommelwirbel) .. das Wunder. Die Welt ist überhaupt nur, weil sie ein unausgesetztes Geschehen von Wundern ist! Was also krank daran ist, sich solche Systeme der Beherrschung auszudenken, ist, daß wir nicht mehr wissen, was Realität ist, weil wir nicht mehr wissen, was Wirklichkeit ist.
Für den heutigen Weltbegriff wird damit das, was die Welt eigentlich ist - und zwar buchstäblich, nicht im übertragenen, verfrömmelten Sinn, nein, handfest, real! - völlig ausgeblendet. Was die Welt in Wirklichkeit ausmacht, trägt, vorantreibt, Herrschaften, ist (Trommelwirbel) .. das Wunder. Die Welt ist überhaupt nur, weil sie ein unausgesetztes Geschehen von Wundern ist! Was also krank daran ist, sich solche Systeme der Beherrschung auszudenken, ist, daß wir nicht mehr wissen, was Realität ist, weil wir nicht mehr wissen, was Wirklichkeit ist.
Bereits hier haben wir es mit einer Auswirkung der Technik zu tun, vor der sich die alten Griechen gehütet haben wie der Teufel das Weihwasser scheut: genau das wollten sie nicht. Wir aber haben durch unsere exzessive Nutzung von Technik in allen Bereichen - auch und gerade im Sozialen (durch den Sozialstaat heutiger Prägung, eine Technik) - eine Haltung verinnerlicht, in der uns die Welt ohne Wunder, als reines Ablaufschema erscheinen will. Dies wird gestützt von einer (aufklärerischen) Weltsicht des Materialismus, in der die Welt ohne Wunder auskommt. Eine solche Welt fällt (scheinbar, es ist ein Schein! es entspricht nicht der Wirklichkeit!) immer mehr auf uns zurück. In ihr bewegt sich nur noch, was wir in ihr als technischen Ablauf bewegen, und was immer uns begegnete wird ebenso gedeutet. Wunderlos. Als rein mechanischer, materieller Ablauf einer Welt, die nur Technik ist.
In diese sohin "falsche" Realität fällt auch die Rundumerfassung des Menschen, die Verquickung von Daten. Alles weil es vermeintlich positiven Zwecken dient - Sicherheit, Gesundheitsvorsorge, grob gesagt: Steigerung des Lebensglücks. Vor allem letzteres ein Begriff, der unter völliger Neudeutung verwendet wird. Das Wesentliche an der menschlichen Geglücktheit, die Freiheit, wird zum bloßen Schein.
Wohin das alles führt, exerziert uns nun China vor.
Was 2017 als Experiment in einigen Großstädten begann, wird ab 2020 das
gesamte Land erfaßt haben. Und erregt kaum Widerstand, denn immerhin
ist China durch die Nutzenphilosophie des Konfuzianismus seit je dafür
aufgeschlossen. Die Rede ist von einem "Anständigen-Index", unter dem
jeder Bewohner erfaßt wird. Ausgehend von einer gewissen Punktezahl,
werden die bereits jetzt bestehenden zahllosen Überwachungsinstrumente
(von einem gewaltigen Netz von Kameras angefangen, bis über
Gesundheitsdaten, Profilen von Internetaktivitäten, einfach alles, was
sich in ein die Ja-Nein-Technologie des Computers umlegen läßt) laufend
ausgewertet. Daraus ergeben sich Bewertungspunkte, die bei erwünschtem
Verhalten zu einer Vermehrung, bei unerwünschtem Verhalten zu einer
Reduktion der Punkte dieses Index führt.
Sich
auszudenken, was das für Möglichkeiten der Disziplinierung mit sich
bringt, können wir getrost dem Leser überlassen. Wer immer den
Vorstellungen eines "guten=erwünschten Menschen" nicht entspricht, ist
unzähligen Drangsalierungs=Erziehungs=Umformungsmöglichkeiten ausgesetzt, in denen er nach und nach
von Leben und Gesellschaft ausgeschlossen werden kann und wird. Während umgekehrt das
Leben und die Öffentlichkeit immer mehr in die Hände jener übergehen
werden, die den Idealvorstellungen entsprechen.
Morgen Teil 2) Eine verheerende Umdeutung von Freiheit zerstört sie
*040518*