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Samstag, 19. Mai 2018

Doch ein bißchen differenzierter zu sehen (2)

Teil 2) Wenn alle auf BIO umstellen, sinken die Erträge noch mehr




Und gleich noch ein weiterer, recht bedeutender Aspekt spricht recht deutlich gegen die sogenannte biologische Landwirtschaft, wie sie derzeit auf rund ein Prozent der weltweit zur Lebensmittelproduktion genutzten Flächen stattfindet. BIO-Landbau hat weniger Ertrag pro Hektar, und produziert damit höhere Kosten pro Lebensmitteleinheit. Der erste Faktor, der zu höheren Verkaufspreisen führt. 


Vor allem wird nun der zusätzliche Flächenbedarf, der auf Kosten von heute unberührten Naturlandschaften gehen muß - wie Regenwälder - schlagend. Die aber, davon können wir ausgehen, für Klima und Artenvielfalt von enormer Bedeutung sind.

Wenn man nun also annimmt, daß man weltweit den Anteil der BIO-Landwirtschaft entscheidend erhöht, weil die ja angeblich "nachhaltig" ist und das Klima schützt und außerdem die BIO-Produkte gesund sind und und und ... muß man zusätzlich sogar noch davon ausgehen, daß die Erträge auf die Fläche gerechnet noch weiter sinken. Warum? Weil BIO sehr hohen Kenntnisstand verlangt. Derzeit sind es ja eher diese Kenntnisträger, die besten Pioniere sozusagen, die BIO durchziehen. Viele Enthusiasten darunter, die von ihrem Tun auch deshalb überzeugt sind, weil es ihnen um eine Art der Lebensführung und ethische Aspekte oft mehr geht als um Erträge.

Das würde sich realistischerweise bei gestiegener Zahl der BIO-Bauern aber ändern. Das werden auch noch so viele Schulungen von Normalo-Bauern nicht ändern. Die durchschnittlichen BIO-Erträge pro Flächeneinheit würden somit noch weiter sinken. 

Nimmt man nun die unweigerlich höheren Preise, muß man nun davon ausgehen, daß sich ein recht großer Teil der Weltbevölkerung die benötigten Lebensmittel gar nicht mehr leisten kann. 

Damit haben wir die Faktoren beisammen, um Schlüsse zu ziehen: Stellt man weltweit große, bislang konventionell bewirtschaftete Flächen auf BIO um, kommt man aus der Schere "höherer Landverbrauch", "geringere Erträge" und "gestiegene Preise" - noch dazu bei steigender Weltbevölkerung - sehr rasch auf den Umstand, daß in verschiedenen Gebieten der Welt speziell, aber im Durchschnitt weltweit, Unterversorgung entstehen würde.

Das Fazit der Studie ist somit recht ernüchternd: Biologische Landwirtschaft erfüllt bei genauerer Betrachtung und gegen die weit verbreitete Meinung NICHT das Kriterium der "Nachhaltigkeit", um die es heute allen angeblich geht. Sie kann im Einzelfall etwas zur Qualität der Versorgung beitragen, ja, aber nur im klugen Zusammenwirken mancher ihrer Methoden mit einer herkömmlich geführten Landwirtschaft. Nur die ist nämlich in der Lage, die Weltbevölkerung zu ernähren und sich ernähren zu lassen. Denn sie verwendet das Land effizient. Immerhin gibt es derzeit so wenig Hunger wie noch nie in der jüngeren Geschichte.**






**Was zu dem simplen Schluß führt, daß wenn es in der Vergangenheit zu Hungersnöten kam, dies zu großen Teilen der geringen Effizienz - also dem geringen Ertrag pro Flächeneinheit - zuzuschreiben war. Und in der Tat: Viele Länder haben ihre Lebensmittelversorgung erst ab dem Moment sichern können, wo durch effizienzsteigernde Methoden (Dünger, Pflanzenschutz durch Fungi- und Insektizide, Maschineneinsatz) mehr Lebensmittel auf der selben Fläche produziert werden konnten. Da muß man gar nicht an China denken, das erst in den späten 1960er Jahren seinen Hunger besiegt hat. Oder an Indien mit seinem methodisch verbesserten Reisanbau. Da genügt Preußen. Wo der Hunger erst unter Friedrich II. besiegt wurde, weil der die (an Kalorien) ertragreicheren, damit effizienteren, wenn auch quantitativ natürlich bodenziehenderen, aber auch gut lagerfähigen südamerikanischen Pflanzen (vor allem Kartoffeln, später auch Mais) anbauen ließ. Denn die Flächen ließen sich nicht vermehren. Aber deren Ertragskraft.





*080518*