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Mittwoch, 16. Mai 2018

Erst Unterschiedlichkeit bringt lebhafte Außenwirtschaft (1)

In diesem Vortrag trägt Professor em. Hans Werner Sinn ein besonders interessantes Argument vor. Deshalb findet der Leser das Video hier. Ab ca. Minute 22 findet es sich. Sinn sagt nicht weniger, als daß es für die Volkswirtschaften der EU von großem Vorteil wäre, wenn die Freizügigkeit der Wohnsitzwahl NICHT gegeben wäre! Sinn begründet es damit, daß auf diese Weise ein je Land unterschiedliches Preis- und Lohngefüge entsteht. Das wiederum ist die Voraussetzung für schwunghaften Außenhandel. Denn nur unter diesen Voraussetzungen sind die Vorteile für internationalen Handel besonders groß. 

Lebhafte Außenwirtschaft lebt damit von den UNTERSCHIEDEN zwischen einzelnen Volkswirtschaften, die je unterschiedliche Lohn- und Leistungsstrukturen haben.

Brüssel macht aber das genaue Gegenteil: Es bindet Freizügigkeit an die Wirtschaftsunion. Was sich im Fall Brexit als "tödlich" erwiesen hat. Denn die meisten Briten wollten genau den einen Punkt nicht: Freizügigkeit. Migration. Aber genau diese Kombination ist volkswirtschaftstheoretisch tatsächlich der sichere Weg, um den Außenhandel zu DÄMPFEN.

Ganz besonders zustimmen kann man Sinn auch in einem weiteren Argument, in dem er sich gegen eine Fiskalunion innerhalb der EU wendet. Wenn man einem Land - und damit sagt Sinn exakt das, was sich an dieser Stelle seit Jahr und Tag findet - zusätzliche "nicht selbst verdiente" Ressourcen zuschiebt, kann man zwar kurzfristig seinen Lebensstandard (Sinn meint wohl: sein Konsumniveau) heben. Aber man zerstört seine Wettbewerbsfähigkeit. Und schafft damit Arbeitslosigkeit und Flaute bei seinen Produktionsbetrieben. Dem Land bleibt nichts anders übrig als sich zu verschulden, will es sein Wohlstandsniveau halten. Damit gerät es - siehe Griechenland - in eine absolut tödliche Abwärtsspirale.

Freizügigkeit, Haftungsgemeinschaft kann nur dann statthaben, wenn sich die Volkswirtschaften der Staaten mehr oder weniger angeglichen haben. Und das heißt nicht weniger als: Die Kulturen der Völker haben sich völlig und in allem einander angeglichen. An sich eine Unmöglichkeit, weil es einem Identitätsverlust gleichkäme - der wiederum die Leistungsfähigkeit (weil das schöpferische Potential) auslöscht.

Schuldensozialisierung wie sie Frankreich unter Macron oder manche EU-Mittelmeerstaaten fordern bringt - die USA ab 1791 sind ein lehrhaftes Beispiel dafür - nur Haß und Zwietracht. Der Bürgerkrieg 1861ff. ist direkt darauf zurückzuführen. Der im übrigen (sagt Sinn!) weniger eine Frage der Sklavenbefreiung war, als eine des Nordens, der an die billigen Arbeitskräfte aus dem Süden heranwollte. Die Spannungen zwischen den Staaten, die daraus entstanden sind, weil die Schuldensozialisierung (die Bundesregierung hat die Finanzen aller Einzelstaaten "ausgeglichen", in einen Topf geschmissen, so wie es die EU praktisch bereits gemacht hat und nun noch theoretisch nachholen will) zwischen den schuldenfreien (Süden) und schuldenbelasteten Staaten (des Nordens) großen Streit gebracht hat, haben sich 1861 im Sezessionskrieg entladen. Daraufhin haben die Amerikaner das System wieder geändert. Die Federal Reserve Bank kauft bis heute KEINE Staatspapiere.

Kein Staat kann (schon gar nicht pauschal) für die Schulden eines anderen Staates einstehen. Das ist die direkte Einladung an alle (!), das System auszunützen, anderes anzunehmen widerspricht aller Erfahrung und ist reine Utopie. Es fehlt damit das entscheidende Disziplinierungsmotiv: Die Vorsicht der Gläubiger, Geld zu leihen, und die Vorsicht der Kreditnehmer, mit Krediten vorsichtig umzugehen. Genau so entstehen dann tödliche Blasen. Und im Endeffekt zahlt es immer - der Steuerzahler, und das ist immer der einfache Bürger.

Jedes Land, jedes System bricht unausbleiblich zusammen, wenn man ihm mehr Ressourcen zur Verfügung stellt, als (durch Arbeit, durch Produktivität gedeckt) überhaupt da sind. Kein Land darf über mehr verfügen, als wirklich an Gütern da ist.

Tatsächlich passiert das Gegenteil, und ist seit 2008 passiert. Speziell die Krisenländer von 2008ff. haben seither ihre Schulden enorm erhöht, anstatt sie zu reduzieren. Und das deshalb, weil die EU die Haftung für diese Schulden übernommen hat. "Wer im Euro ist, kann nicht mehr pleite gehen", war die Botschaft. Die EU wirft gerne die Druckpresse für Geld an. Die Löhne stiegen, aber die Unternehmen verloren die Wettbewerbsfähigkeit, weil die Löhne nicht mehr der Produktivität entsprachen.

In ganz Südeuropa war der Lebensstandard über die Produktivität gestiegen. Das mußte auf die Länder zurückfallen. Seit 2008 hangeln sich somit die südeuropäischen Länder von einer Rettungsaktion zur nächsten. 

Die EZB (für die die Staaten haften, also die Staaten, die Vermöge haben) hat von 2015 bis Ende 2017 um 1,8 Billionen Euro Staatspapiere gekauft.  Und es sollen noch einmal 2,3 Billionen Euro mehr werden. Das MUSZ in einer Inflation enden, auch wenn das noch einige Jahre dauern wird. DER WOHLSTAND VIELER LÄNDER EUROPAS, der angeblich mit dem Beitritt zur EU verbunden ist beziehungsweise war, WAR IMMER NUR EINE EINZIGE LÜGE.

Dazu kommt, daß die Verlagerung der Staatsschulden auf institutionelle, politische Gläubiger (wie die EZB) die Nachlässigkeit in der Betrachtung von Schulden entscheidend erhöht hat. Wären die Staaten gezwungen, ihre Kredite am Privatmarkt aufzunehmen, wäre die Lage völlig anders. Aber bei Staaten als Gläubiger wird das plötzlich zum "außenpolitischen Problem", das der Gläubiger natürlich nicht so streng behandeln kann.

Die Deutsche Bundesbank hat damit per Juni 2017 gegenüber der EZB bereits eine Forderung von 857 Milliarden Euro. Das ist die Hälfte des gesamten deutschen Auslandsvermögens.  Dieses Geld wird Deutschland nie mehr sehen, das kann man mit Sicherheit sagen. Denn jeder Staat wird zweifellos einen Konkurs seiner Staatsbank hinnehmen, sich damit entschulden, und mit einer neuen Staatsbank weitertun. Die Deutsche Bundesbank wird damit mit Sicherheit "in die Röhre schauen". Damit wird in Deutschland wieder der Staat einspringen. Also der Steuerzahler. 



Morgen Teil 2)






*070518*