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Mittwoch, 2. Mai 2018

Wenn Vernunft nur noch als Verschwörungstheorie auftritt (1)

Nicht jede Verschwörungstheorie ist Unsinn oder Verstörungssymptom. Es ist sogar realitätsfern zu glauben, daß es keine geheimen, unaufgedeckten und unaufzudeckenden Absprachen gibt. Ja, wo es Menschen gibt, gibt es zwangsläufig menschliche Wirklichkeit, die nur rückfolgernd und als Theorie zu erfassen sind. Und so als Prämisse der Wahrnehmung die Realität zur Wirklichkeit aufschließt. Immerhin liegt sogar das Wesen der Wirklichkeit unsichtbar, geistig, somit im Medium der Sprache. Deshalb ist ihr Kriterium die Wahrheit, ebenso wie bei jeder Verschwörungstheorie. Was uns zu Ursachen für solche Theorien bringt, die da die Lüge und die fehlende Offenbarung sind.

Jeder kennt ja die Situation, wohl kaum einer ist ihr nicht zum Opfer gefallen, wohl kaum einer hat sie nicht schon selbst als Täter erzeugt, in der man den anderen bewußt in die Irre führt, indem man ihm nicht die Wahrheit offenbart, sondern ihn bewußt zu täuschen versucht, und von ihm außerdem verlangt, daß er eine Realität, der er sich gegenübersieht, und die er zu begreifen versucht, gegen manchen Augenschein konstruiert. Das erfolgt nicht zuletzt durch den Umstand, daß jeder Mensch die Grundmatrix des Wirklichen zutiefst, und zwar wirklich zutiefst, ja konstituierend (sic!) in sich trägt. Stimmt nun eine Realität mit dem Begegnenden insofern nicht überein, als das Etikett, die Erzählung, das vom Gegenüber (beziehungsweise der Allgemeinheit als "Raum der Sprache", damit auch der eigenen Sprache!) Ausgesagte strukturell übereinstimmt, muß er um seine Freiheit zu wahren die Wahrheit "konstruieren".

Aber nicht, in dem er sie willkürlich erfindet - damit gibt sich niemand zufrieden. Sondern eben, in dem er sie findet. Und dazu bleibt ihm angesichts einer beharrlichen Weigerung des allgemeinen Sprachraums, die Wahrheit zu sagen, ja eines allgemeinen Willens, zu lügen, der Ausweg eines "es kann nicht anders sein", eine ultimo ratio also. In der entscheidend wird, wie vernunftgeprägt, auch mit welchem Wissen getränkt derjenige ist. Vieles an dem heutigen exzessiven Mediengebrauch hat darin seine Wurzeln: Der Einzelne sucht Allgemeinheit. Das gehört zum Wesen menschlicher Vernunft!*

Somit gehört es zum Wesen von totalitären Systemen, die da sui generis versuchen, den Einzelnen zu einem gewünschten Verhalten, ja zu einem gewünschten Sein zu zwingen (was zwangsläufig zu einer Verletzung der Freiheit und damit Vernunft des Einzelnen führt), daß als Reaktion Verschwörungstheorien blühen. Denn dem Einzelnen bleibt nur noch ein Begreifen, das vom Allgemeinen getrennt weil zwangsläufig anders ist. Denn das Erfahrene widerspricht der zuinnersten Vernunftmatrix. So wie es zum Wesen von totalitären Systemen gehört, die Natur einer Gesellschaft als Gefüge einer Hierarchie zu mißbrauchen, das heißt, über Autorität - zu lügen, zu manipulieren. Und manipulieren heißt, die Freiheit weil Vernunft des Einzelnen zu düpieren. Bis zum Mißbrauch, der die Freiheit des Einzelnen in einer Teilentscheidung benützt, um ihn über die Folgen seiner Entscheidung zu täuschen, ihm Verantwortung aufzuladen, die er gar nicht trägt weil tragen konnte.

Damit haben wir bereits einige Kriterien erarbeitet, die uns helfen zu verstehen, warum es zum einen heute so viele Verschwörungstheorien gibt, das heißt Theorien, die von der Allgemeinheit nicht bestätigt, ja die sogar bewußt als "Lüge" ("Fake") dargestellt werden, daß man manchmal schon meinen könnte, die Vernunft sei nur noch in der Form einer Verschwörungstheorie zugängig. Und zum anderen, warum es Verschwörungstheorien gibt, die tatsächlich nur Unsinn sein KÖNNEN, weil sie den Grundsätzen der Vernunft widersprechen. 

In denen also jemand zwar DIE WAHRHEIT sucht - die immer ein allgemeines, autoritatives Gebäude ist - aber nicht die Grundinstrumente der Wahrheit zur Verfügung hat. Weil auch das Erkennen der Welt, die Welterkenntnis eine Hierarchie hat, die eine Analogie zum Wirklichkeitsaufbau der Welt überhaupt ist. Und also von der Ontologie ausgeht, und die ist zuerst Sein und damit Ursache und damit Gott.

Insofern sind in manchen Verschwörungstheorien auch Dinge sichtbar, die zu sehen deren Vertretern so gar nicht recht sein dürfte. Denn sie geben auch Aufschluß über die Sittlichkeit. Denn vieles, was uns als "Neugierde" begegnet, ist eine durch Unsittlichkeit entstellter und damit ins Gegenteil verkehrter Erkenntnisdrang, der oft weit in die Gnosis hineinreicht, die ja bekanntlich wirkliche Sittlichkeit (die eine des Seins ist, und nur daraus eine des Verhaltens) durch eine scheinbare Weisheit zu maskieren versucht.


Morgen Teil 2) Aus einer Grundstimmung des Mißtrauens geboren
Verschwörungstheorien als ultimo ratio



*Hier zeigt sich, warum das Internet schon aus seinem Wesen heraus nicht dafür geeignet ist. Weil Autorität nicht "auswählbar" ist, nicht der persönlichen Disposition unterliegt, wie es das Medium Internet (schon rein technisch zeigt sich das: im Bildschirm, der jedem Buchstaben, jedem Wort "Scheinhaftigkeit" und Disponibilität gibt! das betrifft in noch geringerem Maß aber auch schon das Buch, das die Grundlagen des Abendlandes mehr angefressen hat, als wir heute glauben wollen) an sich ja bedeutet. Der VdZ hat es schon vor Jahren darzustellen versucht: Das Internet ist als Medium der Wahrheitsverkündigung prinzipiell ungeeignet! Es kann bestenfalls destruieren, hinterfragen oder anregen, bestehende sprachliche=gedankliche Positionen aufzulösen.






*180418*