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Dienstag, 2. Oktober 2018

Einmal Christ - immer Christ, selbst als Heide

Das ist eine interessante Aussage, die William M. Briggs da macht: Der Westen ist dermaßen durchtränkt vom Christentum, daß es aufs Erste gar nicht auffällt, wenn sich jemand offiziell von der christlichen Religion verabschiedet. Es ist damit etwas völlig anderes, ein "Nicht-mehr-Christ" zu sein, als überhaupt nie ein Christ gewesen zu sein. Denn ein Ex-Christ weist automatisch Verhaltensweisen auf, die einer Weiterführung oder Aufnahme christlicher Lebensführung entspricht, der halt eines fehlt: Jede Transzendenz. 

Deshalb gibt es auch jede Menge an Vereinigungen und Religionsgemeinschaften, die allesamt wie die Kopie der Kopie der Kopie des Originals wirken. Wo bei jeder Stufe jemand am Bild herumgemeistert und es auf jene Weise verändert hat, von der er meinte, so habe es ursprünglich ausgesehen. 

Während es so gut wie unmöglich ist, ja meistens in Lächerlichkeit endet, wenn Ex-Christen versuchen, fremde "ursprünglichere", in irgendeiner Form also heidnische Religionen anzunehmen. Niemand davon wird ernsthaft Hinduist oder egal was aus diesem Zoo hunderter Religionen. So gut wie immer dienen diese Religionen nur dazu, den einen oder anderen "Wert" ganz besonders ins Licht zu rücken. Werte, die meist genau der Grund waren, warum sich diese Menschen offiziell vom Christentum abgewendet haben. Also wird dann Pop-Buddhismus zum Argumentationshintergrund, Genderismus gutzuheißen. (Soweit noch Briggs, annähernd.)

Immer ist ihr Grundverhalten, ihr Wertegefüge aber mehr oder weniger fundamental geprägt vom Christentum, wenn dieses oft auch kaum noch direkt zu Wort kommt oder mit dem "Abschied vom Christentum" ein Dissens egal aus welcher Richtung gerechtfertigt werden soll. Es wird nur das Kruzifix aus der Ecke geräumt und durch eine Buddha-Statue ersetzt, auch wenn das mit Buddhismus rein gar nichts zu tun hat, eine typisch christliche Verhaltensweise und Sichtweise ist. Der Raum als Beziehungsqualität aber bleibt derselbe.

Das zeigt sich schon in der Herangehensweise, die man tatsächlich lächerlich nennen muß. Wo davon ausgegangen wird, daß es in der fremden, in der neuen Religion "eine" Lehre gäbe. So, wie das eben im Christentum der Fall ist. Oder - war. Oder - sein sollte, weil es zum Wesen der Wahrheit gehört. Aber es gibt keine andere Religion, sofern man das Christentum überhaupt eine solche nennen kann, die diese Charakteristik aufweist. Nicht einmal im Islam, wo es "Schulen" gibt, aber keine wirklich einheitliche "Lehre", so sehr das manche behaupten.

Aber ganz sicher nicht im Hinduismus oder Buddhismus, die in zahllose, wirklich zahllose Schulen zerfallen, sodaß man beim Hinduismus speziell gar nicht von einer Religion spricht, sondern es so viele Religionen wie Hindu (=wörtlich: Menschen, die in Indien leben; so hat es zumindest einmal ein Hindu dem VdZ erklärt) gibt. Keine Heidenreligion auch in der Geschichte, die nicht in zahllose Richtungen zerfallen war und zerfällt. Wo jeder Priester eine eigene Religion verkündet.

Erst das Christentum als "die Wahrheit selbst" hat diese Sehnsucht des Menschen erfüllt: Die Rückbindung in eine Wahrheit. Und wenn auch noch so viel Dissens vorhanden scheint - kennzeichnend ist, daß es eine unverrückbare Wahrheit gibt, und jede Abweichung davon unter ihrem Licht als Abweichung in Vernunft und Logik zerschmilzt.*



*Was übrigens der Grund war, warum in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung das Christentum meist gar nicht als Religion, sondern als Philosophie wahrgenommen wurde. Denn eine Religion, in der Vernunft und Glaube in eins fallen, weil es nur eine Wahrheit geben kann, gab es noch nie. Weshalb jede Abweichung im Christentum einerseits einen Denkfehler, als dieser aber eine sittliche Abweichung zur Ursache hat.



*080818*