Teil 4) Wemhoff stellt unser Bild von Trump auf den Kopf
Dabei
wird auch Trumps Außenpolitik, die sich derzeit in "Handelskriegen"
auszutoben scheint, aus denen heraus man ihm unterstellt, er würde der
globalen Wirtschaft entgegenstehen, seltsam falsch, ja verkehrt herum
eingeschätzt. Denn was Trump hier macht, muß ihn sogar als einen
Präsidenten einschätzen lassen, der so wie kein anderer vor ihm FÜR
internationalen Freihandel eintritt - indem er nämlich verlangt, daß
alle Handelspartner des Globus die gleichen Bedingungen haben müssen.
Trump verlangt von den anderen Staaten deshalb mit Nachdruck, jedwede
Einfuhrbeschränkungen für amerikanische Güter aufzugeben und die
Handelsbedingungen anzugleichen.
Die Folgen
davon sieht Wemhoff sehr realistisch. Sie sind beträchtlich und werfen
ein völlig anderes Bild auf Trump, als hier herrscht. Denn Europas
Gesellschaft - von der amerikanischen schon durch die regionalen
Bedingungen sehr verschiedenen - braucht Zölle auf amerikanische Güter,
um sich halten zu können. Ein Auflösen dieser Schranken würde die
europäischen Völker ins Mark treffen, weil hier alles umbauen. Hier
würden endgültig sämtliche traditionelle soziale Strukturen durch
wirtschaftlichen Druck angegriffen. Trump bedient sich also scheinbar
des amerikanischen Nationalismus, um andere Nationen aufzulösen und den
Einfluß der USA durch seine Wirtschaft zu vergrößern!
Das
Ziel wird somit klar erkennbar: Amerika wird tatsächlich im Einfluß auf
die Lebensweise der Welt wachsen. Nur braucht Trump dazu keine
Flugzeugträger. Er hat andere Zwangsmittel. Trump nützt einfach die
wahre Stärke eines Landes - die Wirtschaft vor dem Hintergrund des
Liberalismus. Damit trägt die USA den universalistischen Individualismus
als das, was das wahre Gründungs- und Lebensprinzip der USA ist, stärker
und zwangvoller weiter, als es je der Fall war. Amerika braucht seine
Industrie, um seine sozialen Probleme und Spannungen zu bewältigen, und
Industrie bedeutet unentwegte Güterproduktion. Und diese wiederum
braucht Absatzmärkte, braucht unbegrenzte Zugänge zu ausländischen
Märkten. Und das braucht ein Niederreißen der nationalen Eigenheiten und
der Schranken, die diese bewahren sollen. Trumps Außenpolitik zielt
genau darauf ab. Er setzt also die US-Außenpolitik des 20. Jhds. fort,
aber mit anderen Mitteln. Und bleibt damit in der direkten
Entwicklungslinie der USA, wie sie von Anbeginn an vorgezeichnet und
angelegt war.
Ein viel weiteres Blickfeld tut sich nun auf
Gleichzeitig
wird nun aber auch klar, daß eine Seite der Globalisierung der letzten
Jahrzehnte für viele Länder - allen voran China! - ein reales Mittel der
Kriegführung und des Dominanzgewinns, ja sogar der machtvollen Änderung
sozialer Gefüge war. Denn die billigen Produkte Chinas haben weltweit
traditionelle Gesellschaften ausgehoben und Strukturen zertrümmert.
Damit sind soziale Probleme (Arbeitslosigkeit) entstanden, wurden in
Europa speziell nicht nur Arbeitsplätze vernichtet, sondern
Gesellschaften und Lebensweisen verändert. Vor allem aber wurden durch
das chinesische Dumping (also durch das gezielte Unterbieten von
Marktpreisen) die Nationen geschwächt und neue Abhängigkeiten
geschaffen. Denn alle Volkswirtschaften haben auf der Grundlage der nun
in die Systeme eingebauten niedrigen Preise Chinas ihre Strukturen
geändert. Viele sind damit auch völlig überfordert.
Die
Planmäßigkeit des Vorgehens Chinas zeigt sich auch in einem Ereignis,
das man unterschätzen könnte, und das auf die Unterwerfung der Religion
durch den Staat hinauslauft - eine Parallele also zur Situation in
Europa, wie sie sich im Investiturstreit des 11. Jhds. ausdrückte. China
hat im Jänner 2018 im Gegenzug zu einem "Friedensschluß" mit dem Vatikan
den Anspruch angemeldet, die Bischöfe zu ernennen. Dasselbe hat
seinerzeit der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs für sich reklamiert. Was
Papst Franziskus da also macht, widerspricht komplett der traditionellen
Sichtweise und Politik der Kirche. Gleichzeitig hat es in den USA eine
Menge Menschen auf die Barrikaden gebracht. Denn das wird den
chinesischen Nationalismus massiv stärken, und der heißt nach wie vor:
Kommunismus!
Damit verliert die Kirche ihre "fünfte
Kolonne", also das was sie in jeder Gesellschaft ist und sein muß: Sie
darf niemals mit den irdischen Machthabern in eins fallen, sondern muß
sich immer als Korrektiv für die Politik bewahren. Sie gibt auf, was sie
auch - und trotz allem - in den USA gewesen ist, wo sie immer (zumindest
ihrer inneren Verfaßtheit nach) gegen die amerikanische Ideologie und
gegen den Liberalismus stand.
Und hier schließt sich
endlich die Argumentationslinie Wemhoffs. Geht zusammen mit den zu
Anfang ausgeführten Beobachtungen, in denen sich zwischen
Liberalismus-Kapitalismus und Kommunismus in ihrer Haltung der Religion
gegenüber dieselben Grundzüge zeigen. Was der Vatikan nun macht, ist
exakt dasselbe, was die Kirche in den USA vor mittlerweile sechzig,
siebzig Jahren in den USA so verheerend falsch gemacht hat. Wo sie sich
unter den Staat stellte, und im Namen des Katholizismus die
amerikanische Ideologie, den amerikanischen Liberalismus in die Welt
trug. Das hat sie in den Staaten jede Substanz und Glaubwürdigkeit
verlieren lassen, denn sie hat aufgehört, dem Staat
kritisch-kontrollierend gegenüberzustehen, hat jede interne Kritik als
Schwächung der Nation - im Angesicht eines "Feindes", des Kommunismus -
aufgefaßt und vermieden.
Morgen Teil 5) Der Papst ist ein Amerikanist.
Das ist vielleicht nicht seine größte, aber die sein
praktisches Pontifikat bestimmendste Häresie.
*011018*