Teil 3) Amerika vor der Megakrise?
Die
Gründerväter von 1776 wollten in den Vereinigten Staaten von Amerika
einen Staat, der auf der Persönlichkeit und Individualität des Einzelnen
aufbaute, auf individueller Kreativität, Einfallsreichtum, Rhetorik,
und vor allem Handel, nicht auf Religion. Diese sollte nur noch eine sekundäre, rein private Rolle spielen. Damit begründeten sie den ersten säkularen Staat der Weltgeschichte.
Eine zu starke Bindung an die Scholle, ans Land, wie sie Europa so geprägt hatte, wollten sie nicht. Ein Versprechen, das seine Faszination für so viele Europäer, die den Verbindlichkeiten der europäischen Kulturen entkommen wollten, bis zum heutigen Tag ausspielt. Und es ist der Grundcharakter der US-Verfassung, die eigentlich eine Handels- und Wirtschafts-Verfassung ist, die eine Gesellschaft begründen und tragen soll.
Eine zu starke Bindung an die Scholle, ans Land, wie sie Europa so geprägt hatte, wollten sie nicht. Ein Versprechen, das seine Faszination für so viele Europäer, die den Verbindlichkeiten der europäischen Kulturen entkommen wollten, bis zum heutigen Tag ausspielt. Und es ist der Grundcharakter der US-Verfassung, die eigentlich eine Handels- und Wirtschafts-Verfassung ist, die eine Gesellschaft begründen und tragen soll.
Darin
zeigt sich der eigentliche Gründungsimpuls der USA, dem so oft
großartige Philanthropie unterstellt wird, der aber in Wahrheit die
Wünsche einer Gruppe reicher Wirtschaftstreibender ausdrückte, die jede
Beschränkung durch den Staat (England) abschütteln wollte. Die anderen
die Kerze ins Fenster stellte, eines Tages auch so wohlhabend werden zu
können, und für diese Chance auf viele weitere menschliche Bedingungen
und Notwendigkeiten zu verzichten, diese ins bloße Privatleben
abzudrängen. Und in gewisser Hinsicht hat sich dies auch bewahrheitet:
Der Wohlstand in den USA ist trotz allem sehr hoch, und viele
profitieren von den Grundzügen der Gründerväter. Die verkünden, man
könne, ja müsse alle Güter (der Welt) haben, und zugleich im privatimen
Bereich die seelischen Bedürfnisse des Heils befriedigen. Es läge nur am
Einzelnen, es zu verwirklichen, denn jeder kann tun und lassen, was ihm
gefällt.
Das aber widerspricht von allem Anfang an dem
Naturrecht, der Natur des Menschen. Ein Streit, der sich in der
Bedeutung der Rhetorik in den USA zeigt. Denn diese Spannung war nur
durch Rhetorik zu besänftigen, "wegzureden" oder zu überwinden. Erst so
konnte diese Ideologie - und eine solche war und ist es - des
universalistischen, also alle übrigen Anschauungen überlagernden
Amerikanismus durchgesetzt werden. Sie baut letztendlich also auf der
Ansicht auf, daß das Glück des Menschen Ausfluß seines Egoismus,
Ergebnis des Strebens nach Glück als Zustand des Wohlbefindens ist.
Was
natürlich eine Lüge ist. Von Anfang an spaltete sich die amerikanische
Gesellschaft in Reiche = Mächtige, die immer reicher und mächtiger
wurden, und eine große Mehrheit von Armen oder gerade nicht Armen, die
auch reich zu werden trachteten und denen versprochen wurde, daß sie es
tatsächlich und jederzeit werden könnten. ("Vom Tellerwäscher zum
Millionär.") Sie mußten nur bereit sein, ihre Ellbogen einzusetzen.
Cleverness übertrumpfte Wahrheit, die zur Richtigkeit und Nutzbarkeit
absank. Von allem Anfang an war also das Momentum der Gewalt, des Rechts
des Stärkeren in diese Staatsgründung als treibende Kraft eingeformt. Ein System von universalistischem Individualismus, das auch zu funktionieren schien und nach wie vor zu
funktionieren scheint. Es brachte den USA enormen Wohlstand an Gütern,
gewaltige Errungenschaften und Vorsprung in der Technik, und letztlich Macht über die Welt.
Insofern
ist die USA direkter und noch unbeschränkterer Ausfluß des europäischen
Kapitalismus, wie er sich spätestens seit dem 15. Jahrhundert entwickelt
hatte. Wo er von Anfang an eine Rauboperation war. Die heute mit "freier
Marktwirtschaft" camoufliert wird, die etwas ganz anderes ist. Weil sie
eine Volkswirtschaft immer vom Gemeinwohl her deutet, also auch den
Schwachen ihren Platz ermöglicht, den Starken aber mehr Lasten
auferlegt, um die menschliche Begierde in Zaum zu halten und zu
verhindern, daß sie das Gemeinwohl schädigt. Denn die Würde und das
Existenzrecht eines Menschen beginnt nicht bei seiner
Leistungsfähigkeit, bei der Aktualisierung bestimmter
wettbewerbstauglicher Eigenschaften, sondern ist per se gegeben.
Wohlstand ist nur ein Mittel, nicht Ziel.
Diese Spannungen
kamen deshalb immer wieder, und sie verschärften sich zuweilen. Und
führten auch zu Gegenbewegungen, zu Gruppen oder Personen, die den
Wohlstand teilten. Weil es nicht vermeidbar ist und war, daß es in
diesem
Widerstreit zu Überschneidungen kommt, weil das Naturrecht
selbstverständlich immer wieder nach oben drängt. Und ein großes
Potential für Haß entstehen läßt, der nicht einfach Neid, sondern
Naturwidrigkeit zum Grund hat. Denn allmählich haben viele Amerikaner
begriffen, daß das Versprechen auf Reichtum als Grunddynamik einer
Gesellschaft eine Lüge ist, die einen Scheinfrieden schafft, der aber
nur der Schichte jener dient, die "oben" sind. Wir erleben heute sogar
ein Grundversagen der Rhetorik, ja ihr nahendes Ende. Heute stehen sich
zwei Schichten gegenüber, die unversöhnlich sind, sodaß Gewalt als
nächster Schritt für immer mehr als unausweichlich scheint. Es gibt
nicht wenige Beobachter, die die USA heute an der Schwelle zu einem
Bürgerkrieg sehen. Das ist uns Europäern gar nicht richtig bewußt, worum
es im Wahlkampf zwischen Clinton und Trump wirklich ging.
Er
war eine Grundentscheidung GEGEN die Schichte derer, die "oben" sind,
das "Establishment". Und die alle Mittel einsetzt, oben zu bleiben, auch
vor Mitteln der Manipulation, des social engineering nicht
zurückschreckt. Um einen Kurs zu steuern, mit dem aber mehr als die
Hälfte der Amerikaner, die zurecht eine Verletzung des Naturrechts
erkennen oder zumindest ahnen, nicht mehr einverstanden sind. Trump
wurde (und machte sich) in diesem Wahlkampf zur Symbolfigur dieses
Widerstands. Deshalb hat er gesiegt. Und nun müssen diese Amerikaner
erleben, wie das Establishment sämtliche Machtmittel einsetzt, um diese
ihre Entscheidung zu revidieren.
Hier stehen sich
tatsächlich zwei unversöhnliche Lager mit unvereinbaren Zielen
gegenüber: in den Gruppierungen, die sich auf naturrechtliche Grundlagen
berufen - Ethnie, Religion, Verwurzelung, Kultur, schlicht: als in sich
integres, stabiles, homogenes Volk - und jenen, die ungebrochen den
universalistischen Individualismus verfolgen, der mit Volk und Identität
nichts am Hut hat. Die also das vertreten, was man in den 1950er Jahren
konzentriert begonnen hat, als man die ethnisch-religiös relativ
geschlossenen Volkschaften gezielt zu durchmischen, das heißt:
aufzubrechen begann.* Durch social engineering. Durch konkrete politische
Maßnahmen.**
Auslöser einer solchen blutigen
Auseinandersetzung könnte nach Ansicht von David Wemhoff sein, wenn
diese beiden Gruppen ihre konkreten wirtschaftlichen Interessen
endgültig auseinanderbrechen sehen. Wo die einen eine regionalisierte
Wirtschaft der verwurzelten Existenz und Identität wollen, die der von
den anderen angestrebten weiteren Internationalisierung,
Identitätsauflösung und Entwurzelung aber direkt widerspricht. In der
schon länger andauernden und sich weiter zuspitzenden Auseinandersetzung
zwischen diesen beiden Gruppen, die sich etwa in konkreten und
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen "Trump-Unterstützern" und
"Trump-Gegnern" kann man bereits Vorzeichen für einen solchen Bruch
sehen. Erstmals gibt es auch eine mächtige Gruppe, die das Ergebnis
einer Wahl nicht mehr anzuerkennen bereit ist, also das Gemeinsame des
Landes USA nicht mehr lösbar sieht, wenn sie nicht selbst an die Macht
kommt. Während die anderen die Lösungskraft des einstigen gemeinsamen
rhetorischen Raumes (Medien) nicht mehr anerkennen
("Lügenjournalismus").
Morgen Teil 4) Wemhoff stellt unser Bild von Trump auf den Kopf
*021018*