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Sonntag, 14. Oktober 2018

Weil nur Menschen wissen, was Ursachen sind

Wenn vor einigen Jahrzehnten (in den ersten Ansätzen schon vor Jahrhunderten) so große Erwartungen in die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI oder AI, Artificial Intelligence) gesetzt wurden (wenn auch schon seltener, zu ernüchternd sind die Ergebnisse), dann lag und liegt es an einer falschen Vorstellung, was menschlicher Geist überhaupt sei. Denn er IST nicht im Gehirn, er IST schon gar nicht DAS Gehirn, sondern er ist ein "Universalium": Er ist eine immaterielle (eben geistige) Größe, die uns erfassen läßt, was eine Ursache ist - und was nicht. Keine Datenlinie der Welt, kein maschinelles Prozedere wird je vermögen, diesen immateriellen Bereich zu erfassen, der dem Menschen über Intuition zugängig ist. In dem man irren kann, gewiß, der aber dennoch diese Kategorie - Ursache - kennt. Woher? Weil es emprisch so ist, und wir das aus der Erfahrung ableiten können. 

Computer, egal wie gut und schnell sie sind, werden niemals mehr sein können als "Linienbefolger". Ihre Tätigkeit ist nie mehr als ein "curve fitting", also die Behandlung von Dingen und Ereignissen gemäß Korrelationen und Wahrscheinlichkeiten (Algorithmen). Ursachen sind eben keine Folgen der Ergebnisse aus Datenlinien. Und wenn wir Menschen aus Datenlinien, aus Ursachen Hinweise finden, so ist dieses unser Urteil ("Aha, das ist wohl die Ursache von dem und dem.") immer ein VORGEFASZTES, POSTULIERTES Urteil, das dann die empirischen Daten bestätigen oder nicht. 

Um so ein Urteil ("Das ist die Ursache für diese Wirkung") zu fällen, müssen wir uns zu unserem Verstand bereits verhalten, das ist der entscheidende Punkt. Und wir können es, und wir tun es, WEIL unser Geist weit (und zwar nicht mengenmäßig, sondern kategorial, also von anderer, umfassenderer Art) über dem Verstand steht. Verstand ist lediglich ein Werkzeug, ein Mittel, dessen sich der Geist bedienen kann. Verstand ist - hier irrt eben Descartes! - nicht Geist. Ursache heißt nämlich, RICHTUNG zu erkennen, also logos. Und diese Richtung läßt aus Datenmengen überhaupt erst sinnvolle Hinweise erkennen. Aus sich heraus können Daten niemals Richtungen "zeigen". Wir können also einem Computer sagen, daß wenn sich jene und diese Daten so und so verhalten, es sich in jenem und diesem Fall um einen Ursachenzusammenhang handelt. Aber aus sich heraus kann das ein maschineller Vorgang NIEMALS ableiten.

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Aus Daten selbst lassen sich Ursachen also niemals ableiten. Und zwar prinzipiell nicht. Nicht also, weil wir noch zu wenig Daten haben oder sie noch nicht richtig extrapolieren können. Welche groteske "Ursachen" aus reinen Datenanalysen erfolgen können, zeigt etwa diese amüsante Webseite (deren Inhalte auch als Buch vorliegen), die mit mathematisch höchster Wahrscheinlichkeit alle möglichen Dinge BEWEIST, von denen wir aber "wissen" (sic!), von denen aber nur wir Menschen wissen, daß sie NICHT in Ursache und Wirkung zusammenhängen. Sie haben hohe, ja höchste Datenkorrelationen, aber sie sind KEINE Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen.

Computer kennen nämlich diese universale Kategorie "Ursache" nicht - von der wir Menschen aber "wissen". Einfach so ;-). Für Computer, für die KI/AI wird es nicht nur nie "Wissen" geben, sondern nie mehr als "Korrelationen" und Vorgaben, wie wann zu verfahren ist. Freiheit, freien Willen gibt es für sie nicht. Nie. Der Maschine Computer fehlt dazu jene nicht-materielle Instanz, der Geist, aus dem heraus er sich zu sich verhalten könnte. Er wird immer an seine materiellen Vorgänge gebunden sein, und diese müssen wir ihm vorgeben, so komplex das auch sein mag.

Denn gewiß, ja, wir können diese (unsere) realitätsbezogenen Urteile über Ursachen und Wirkungen immer weiter ausbauen, in immer mehr Berechnungen einfließen lassen, in immer weitere Bereiche ausdehnen. Aber es wird nie genügen! Nie. Irgendwann werden sie mit völliger Sicherheit scheitern, so weit wir sie auch ausbauen. Was gar nicht alleine meint "ab einer gewissen Umfänglichkeit", sondern es macht den Einzelfall selbst letztlich unvorhersagbar.

Schon gar aber werden Computer/Maschinen scheitern, wenn es sich um "Neues" handelt, in dem wir den Computern noch keine Urteile (wenn - dann; wenn dies eintritt - dann ist es eine Ursache für das). Eben weil das Entscheidende am Denken - der Zusammenhang von Ursache und Wirkung - eine Kategorie (!) des Geistes ist, an dem der Mensch (und unter allen rein irdischen Dingen NUR er) teilhat. Kausalität ist KEIN Ergebnis von Daten, Mathematik, Wahrscheinlichkeit oder Neutronenabgleichen in einem materiellen Gehirn. Sie ist eine immaterielle Kategorie, die über der Materie steht und sie somit beherrscht.

Künstliche Intelligenz wird deshalb nie mehr sein als "Abgleich mit einer Datenkurve", der für abgegrenzte, klar definierte Bereiche seine Bedeutung haben kann. Die Bedeutung von Einzelereignissen aber - und das Leben bzw. die Welt ist, so wenig uns das bewußt sein mag, eine pausenlose Abfolge von Einzelereignissen, die unser Urteil, unsere Einschätzung, unsere Entscheidung verlangen - wird kein Computer jemals einschätzen können, das muß man ihm vorgeben. Ohne Kausalität aber gibt es kein Denken, ohne Geist keine Freiheit, und damit keine menschliche oder den Menschen gar übertreffende Vernunft.

Wenn wir uns um den Einsatz Künstlicher Intelligenz Sorgen machen müssen, dann nicht, weil sie uns "ersetzen" kann. Sondern weil ihre Verkennung eine Verkennung des Menschlichen, und ihr Einsatz damit brandgefährlich sein kann, wenn dieser Einsatz so weit geht, daß er uns Menschen dominieren sollte.


Hinweis: Einen vertiefenden, wenn auch sehr konzentriert zu lesenden Artikel über KI/AI hat William M. Briggs auf seinem Blog veröffentlicht. Er sei zur Lektüre empfohlen!






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