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Dienstag, 23. Oktober 2018

Rückschlag hier, Sieg dort für den Liberalismus (2)

Teil 2) Aber da war nun Israel



Es kann in jedem Fall aber als Rückschlag für den Liberalismus in den USA angesprochen werden, wenn jüngst die Knesseth (das israelische Parlament) den Staat Israel offiziell mit dem Judentum verknüpft. Ausgerechnet also die einzige Demokratie im Nahen Osten, ausgerechnet der stärkste Verbündete der USA in diesem Raum hat die Weichen für eine Theokratie gestellt, die bisher von den USA als das größte Hindernis für eine demokratisch-gedeihliche Entwicklung eines Staates gesehen, ja mit deren notwendiger Bekämpfung Kriege gerechtfertigt wurden.* Und weil der Einfluß Israels auf die Weltpolitik bedeutend ist, wird auch diese Entscheidung der Knesseth, Israel als im Judentum verankerten Staat zu definieren, ihre globalen Auswirkungen haben, davon kann man ausgehen. Damit hat sich Macht an eine Religion und deren Repräsentanten gebunden. 

Das ist dasselbe, wie es in Europas Vergangenheit der Fall war. Wo Politik unter der Kontrolle der Religion stand. Das ist mehr als "Einfluß", den freilich die Religion auch heute in Europa hat. Wemhoff weist darauf hin, daß es außerdem Zeiten geben kann, in denen der Einfluß der Religion über bloße "Umkehrpastoral" durchaus so weit reichen muß, daß sie die Menschen ganz konkret zu schützen vermag - auch durch Möglichkeiten im Einwirken auf die Religion. Es waren die Päpste, die zu den Kreuzzügen, es waren die Päpste, die zur Verteidigung Europas gegen den Islam im 16. und 17. Jahrhundert aufriefen. Ohne sie wäre es nie zu jener politischen Einigung gekommen, die bei Lepanto und Wien den Bestand Europas mit dem Schwert in der Hand erstritten hat.

Wemhoff spricht auch den für viele von uns kaum je rezipierten Umstand an, daß die aufklärerische amerikanische Revolution von 1776 auch die Französische Revolution 1789 bewirkt hat. Ohne den Erfolg in Amerika hätte es in Frankreich keine Revolution gegeben. Es waren amerikanische Politiker (unter anderem Thomas Jefferson), die nach Frankreich reisten und ihre Ideen dort verbreiteten. Und die gingen von einer strikten Trennung von Staat und (einer privatisierten) Religion aus. 

Das hat von allem Anfang an auch in den USA starke Spannungen bewirkt. Denn es besteht ein natürlicher Widerspruch zwischen der Freiheit des Liberalismus, so leben zu können wie man will, und der Pflicht, die aus der Religiosität erwächst, die (bzw. ihre) Wahrheit für alle verpflichtend durchsetzen zu sollen. Es besteht aber noch eine weitere Spannung, die zwischen einer Lüge und der Wahrheit. Denn die Behauptung des Liberalismus, daß auf der Grundlage des alle Menschen gleichermaßen kennzeichnenden, ja tragenden Egoismus der eigenen Bedürfnisse sich auf geheimnisvolle Weise ein "harmonisches, alle ausgleichendes Gleichgewicht" aller Kräfte ergäbe, hat sich nie und nirgendwo auch nur annähernd bewahrheitet.

Wie jede holzverpackte weil hochgestelzte, unwahre Ideologie trägt der Liberalismus eine unhaltbare Behauptung als Fahne vor sich her, deren Verwirklichung nur "andere", nicht Liberale im Wege stehen. Die es deshalb auszuschalten gilt. Der Liberalismus hat insofern freilich einen Verpackungsvorteil, als er ständig in neuem Gesicht auftritt, und seine Illiberalitäten je nach pragmatischer Erfordernis jedesmal neu definiert. Darum wechselt er ständig seinen Namen. Der heutige Liberalismus ist somit der mittlerweile sechste, siebente, jeder behauptete, sich vom vorherigen zu unterscheiden. Sein einziges wirkliches Grunderfordernis ist eben - Substanzlosigkeit. Die wie immer auf willkürliche, momentane und subjektive Erfordernisse zurückfällt. Weil diese sich ändern, ändert sich auch der Liberalismus. Ständig. Und taucht wie der Kasperl aus der Kiste immer wieder neu auf: Hier bin ich, das Heilmittel für immer und alles.


Gegen die Natur - Parallelen zwischen Liberalismus und Kommunismus

Die amerikanische Verfassung war von Anfang an gegen das Naturrecht gestellt und hat die soziale Ordnung einer Gesellschaft über "Leistung", das Recht des Stärkeren und Gruppenegoismus (Juden) neu definiert. Erhebungen in den USA bestätigen die daraus erwachsenen Spannungen: Allesamt sehen ein in den letzten Jahren wachsendes Potential für einen Bürgerkrieg, während der Anteil jener, die sich als "amerikanische Bürger" sehen, fällt und fällt. Amerikas Liberalismus hat also dafür, eine eigene Nation mit einem Staatsvolk zu sein, gar keine Lösung!

Er setzt auf Materialismus, entsprechend sein Menschenbild (das materialistisch ist, worauf sich ja die Behauptung bezieht, daß Egoismus das Allheilmittel sei, das eine Gesellschaft ausbalanciere, weshalb sich Evolutionismus in seinem Gepäck befindet, jene Lehre, die niemanden mehr für nichts verantwortlich macht, alles aus rein faktischen, schuldlosen Abfolgen zu erklären vorgibt), und das verbindet ihn direkt mit dem Kommunismus. Beide Systeme weisen gleichermaßen der Religion eine untergeordnete Rolle zu, und auch die Religion hat deshalb dem faktischen Regime zu dienen. Es kann somit nicht überraschen, daß die Verfassungen der (verwesten) UdSSR und der USA erstaunliche Parallelen in ihren Grundtexten aufweisen. Trotz aller Verfolgungen, denen sich die Kirche in Rußland ausgesetzt sah, hat sogar Stalin sehr gut um die praktische Bedeutung der Religion gewußt, und sie durchaus (in Grenzen) toleriert. (Welcher Versuchung die Orthodoxie leider sehr auf den Leim gegangen ist, auch wenn sie sich heute gerne auf die Märtyrer dieser Zeit beruft. Ihre Geschichte unter dem Kommunismus ist aber leider nicht ganz so erfreulich. Aber man sei getröstet: Die römische Kirche macht es ihr gerade nach. Dazu im Textverlauf noch mehr.)

Was eine liberale Gesellschaft die die USA bestimmt, ist der Einfluß der Erfolgreichen und Reichen. Es sind nicht die Kirche und Religionen. Diese sind, wenn sie Einfluß wollen, sogar von ersterer Gruppe abhängig. Damit verliert eine Gesellschaft aber ihre Kontrollinstanzen, verliert der Einzelne, der Schwache seinen Schutz. Die amerikanische Verfassung war klar darauf ausgerichtet, Wohlstand durch Konkurrenz und Kreativität sowie einen großen, einheitlichen Wirtschaftsraum zu schaffen, in dem sich diese durchsetzen können (denn ursprünglich und bis ins 20. Jahrhundert waren die USA nach außen streng protektionistisch). Die US-Verfassung war auch die erste, die Copyright und Urheberrechte auf Ideen einräumte. Die Gründerväter verstanden eben die Bedeutung von Ideen, von Kreativität und von persönlichen Beziehungen in so einer Gesellschaft. Das verträgt sich per se nicht mit religiösen Institutionen.


Morgen Teil 3) Amerika vor der Megakrise?



*Ja bitte, werter Leser, was glaubt er denn, wo wir leben? Das ist doch längst weltweit akzeptiert! Betrachte er nur, was China schon offiziell zugibt: Umerziehungslager mit Millionen Bürgern als Insassen, um auch die schlimmsten Muslime (Uiguren; das muslimische Turkvolk im wüstenreichen Westen Chinas) auf Staatslinie zu bringen. Was natürlich heißt: Auf Linie der Staatsreligion. Wer von den "Anti-Islam-Aktivisten" Europas und Amerikas hätte da etwas dagegen?



*011018*