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Freitag, 12. Oktober 2018

Sie schaffen, was zu bekämpfen sie vorgeben

Einen lesenswerten Beitrag fand der VdZ auf den Seiten des Ludwig Mises-Instituts (die die Österreichische Schule der Volkswirtschaft vertritt). Darin geht der Ökonom und Professor Anthony P. Mueller der Frage nach, ob das denn stimmt, wenn man sagt, daß die Zentralbanken der Staaten ihrer Aufgabe der Geldmengen- und damit -wertstabilität nachkommen. 

Was nämlich erstaunlicherweise öffentliche Meinung ist, erweist sich beim näheren Hinsehen als pure Illusion. Keine Zentralbank der Welt kann die Geldmenge in einer Volkswirtschaft tatsächlich über Erhöhung oder Senkung der Grundgeldmenge stabilisieren, wie gesagt und gemacht wird. Die Märkte reagieren zwar darauf, aber auf ganz andere und nie vorhergesehene Weise. Und man übersieht einen viel wichtigeren Maßstab für die Stabilität der Geldmenge - und das ist die Umsatzgeschwindigkeit. 

Graphik Ludwig Mises-Institut

Das heißt, daß sich ein Geldschein auf die Geldmenge insofern auswirkt, als es von Bedeutung ist, wie oft innerhalb eines Jahres er weitergegeben wird. Lag diese Kennzahl in der Rückschau aufs letzte Jahrhundert in prosperierenden Zeiten bei 22 und höher, wies das Geld also eine hohe Dynamik auf, so brach sie in Zeiten der großen Wirtschaftskrise der 1930er Jahren auf 7 ein, und befindet sich derzeit (sic!) sogar auf 4, wohin sie seit 2008 abgestürzt ist.

Insgesamt fällt sowieso auf, daß diese Zahl seit den mittleren 1980er Jahren ständig von jener Höhe fällt, auf die sie sich in den 30 Jahren nach dem 2. Weltkrieg hin entwickelt hat. Das heißt, daß nicht Inflationsangst die Märkte beherrscht, sondern diese das Geld horten, weil sie Deflationsangst haben, also Angst, daß die Preise, weil die Nachfrage fallen.

Graphik Ludwig Mises-Institut
Reagiert die Zentralbank - und was beim Dollar bereits gestoppt ist, ist bei Euro noch in vollem Gang - mit Geldmengenerhöhung, um das Bruttoinlandsprodukt durch gezielte Inflation weil Nachfrageerhöhung nach oben zu drücken, wird zwar die offizielle Summe der Einkommen in einem Land tatsächlich nach oben gedrückt, aber dieses BIP ist geschönt.

Entsprechend fällt die Umlaufzahl in Euro-Raum weiter, obwohl in den letzten Jahren die Geldmenge von der EZB verdoppelt wurde.

Aber das ist entscheidend: Wie oft sich das Geld dreht, wie oft es also den Besitzer wechselt und so ein und dieselbe Grundgeldmenge ein entsprechend vervielfältigtes Gesamteinkommen schafft. Und das hängt von zahllosen Einzelentscheidungen der Marktteilnehmer in ihren Lebenssituationen ab, die anders als oft behauptet keineswegs steuerbar sind. Also steht in so einer Situation ein Überschuß an Finanzwirtschaftsgeld einer zurückgehenden Geschäftsdynamik gegenüber.

Nimmt hingegen eine Zentralbank Geld aus dem Markt, wird so die Wirtschaft wirklich geschädigt und die Gefahr ist hoch, daß eine Rezession eingeleitet wird. Und das ist tatsächlich bereits passiert. Niemand kann eben vorhersagen, wie sich Veränderungen der Geldmenge auf eine Volkswirtschaft auswirken!

Insgesamt muß man also sagen, daß die Zentralbanken durch Drehen an der Geldmengenschraube nicht in der Lage sind, die Stabilität einer Währung zu gewährleisten. Das zu behaupten ist eine Illusion, die sich aber hartnäckig hält. Die Wahrheit ist vielmehr, daß Zentralbanken über ihre Geldmengenbewirtschaftung die wesentlichen Marktstörungen selbst auslösen. Sie sind die systemische Quelle eines moralischen Risikos im Finanzsystem. Und schaffen jene Instabilität, die zu bekämpfen sie vorgeben.






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