Teil 2)
Es kann nicht sein, daß die Politik von ihren Bürgern verlangt, ständig
Höchstleistungen zu erbringen, weil sie sonst nicht überleben können.
Vielmehr muß sie das Schwache schützen und Raum auch für jene
Dilettanten bieten, von denen es in jeder Gesellschaft nur so wimmelt.
Damit ist nicht gemeint, diese zu "fördern" oder "großzuziehen" wie am
Tropf, damit ist aber gemeint, daß diese wie der Hochtalentierte das
Recht haben müssen, sich in ihrem Rahmen in Eigenverantwortung zu
entfalten. Und sich so doch etwas höher zu entwickeln, wie es eben
Unternehmerschaft als Schule der Verantwortung mit sich bringt. Auch die
Wirtschaft braucht also jene "15 % Watterand", der jede menschliche
Beziehung zu einem "Ungefähr" macht - und das zu tolerieren, zu ertragen
jede funktionierende, vor allem aber jede menschliche Gesellschaft
auszeichnet.
Auch die "Nicht-ganz-so-Tollen" müssen
überleben können. Ohne daß sie zu Geschenkempfängern und Schmarotzern
(Subventionen, staatlich finanzierte Sonderwerkstätten und Schutzzonen
ohne Wirklichkeitsrückbindung, etc.) werden, um überleben zu können.
Während die wirkliche Caritas, die wirkliche tätige Nächstenliebe, die
ungeschuldete Wohltat bleiben muß, über Abstraktion zur
Selbstbedienungsmechanik wird, durch deren Roste trotzdem so viele
fallen.
Ein
Staat hat nicht die Aufgabe, ständig das Land zu scannen, ob es
irgendwo Bürger gibt, die unter die Räder gekommen sind, um dann mit
seinen Mitteln Schäden auszugleichen, damit die Strukturen und Abläufe,
die dazu führten, nicht gestört werden.** Er hat nicht dafür zu sorgen,
daß alle überleben. Er muß es seinen Bürgern aus deren Eigenkraft heraus
aber ermöglichen. Ohne daß er hier sein aus den Steuern der
"Erfolgreichsten" (und Steuerzahler sind in der Regel genau die nicht,
die für solche Schäden verantwortlich sind) gefülltes Füllhorn immer
weiter öffnen muß, weil zu viele den vorgegebenen Takt nicht erfüllen
können, um dort die Bürger in flächendeckenden Zwangsmaßnahmen (die man
"Bildungsoffensive" etc. nennt) "für die Zeit fit" zu machen. Was ja nur
heißt, daß man ihn zum Mittel degradiert, das seinen Zweck und
damit seine Würde nicht in sich trägt, sondern erst gewinnt, wenn es
bestimmten Produktiv-Anforderungen genügt. Das aber hieße erst, Mensch
zu sein. Das hat man heute vor lauter Sozialstaatsduselei und
Liberalismus weithin schon vergessen.
Wenn
sich nun herausstellt, daß 12 Prozent der Unternehmen nicht überleben
können, dann kann es also nicht heißen, daß man verlangt, diese 12
Prozent (jedes achte!) aus dem Verkehr zu ziehen und sterben zu lassen.
Dann muß es vielmehr heißen was man tun kann, damit auch diese
Unternehmen (die sich vermutlich sehr klar nach Vorgängen in ganzen
Branchen - Stichwort "Umstrukturierungen" - zuordnen lassen) wieder
vernünftige Gewinne erzielen und überleben können, OBWOHL sie
universalistischen Maßstäben nicht genügen können (und wollen, auch das
muß möglich sein). Während man gleichzeitig aufhören muß, den
Großstrukturen Vorschub zu leisten, die wie das Amen im Gebet von Zeit
zu Zeit nämlich ebenfalls in fälschlich wie das Schicksal selbst
eintretenden "Krisen" zusammenbrechen. Dann aber vom einfachen Bürger
durch wahre Plünderungsaktionen auch noch "gerettet" werden müssen, weil
es einen tragfähigen, stabilen Mittelbau, der immer ein Mittelbau der
Durchschnittlichkeit ist, weil er eben nicht ständig in Grenzgängen
unterwegs ist, gar nicht mehr gibt.
Denn
es hat sich zwar noch nicht herumgesprochen, vor allem weil auch
darüber nicht geredet wird, aber die Form des globalisierten,
technisierten und universalistisch gesehenen Wirtschaftens, die diese
hohen Opfer verlangt, die wir bei näherem Betrachten ganz deutlich sehen
könnten wenn wir wollten, ist das nicht, was heute von allem angeblich
so verlangt wird: "Nachhaltig".
*Die statistisch gesehen nächste signifikante Häufung von Unternehmenspleiten - nach 13 Jahren Bestand - hat andere Gründe.
**Ein
typisches Beispiel dafür ist die jüngst in Österreich von der
ÖVP-FPÖ-Koalition beschlossene Ausgleichszahlung für Familien mit
Kindern, die ab 2019 "von Steuern entlasten" soll. Was natürlich von
allen möglichen Schwammköpfen heftigst beklatscht wurde, die ja so "für
Familien" sind. Aber "Familie" gar nicht verstehen. Denn in Wirklichkeit
ist das Problem ganz anders gelagert, und viel komplexer. Nicht zuletzt
hat es mit ideologischen Bewegungen zu tun, die die Frauen in "den
Beruf" drängten, nicht zuletzt indem Milliarden in sinnlose "Ausbildung"
verpulvert werden, die zudem ganz andere Lebensansprüche nach sich
zieht. Damit werden aber ganz gezielt die Löhne der Männer und
Familienerhalter gedrückt und Konkurrenz zum bestimmenden Element auch am
Arbeitsmarkt. Nun tut man wieder so, als täte man der Familie etwas
Gutes - die man mit genau diesen unangetasteten Prämissen ins Mark
getroffen und zerstört hat (weil man ihre innere Struktur zerstört hat) -
indem man ihr Geld zuschiebt. Fiskalische auch langfristig sinnvolle
Familienpolitik kann aber nur heißen "Familienalleinerhalterpolitik".
*101018*