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Samstag, 27. Oktober 2018

Kollateralschäden (2)

 Teil 2)




Es kann nicht sein, daß die Politik von ihren Bürgern verlangt, ständig Höchstleistungen zu erbringen, weil sie sonst nicht überleben können. Vielmehr muß sie das Schwache schützen und Raum auch für jene Dilettanten bieten, von denen es in jeder Gesellschaft nur so wimmelt. Damit ist nicht gemeint, diese zu "fördern" oder "großzuziehen" wie am Tropf, damit ist aber gemeint, daß diese wie der Hochtalentierte das Recht haben müssen, sich in ihrem Rahmen in Eigenverantwortung zu entfalten. Und sich so doch etwas höher zu entwickeln, wie es eben Unternehmerschaft als Schule der Verantwortung mit sich bringt. Auch die Wirtschaft braucht also jene "15 % Watterand", der jede menschliche Beziehung zu einem "Ungefähr" macht - und das zu tolerieren, zu ertragen jede funktionierende, vor allem aber jede menschliche Gesellschaft auszeichnet. 

Auch die "Nicht-ganz-so-Tollen" müssen überleben können. Ohne daß sie zu Geschenkempfängern und Schmarotzern (Subventionen, staatlich finanzierte Sonderwerkstätten und Schutzzonen ohne Wirklichkeitsrückbindung, etc.) werden, um überleben zu können. Während die wirkliche Caritas, die wirkliche tätige Nächstenliebe, die ungeschuldete Wohltat bleiben muß, über Abstraktion zur Selbstbedienungsmechanik wird, durch deren Roste trotzdem so viele fallen.

Ein Staat hat nicht die Aufgabe, ständig das Land zu scannen, ob es irgendwo Bürger gibt, die unter die Räder gekommen sind, um dann mit seinen Mitteln Schäden auszugleichen, damit die Strukturen und Abläufe, die dazu führten, nicht gestört werden.** Er hat nicht dafür zu sorgen, daß alle überleben. Er muß es seinen Bürgern aus deren Eigenkraft heraus aber ermöglichen. Ohne daß er hier sein aus den Steuern der "Erfolgreichsten" (und Steuerzahler sind in der Regel genau die nicht, die für solche Schäden verantwortlich sind) gefülltes Füllhorn immer weiter öffnen muß, weil zu viele den vorgegebenen Takt nicht erfüllen können, um dort die Bürger in flächendeckenden Zwangsmaßnahmen (die man "Bildungsoffensive" etc. nennt) "für die Zeit fit" zu machen. Was ja nur heißt, daß man ihn zum Mittel degradiert, das seinen Zweck und damit seine Würde nicht in sich trägt, sondern erst gewinnt, wenn es bestimmten Produktiv-Anforderungen genügt. Das aber hieße erst, Mensch zu sein. Das hat man heute vor lauter Sozialstaatsduselei und Liberalismus weithin schon vergessen.

Wenn sich nun herausstellt, daß 12 Prozent der Unternehmen nicht überleben können, dann kann es also nicht heißen, daß man verlangt, diese 12 Prozent (jedes achte!) aus dem Verkehr zu ziehen und sterben zu lassen. Dann muß es vielmehr heißen was man tun kann, damit auch diese Unternehmen (die sich vermutlich sehr klar nach Vorgängen in ganzen Branchen - Stichwort "Umstrukturierungen" - zuordnen lassen) wieder vernünftige Gewinne erzielen und überleben können, OBWOHL sie universalistischen Maßstäben nicht genügen können (und wollen, auch das muß möglich sein). Während man gleichzeitig aufhören muß, den Großstrukturen Vorschub zu leisten, die wie das Amen im Gebet von Zeit zu Zeit nämlich ebenfalls in fälschlich wie das Schicksal selbst eintretenden "Krisen" zusammenbrechen. Dann aber vom einfachen Bürger durch wahre Plünderungsaktionen auch noch "gerettet" werden müssen, weil es einen tragfähigen, stabilen Mittelbau, der immer ein Mittelbau der Durchschnittlichkeit ist, weil er eben nicht ständig in Grenzgängen unterwegs ist, gar nicht mehr gibt.

Denn es hat sich zwar noch nicht herumgesprochen, vor allem weil auch darüber nicht geredet wird, aber die Form des globalisierten, technisierten und universalistisch gesehenen Wirtschaftens, die diese hohen Opfer verlangt, die wir bei näherem Betrachten ganz deutlich sehen könnten wenn wir wollten, ist das nicht, was heute von allem angeblich so verlangt wird: "Nachhaltig".





*Die statistisch gesehen nächste signifikante Häufung von Unternehmenspleiten - nach 13 Jahren Bestand - hat andere Gründe.

**Ein typisches Beispiel dafür ist die jüngst in Österreich von der ÖVP-FPÖ-Koalition beschlossene Ausgleichszahlung für Familien mit Kindern, die ab 2019 "von Steuern entlasten" soll. Was natürlich von allen möglichen Schwammköpfen heftigst beklatscht wurde, die ja so "für Familien" sind. Aber "Familie" gar nicht verstehen. Denn in Wirklichkeit ist das Problem ganz anders gelagert, und viel komplexer. Nicht zuletzt hat es mit ideologischen Bewegungen zu tun, die die Frauen in "den Beruf" drängten, nicht zuletzt indem Milliarden in sinnlose "Ausbildung" verpulvert werden, die zudem ganz andere Lebensansprüche nach sich zieht. Damit werden aber ganz gezielt die Löhne der Männer und Familienerhalter gedrückt und Konkurrenz zum bestimmenden Element auch am Arbeitsmarkt. Nun tut man wieder so, als täte man der Familie etwas Gutes - die man mit genau diesen unangetasteten Prämissen ins Mark getroffen und zerstört hat (weil man ihre innere Struktur zerstört hat) - indem man ihr Geld zuschiebt. Fiskalische auch langfristig sinnvolle Familienpolitik kann aber nur heißen "Familienalleinerhalterpolitik".





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