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Mittwoch, 17. Oktober 2018

Es geht um die große Sendung

Es gibt einen guten Grund, warum der Spruch, der im Ersten Weltkrieg galt, stimmt: Daß österreichische Soldaten unter deutscher Führung in der Lage waren, die Kampfkraft nicht nur zu steigern, sondern die deutscher Truppen zu übertreffen. Führen wir das geschichtlich belegbare Beispiel auf gegenwärtige "Banalereignisse" weiter - wie die des recht passablen Spiels der Fußballmannschaft Red Bull Salzburg in europäischen, internationalen Bewerben. 

Auch sie werden von einem Deutschen trainiert. Ist es also alleine und wirklich dieser Umstand? Ja und nein. Er hat mit Deutschland an sich nämlich gar nichts zu tun. Es geht vielmehr um den Satz, daß "große Gedanken nur in großen Staaten" entstehen, wie ihn Justus Möhler im 19. Jahrhundert zu Zeiten der Frage, was mit den deutschen Ländern nach der Weigerung Österreichs (Habsburger), das deutsche Kaiseramt noch einmal aufzunehmen, formulierte. 

Vielmehr geht es um das im Einzelfall recht komplex wirkende Verhältnis von größerer Einordnung (als eigentlicher Sendung, als Ort, an dem man steht) und realem Geschehen. Das nämlich so gut wie nichts mit "Fähigkeit", "Talent" oder ähnlichem zu tun hat. Vielmehr geht es bei Talent und Fähigkeit einfach um die Aufgabe, den Sinn, den es zu erfüllen gilt. Und hier bewahrheitet sich immer wieder und für jeden beobachtbar: Wie man eingeschätzt wird, so leistet man. Und zwar nicht wegen der Fähigkeiten, sondern wo man "als Ort" hingehört. 

Erst in diesem Ergreifen, in der Fähigkeit einen Ort zu ergreifen, entscheidet sich Leistungsfähigkeit.

Die Globalität von Red Bull hat hier den entscheidenden Anschub in Österreich, in Salzburg geleistet. Das sonst eingebunden war in die Irritierung, die jeden Österreicher kennzeichnet, seit er 1918 gezwungen war, einen Staat als "Restrumpf" zu akzeptieren, von dem niemand wußte, was er leisten und wo er sich überhaupt herleiten sollte. Wo also seine universale, seine absolute Rechtfertigung liegen sollte. 

Machen wir es einfach: Was Menschen leisten können, hängt nicht davon ab, was sie "können". Das ist nur Nebeneffekt von etwas anderem - wo sie SIND. Das hat der VdZ auch in den 1980er/90er Jahren in vielen direkten Vergleichen erfahren. Wo seine Mitarbeiter zuzeiten für die deutschen Wirtschaftspartner im Hunsrück zu arbeiten kamen. Und sich herausstellte, daß im Vergleich - unter gleichen Anforderungen - die Leistungsfähigkeit der Österreicher (am Bau) die der Deutschen oft sogar weit übertraf.  

Die Sache ist komplex, gewiß. Aber wieviel ein Mensch zu leisten vermag, ist nicht zuerst eine Frage der "Leistungsfähigkeit", der Ausbildung, der Arbeitskraft etc. Sie ist zuerst und vor allem eine Frage des Ortes, an dem er sich weiß, an dem er steht. 

Deshalb vermag Salzburg international Leistungen zu aktivieren, die manche als unverhältnismäßig zur Leistungskraft der Liga sehen, die sie dazu in die Lage setzen (denn das darf man ja nicht vergessen: ohne österreichische Liga würde Salzburgs Fußball international nicht aktiv werden können.) Es stimmt einfach nicht. 

Sondern die Leistung eines Menschen ist eben auch - archetypisch! Sie ist ein leeres Kraft- und Beziehungsgefäß, das seine wahre Gestalt erst in dem Moment und in dem Ausmaß zeigt, in welche Maske es zu schlüpfen hat. 

Und das ist der Schlüssel nicht nur zu Red Bull Salzburg Fußball, sondern auch zu Möllers Satz: Große Gedanken brauchen große Staaten. Aber nicht, weil sie Millionen Quadratkilometer und Milliarden von Menschen umfassen, sondern weil sie ihren Ort im Großen sehen.

Das macht die Todsünde der Verleumdung, der Ignoranz des anderen auch aus. Sie bezieht sich darauf, dem anderen jenen Ort vorzuenthalten - und nur darum geht es im Neid - an dem sich seine neutral betrachtet "unauffällige physikalische Leistung, nicht anders als überall", in ein Gefäß ergießt, die aus Kleinem auch Großes macht.

Diese Tatsache hält der VdZ nicht nur für den Schlüssel zu vielen Leben, die so unbeachtet und "ohne Leistung" verlaufen, sondern auch zu so vielen Problemen der Gegenwart. Bis hin zur Migration, der Frage um ins Land strömende Menschen. 

Sie alleine ist entscheidend: Welche Sendung nehmen Menschen an. Es ist alles eine Frage des logos: Des "worauf zu"!? Und das ist prinzipiell immateriell. Materieller Wohlstand vermag also niemals jenen Motor zu bilden, der Entwicklung und Entfaltung antreibt. Aber genau so wenig sind es "Fähigkeiten". Denn Fähigkeiten sind eine Frage des Wertes, und der ist abhängig und direkt abhängig vom Sinn, in den er sich ergießt, und damit erst konkret wird.






*210918*