Nur Religion, nur die Kirche vermag ein Volk undiktatorisch, real, "echt" zu einen, denn nur sie hat die direkte Linie durch alle Ebenen der Vernunft, und damit einende Kraft. Fehlt einem Volk aber diese Religion, zerfällt das Rechtsbewußtsein, weil dieses nur in transzendenter Legitimation bestehen kann. Und in nächster Folge das politische System. Vor allem aber: Ohne Religion sind die Richter unter ihren Roben nackt. Das Recht zerfällt, und niemand fühlt sich vom Recht noch ausreichend und vertrauenswürdig vertreten.
***
Wenn wir in unseren Ländern also von "Verlust der Rechtssicherheit" sprechen, und sei es nur als Gefühl im Volke, dann ist das auf eine religiöse Zersplitterung, auf eine religiöse Auseinandersetzung zurückzuführen. Denn sein Maßstab wird volatil und ist nicht mehr festzumachen. Dafür greifen dann andere, neue religiöse oder scheinreligiöse Kräfte nach diesem einzigen Fundament des Rechts. Das uns irreparabel zerbröselt ist.
***
Wenn dieses Fundament schwächelt, seiner selbst ungewiß wird, sich auflöst gar, wenn also der König flieht oder auf Dauersommerfrische nach Kungusistan abreist, beginnen andere Kräfte darum zu kämpfen, die an dem "Fühlbaren" als letztem Greifbaren ansetzen. Das mit Hilfe der Medienpredigt - und damit neuer, nicht legitimierter politischer Kräfte, die die Medien besitzen oder beherrschen - installiert wird. Das Fühlbare, also das Sinnlich-Konkrete, als letzter Anhaltepunkt nach dem Zerfall des Transzendenten als Vernünftiges, Rationales, hat nur noch Verhaltensregeln als politischen Maßstab, Moral. Praxis schlägt nun Wahrheit.
Deshalb ist es in unserer Lage nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Moralkräfte auch institutionalisieren. Ist? War. Die Institutionen, die dem Rechtskörper neuen Inhalt geben wollen (um ihn dann zu beherrschen, denn nur mit dem Recht und damit mit der Religion läßt sich Lebensvollzug formen) haben sich bereits aufgestellt. Islam. Alle möglichen politischen Organisationen der "Weltrettung" und "Daseinssicherung".
*010918*
