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Montag, 15. Oktober 2018

Kollateralschaden Müll

Hadmut Danisch weist darauf hin, wir greifen es sofort auf: Daß nämlich unser Müllproblem (und damit vor allem das Problem Plastik) nicht nur ein Problem des Wegwerfens ist, sondern daß dieses wiederum Wegwerfen ein Problem einer immer mangelhafteren Bewirtschaftung der Privathaushalte ist. Und das ist ein Problem des Feminismus, der die Frauen von den Haushalten weg in einen Lohnberuf brachte und weiterbringen will. 

Es war die Beendigung der Hausarbeit, die zu einem damit direkt zusammenhängenden Anstieg des Hausmülls führte. Früher, so Danisch mit völligem Recht, haben die Hausfrauen in einem 24-Stunden-Engagement dafür gesorgt, daß sämtliche Dinge vernünftig und ohne viel Abfall verarbeitet wurden. Fehlen die Hausfrauen, beginnt das Zeitalter der Plastikverpackungen. Denn es fehlt die Zeit für jene Arbeit, die sie ersetzen müssen. Niemand kaufte verpacktes Fleisch, Wurst, Obst, was auch immer. Verpackungsgebinde wurden, sofern sie benötigt wurden, gehegt und viele Male verwendet, gereinigt, vernünftig und der Familie angepaßt bevorratet. Lebensmittel, Dinge des Alltags selbst hergestellt, verarbeitet, portioniert, gelagert, bis zum letzten Rest aufgebraucht. Weil sich auch das Verbrauchsverhalten mehr oder weniger in einem gewissen stets gleichbleibenden Korridor an Gewohnheiten und Verhaltensweisen abspielte.

Karotten (pars pro toto) werden nicht mehr beim Gemüsehändler gekauft, gewaschen, geschält und geschnitten*, sondern alle diese Arbeitsschritte durch plastikverpackte Tiefkühlpackungen ersetzt, die zu einem Drittel (der statistisch berechnet verdirbt) dann im Müll landen. Damit ist auch der dafür einmal notwendige Herstellungsaufwand sinnlos verschwendet. Ein Drittel der heute geleisteten Arbeit und Energie ist also sinnlos weil absehbarer Abfall**

All das haben dann die Plastikverpackungen ersetzt, deren Bedarf nicht nur pro Haushalt, sondern nun - bei atomisierter Lebensweise - durch alle Personen eines Haushalts stieg. Gleichzeitig stieg auch der Bedarf nach Haushaltsgeräten, die diese "Einsparungen" an Haushaltsarbeit ermöglichen halfen, verbunden mit einem Sinken von deren Qualität bei gleichzeitigem Anstieg der Mengen, weil die früheren, handwerklich oft aufwendig gemachten Haushaltsgeräte für die Kurzzeitbenutzung der modernen Haushalte nicht lohnen. Und damit stieg erst recht die Menge des Mülls. Als Summe jener Dinge, für deren nachhaltige Eingliederung in eine Ordnung des Lebens keine Zeit mehr bleibt.

Feminismus und Müll, Feminismus und Plastikmüll - beides hängt direkt zusammen.

Wir brauchen gar nicht erst darüber nachzudenken, wie man bei dieser heute praktizierten Lebensweise, die zu ganz großen Teilen nur noch darin besteht, ideologische Ansprüche umzusetzen und die Folgen daraus zu überbrücken, Müll oder Energie "einsparen" könnte. Denn die Ursachen liegen auf ganz anderen Gebieten. Oder wollen wir bei medizinischen Geräten oder technischen Errungenschaften sparen, wo das Plastik seine vielleicht stärksten Vorzüge zeigt? Diese Ersparnis ist ein Fliegenschiß verglichen mit dem, was durch eine aus ideologischen Gründen - nicht aus Gründen der Industrie, der Technik, was auch immer - falsche Lebensweise, die auf keinen Fall angetastet werden soll, vollkommen sinnlos und mit auch in vielen anderen Gebieten unüberschaubaren Folgeschäden vergeudet wird. 

Umso seltsamer erscheint es dem Realisten also, wenn er feststellt, daß die Forderer nach solchen "Umweltmaßnahmen" dieselben Gruppen sind, die die Ursachen für deren "Notwendigkeit" immer mächtiger werden lassen.



*Selbstverständlich wurden diese Arbeitsschritte nicht nur nicht eingespart, sie sind ja nach wie vor notwendig, sondern lediglich ausgelagert, und nun mit praktisch immer erheblich größerem Aufwand an Energie, Chemie, Maschinen, Arbeit durchgeführt. Das alles wiederum war nur möglich, wenn die Löhne sanken! Was man mit dem zusätzlichen Arbeitskräfteangebot durch die aus den Haushalten kommenden Frauen erfolgreich erreichte. Es ist also höchste Zeit, die Heuchelei jener zu entlarven, die hier höhere Löhne, dort aber eine "Emanzipation der Frau" fordern. 

Denn die Zahl der wirklich produktiven Kräfte in unseren Gesellschaften hat sich seit je nicht geändert - es sind gerade einmal und allerhöchstens 20 Prozent der Menschen. Alle übrigen, die natürlich auch zu großen Teilen "arbeiten" (je nach Lebensweise sind das zwei bis drei weitere Fünftel einer Gesamtbevölkerung), arbeiten in sekundären Bereichen, und hängen direkt mit dem ersten Fünftel zusammen oder bauen auf diesem Bereich auf. Der sie direkt oder indirekt mit seiner Wertschöpfung unterhält.

Diese Zahl ("ein Fünftel") ist so nebenbei bemerkt ein wichtiger Indikator. Sinkt die Zahl der Produktiven im ersten Sektor nämlich darunter - und das tut er bei uns seit langem, er liegt heute sogar bei gerade noch 15 Prozent - dann schwächt sich der innere Wert des Geldes in einer Volkswirtschaft. Was u. a. an der Verschuldung erkennbar wird. Und das hat mit der inneren Lebensdynamik und Stabilität einer Gesellschaft als Ganzes - als "Lebensraum" - zu tun, nicht mit Finanzfragen oder solchen einer vorgeblich mechanistisch definierbaren "Ökonomie".

**Es gibt glaubhafte Studien, die belegen, daß die heutigen Konsumenten des Westens ein Drittel ihrer gesamten Ausgaben völlig sinnlos tätigen. Denn entweder brauchen sie die Produkte gar nicht, irren also in deren Anschaffung, oder sie kaufen sie, um sie direkt wieder zu entsorgen. Häufig, weil ihre Lebensweise kaum noch den Augenblick übersteigende Stringenz aufweist. Sie also viel zu (auch das Wort darf hier nicht fehlen) spontan und vielfältig agieren.




*180918*