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Samstag, 3. November 2018

Der epochale Irrtum

In diesem Interview bringt E. Michael Jones vieles auf einen sehr transparent machenden Punkt. Offenbart gleichzeitig aber auch die Gefahr, die Hegels "Automatismus" der Weltentwicklung birgt, in dem "alles von selbst gut wird, man muß es nur lassen". Hat Jones, der sich so auffällig oft auf Hegel bezieht, wirklich nicht durchgedacht, daß Hegel im Materialismus landet, und damit genau zu dem Materialismus und Relativismus führt, den Jones so effektvoll und großartig kritisiert? Daß Gott aus allem Seienden letztlich Gutes hervorbringt, weil alles Seiende nur ist, weil und insofern es am Sein teilhat, ist nicht über Hegel erklärbar. Hat er Hegel gar nicht gelesen, sondern nur aus gewissen Rückschlüssen "eigenständig interpretiert"?

Wie auch immer. Was Jones zeigt ist, daß sich 1979 ein epochaler Wandel in der Welt vollzog. Und zwar durch zwei Ereignisse, die denselben Hintergrund haben: Der Revolution im Iran, und dem Besuch des Papstes in Warschau. Beide Ereignisse waren insofern gleich, als sie die Revision des Irrtums der Trennung von Staat und Kirche (Religion) bedeutet haben. Und auch kein Mexikaner versteht diese Trennung. Das zeigt sich in der Bedeutung der Kirche, das zeigt sich an der Stellung und Bedeutung für das alltägliche Leben, die die Marienerscheinung von Guadeloupe im Leben der Mexikaner hat.

Die Revolution im Iran unter Ajatollah Khomeini war eine naturrechtlich fundierte Reaktion auf die Irrlehre der Aufklärung, daß Religion und Staat nichts miteinander zu tun hätten. Und die mit dem Amerikanismus verbunden ist. Die Folgen sind gewaltig. 1989 betrug die Geburtenrate im Iran 3,4 Kinder pro Frau. Als Khomeini starb, implementierte sein Nachfolger die Legitimität der Verhütung. Schlagartig sank die Fertilität, heute hat der Iran die selbstmörderische Geburtenrate von 1,7 Kinder pro Frau. Heute steht der Iran - das einzige Land, das sich gegen den Amerikanismus als Kultursurrogat gewehrt, ja in dieser Haltung konstituiert hat - vor der Selbstauslöschung, rechnet man diese Entwicklung nur einhundert Jahre weiter.

Der Türöffner dazu war die "Gleichberechtigung" von Mann und Frau, die Frauen in Ausbildungsgänge brachte, die aus sich heraus einen Anspruch auf Beruf implizieren.  Wo aber die Frau in "den Beruf" geht, glaubt es gäbe ein universalistisches Prinzip der Selbstverwirklichung, demgemäß diese Verwirklichung als nicht mit Ort und Situation zu tun hat, in der man sich findet, bricht unweigerlich die Geburtenrate zusammen. Jones berichtet von einer Predigt in einer persischen Moschee, die zu halten er vor kurzem eingeladen worden war.

Gefragt, wer verheiratet sei, hob (auch im heutigen Persien!) nur ein verschwindend geringer Anteil der Männer die Hand. Weiter gefragt, wieviele Kinder diese Ehen hervorgebracht hätten, kam die erschütternde Antwort: Null! Eine über 2000 Jahre alte Kultur löscht sich also selbst aus. Der universalistische Amerikanismus hat also auch hier bereits seine dämonischen Samen gesät, die Selbstverwirklichung mit "Fähigkeit" (die in sich leer, bedeutungslos ist) und nicht mit Ort, Stelle, Stand als zu transzendierendes telos (Ziel) hat.

Der Sinn der Welt liegt im menschlichen Selbstvollzug, auf Kultur somit, die in sich auf Verwurzelung in den Ort ausgelegt ist. Darauf ist auch die gesamte Schöpfung ausgerichtet. Und dieser Sinn als in allem - allem! - angelegtes "Wollen" als "Sollen" ist deshalb ein Wachsen und Vermehren des Menschen, um die Welt zu beherrschen und DAMIT zu heiligen. Letztlich heißt das: Um sie zur Kirche zu führen. Hier mit theoretisch-statistischen "Weltbevölkerungs-" oder "Überbevölkerungs-"Zahlen zu kommen, ist schlichtweg dumm (so wie die Aufklärung alle Welt verblödet hat) und aus völligem Unverständnis auch von Statistik (weil aus falschem Weltbild) entstanden. Denn es sind genau diese Menschen, in Kultur zur einzig schöpferischen Kraft der Sittlichkeit gebracht, die die Welt zur Frucht bringen. Je mehr Menschen also, desto mehr Frucht.









*091018*