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Donnerstag, 1. November 2018

Wehe, wenn alle Außenseiter sind

Der Mensch ist darauf ausgerichtet, sich an der Allgemeinheit zu orientieren. Hier tut man ihm oft Unrecht, indem man alle diese Ausgerichtetheit auf die Allgemeinheit als "Massenverhalten" abtut. Eine Schlinge mehr um den Hals dessen, was sich seit hundert Jahren als "Psychologie" ausgibt.

Es ist der historischen Situation aber geschuldet, daß aus genau diesem Grund Veränderungen, Neuerungen, Entwicklungsimpulse (und in gewisser Hinsicht kann man bei der Menschheit sehr wohl von Entwicklung sprechen, wenn das auch nie darwinistisch gemeint sein kann; und doch steckt genau diese absolute Wahrheit als Wahrheitsfunke auch im Darwinismus, sonst gäbe es ihn ja gar nicht) ... also: daß aus genau diesem Grund Veränderungen und Neuerungen immer von der Peripherie her kommen. Von den Ausgestoßenen, den Alleinigen, den Einsamen, den "Nicht-Soziablen". 

Das begründet die Bedeutung der Dichter, der Philosophen, der Mönche und Heiligen. Sie haben ausgelitten, woran der Haupt-Corpus leidet, ohne damit umgehen zu können. Weil der "normale Mensch" (der an sich nicht mehr oder weniger normal ist als der Periphere) mit sich und seiner Erhaltung im Gefüge der Figuren, dem Welttheater also, beschäftigt ist und das auch sein muß.

Nur darf er nie aufhören, an der Bedeutung der Ausgestoßenen, der Wenigen, der Ausgenommenen festzuhalten. Tut er das, hört seine Lebenskraft auf, versiegt sein Lebensquell, weil er in sich "harmonisiert" erstickt. Denn mehr als alle anderen, hat der Ausgestoßene, der Außenseiter die Chance (die sich nicht automatisch ergibt, sondern die er in mutigem Kampf mit dem Sein zu erringen hat, und viele, viele versagen dabei auch) Gott zu schauen.

Das Wehe gilt also nicht einer Gesellschaft, in der der Außenseiter - Künstler, Poet, Priester, König - geächtet, als Fremder betrachtet wird. Das muß sogar so sein. 

Das Wehe gilt auch nicht den immer Vielen, die in die "Masse" (als Allgemeinheit) fügsam eingehen, die damit Masse (weil Allgemeinheit) sind. Das ist der große Irrtum der letzten 100 Jahre, der die Allgemeinheit zu verweigern begann, und genau damit alles auflöste, ohne Gegengewicht zu schaffen. Das nur Allgemeinheit sein kann!

Das Wehe gilt nämlich einer Gesellschaft, wo immer mehr ihrer Mitglieder glauben, sie seien Außenseiter, weil sie sich keiner Allgemeinheit mehr einfügen und diese damit aufhört, zu existieren. Sodaß das Außenstehende zur Allgemeinheit wird, was nur Chaos - Un-Ordnung - bedeuten kann und damit sicher dem menschlichen Wesen zuwiderläuft. Das Allgemeinheit unbedingt braucht.

In einem solchen Fall sind die einem Idealbilde nach Eingefügten die Außenseiter. Die Rebellen hingegen - die dumpfe Masse.






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