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Donnerstag, 15. November 2018

Sklaverei - ein nützlicher, aber schädlicher Mythos (4)

3. Kapitel



Auch wenn wir uns an den Gedanken erst gewöhnen müssen - wir sollten es tun. Sklaverei ist keineswegs nur eine Geschichte des Westens gegenüber Afrikanern, sondern auch eine Geschichte der europäischen Völker. Es ist zudem eine generelle Geschichte der Menschheit, und es ist darin nicht nur eine Geschichte der Unmenschlichkeit, sondern darüber hinaus wesentlicher Teil der Geschichte des Kapitalismus, wie er seit dem späten Mittelalter bzw. in der Neuzeit entstanden war.

In der es eine Tatsache bleibt, daß Amerika - weit humaner, weit christlicher motiviert, als heute erzählt - für die allermeisten Schwarzen, die als Sklaven dort ankamen, bessere Lebensbedingungen bedeuteten, als sie sie in Afrika hatten. Vor allem aber bot es vielen neue Chancen, und die Beispiele dafür sind keineswegs Ausnahmen. Und es wäre sehr sinnvoll, diesen Aspekt wieder stärker in den Vordergrund zu stellen. Die Horrorgeschichten, die unser Geschichtsbild verfälschen, betrafen höchstens ein Prozent der Sklavenhalter, und diese waren von der Allgemeinheit auch in den Südstaaten nicht gerade hoch geschätzt. Damit aber vertieft sich auch die oben dargestellte Demotivation der Schwarzen, die Glück von anderen erwarten, als es selbst in die Hand zu nehmen, weil sie ja Sklavendummies sind und damit Opfer. So nebenbei: Schweine gibt es überall und immer.

Statt all dieser Fakten stehen wir aber einem völlig verfälschten Schuldbild gegenüber, das "den Weißen" in tiefe Scheiße taucht. Wer hat das gemacht? Als erstes fällt einem da Hollywood ein, und das ist wohl auch der Haupttäter.

Wenn auch ein Schuß fast nach hinten losging. Denn was Steven Spielberg in "Amistad" in einem der bekanntesten Filme in dieser Reihe, die die Bosheit der Weißen gegenüber Schwarzen zeigen sollte, auf die Leinwand brachte, muß man in diesem Rahmen sogar als Ehrenfeder am Hut der europäisch-stämmigen Amerikaner werten. Auch wenn sonst Hollywood ein ganz anderes Bild verbreitet und damit verbreiten wollte. Wohl nicht ohne jenen Grund, der das von Juden gegründete und nach wie vor beherrschte Hollywood (siehe die Monographie von Jean Gebser, selber auch ein Jude) seit seiner Gründung in einem bestimmten Licht sehen läßt. Als Kampf gegen und in einer Mehrheitsgesellschaft, in der man wie eine Parallelwelt ein eigenes Reich geschaffen hat, das fortan den Kampf um die Herrschaft im Ganzen aufnahm.

Und darin ist es mehr als nützlich, das Bild der bösen Weißen zu erschaffen wie aufrechtzuhalten. Die mit Schuld beladen kein Recht vor der Gegenwartsgeschichte haben. Vor allem soll solch eine Vergangenheitslegende das Selbstbewußtsein der gegenwärtigen Generation schwächen. Die längst den Mut verloren hat - und sich selbst beschädigt oder zerstört, und die Fortpflanzung verweigert.

Aber die Helden, die, die sich für die Schwarzen einsetzten, ihre Rechte durchkämpften, als amerikanisches System diesen Rechte und der Menschenwürde höchst zuarbeitend zeigten, waren Weiße.

Die Geschichte des Schiffes Amistad im Film, die die natürlich unfaßbar brutalen Zustände des (von jüdischen Schiffseignern - im Zuge der Expedition der Juden aus Spanien durften nur Konvertiten bleiben, und die nahmen sämtlich spanische Namen an; so, wie es Juden in Deutschland taten, weshalb man sie auch "an ihren Namen" oft sofort erkennt - beherrschten) Sklavenhandels nicht verschweigt, knüpft an eine wahre Geschichte an, die sich 1839 abspielte.

Wo ein (weißer, also christlicher) Anwalt die Freiheit für die Sklaven (Sklaven geworden durch afrikanische Feinde und dann an Spanische Händler verkauft) auf dem spanischen Schiff Amistad erstreitet, das nach Seenot in einem US-Hafen liegt und nun also dem amerikanischen Recht unterliegt. (Auch das muß erst erstritten werden.) Diese dürfen daraufhin nach Afrika zurückfahren. Dort aber erwartet sie ... nichts. Denn ihre Familien sind verschwunden. Sie wurden zwischenzeitlich vermutlich von Afrikanern versklavt und verkauft.

In seiner Botschaft zeigt Amistad von Spielberg insofern wohltuend die Realität, als er am historischen Ereignis belegt, daß die bei weitem überwiegende Mehrheit der Euro-Amerikaner in den schwarzen Sklaven keineswegs minderwertiges Menschenmaterial sah, sondern Menschen, denen man mit Fairness und Menschlichkeit begegnen muß wie jedem anderen.

Und das war nicht ungewöhnlich. Es war die verbreitete Haltung. Denn die ersten Sklaven in Nordamerika kamen im 17. Jahrhundert, und es waren ... versklavte Europäer. Was in der Siedler-Bevölkerung keineswegs einfach so Annahme fand. Man war befremdet.

Schwarze Sklaven kamen später. Erst ab dem 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert begann aber erneut das Quasi-Sklaventum von eingeflößten Europäern. Es waren nun vorwiegend durch gepreßte Dienstbarkeiten von Europäern geknechtete Menschen. Der Vizepräsident Lincolns etwa - Andrew Johnson - war ein in Nord-Carolina von seinem Herrn geflüchteter Quasi-Sklave, auf dessen Ergreifung ein Kopfgeld ausgesetzt war.

Der legendäre "Zug nach Westen" aus der Geschichte der USA des 19. Jahrhunderts hat zu nicht kleinen Teilen sogar den Hintergrund, daß viele Weiße aus dem Osten der Staaten der dort nicht seltenen Quasi-Sklaverei entfliehen wollten, und Freiheit suchten, oft flohen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in den Städten des Ostens der USA waren oft sogar schlechter, die Löhne niedriger als die der Sklaven auf den Plantagen im Süden.

Es gab aus ähnlichen Zusammenhängen deshalb nicht wenige, die die Sklaverei im Süden im Sezessionskrieg als Freiwillige in der Nordstaatenarmee bekämpfen wollten. Weil sie die Befürchtung hatten, daß sich bei einem Sieg der Südstaaten die Sklaverei auch in ihre gerade besiedelten Gebiete ausbreiten würde. Und dort hätten ihnen die Sklaven die eigenen Bemühungen, sich eine Existenz aufzubauen, als Billigkonkurrenz kräftig erschwert.

Hat sich viel geändert? Betrachtet man den afrikanischen Raum - nein. Und die Unterwerfung als "Sexsklave" ist zwar bekannt, aber sie ist nur ein Teil. Nach wie vor gibt es auch die historisch bekannte Sklaverei. Nach wie vor bestehen dort enorme Konflikte zwischen den Stämmen, die den gehaßten Feind als untermenschlich einstufen, sich seiner bemächtigen und ihn verkaufen. So, wie es auch im 17. Jahrhundert war. 









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