Der VdZ nimmt dieses Video eines
Engländers - das man vielleicht nicht in allen Punkten ganz ernst nehmen
muß, vieles aber ist richtig beobachtet (wenn auch recht eigen
gedeutet) - um auf die vielen Artikel zu verweisen, die er schon vor
etlichen Jahren an dieser Stelle veröffentlicht hat. Und die sich mit
dem Internet und den social media auseinandersetzen. Sie sind nach wie
vor gültig und aktuell.
Darin
bezieht er sich auf die Tatsache, daß der Idee des Internet
hegelianische, der Aufklärung und dem Nominalismus entstammende Begriffe
zugrunde liegen. Die von einer rationalen Weltvernunft ausgehen, die als
bloß summarisch verstandene "Wahrheit" (als Rationalität, die von jedem
metaphysischen, religiösen Grund befreien zu müssen weil zu können
behauptet - "Göttin Vernunft") auch einer bloßen Technik überantwortet
werden kann. Im Gegenteil, diese Technik wäre dann sogar die Erfüllung
dieses Traumes einer absolut perfekten Ratio, also der Wahrheit.
Daß
das aus rationalen Gründen nicht möglich ist hat Gödel bewiesen, auch
dazu haben wir längst geschrieben. Aber im Internet haben wir es
tatsächlich mit dieser Vorstellung zu tun. Weshalb David Icke gar nicht
so verkehrt liegt, wenn er behauptet, daß die Zielvorstellung hinter dem
Internet, dieser weltweiten Verknüpfung von Menschen und damit Verstand,
der Anschluß an eine zentrale Künstliche Intelligenz (KI oder AI,
Artificial Intelligence) ist. Die damit sämtliche Vorgänge und Menschen
der Welt ins Paradies führt, weil sie alles "total vernünftig" zu
regeln vermag. Damit ist das irdische Paradies verwirklicht, das hinter
dem Rationalismus als treibende Utopie steckt.
Das
Internet ist aus diesem Geist der Utopie geboren. Sämtliche maßgebliche
Gründerfiguren, denen wir diese Sache verdanken, kommen aus der New Age
Bewegung der 1968er. Die vom Anbruch des Wassermannzeitalters träumten,
und dies als Zeitalter verwirklichter vollkommener Menschlichkeit
sahen. Darin gründet auch der Trieb, alles Vorhandene, alles
Traditionelle abzustreifen und zu zerstören, auf dem sich dann
Philosophien wie die von Foucault entwickeln und durchsetzen konnten.
Denn es gab nun einen Schuldigen für alle Lebensprobleme, die vor allem
seelische Probleme waren, mit denen man sonst mühsam zu kämpfen hatte.
Das
alte Konzept der Sittlichkeit und Tugend wurde zum feindlichen
Unterdrückungsmuster, seine Vertreter zu Diktatoren erklärt, die nur aus
Machtphantasien heraus handelten. Zum Gegenteil verhieß der neue
Leitstern der grenzenlosen Freiheit auch im Kopf (wie durch Drogen und
grenzenlose "Offenheit" als Aufgabe aller übernommenen Verhaltensregeln
und Standes- wie Identitätsmerkmale verstärkt), daß der Mensch aus sich
heraus gut wäre, und daß auch alles gut würde, wenn er sich völlig
unbeeinflußt seinen Antrieben, Trieben, Wünschen und Begierden
ausliefere, sich aber von allen als behindernd empfundenen
Vernunftrelikten befreie. Damit wird auch eine Gemeinschaft von Gleichen
geschaffen, die miteinander in ungehemmtem, durch nichts als
persönliche Wünsche und Ziele bestimmtem Verkehr stehen. Natürlich auch
sexuell.
Identität
wird zur Erfüllung von Wunschvorstellungen, die auch täglich wechseln
können. Dem kommt ein Medium entgegen, das an sich ein Medium der
Flüchtigkeit ist. Denn elektrische Zustände - und auch alle
Denkvorgänge, Gefühle, Triebe etc. etc. werden als solche verstanden,
auch das eine alte aufklärerische Vorstellung - sind eben flüchtig.
Bleiben nur, wenn sie mit Energie versorgt werden, um sich dann in
Nichts aufzulösen. Endlich also war man von den Folgen der eigenen
Identität befreit, denn ohne Erinnerung zerrinnt tatsächlich alles ins
Nichts.*
Aber
damit haben wir uns einer Gefahr ausgesetzt, an die der Einzelne nie
wirklich gedacht hat. In dieser totalen Vernetzung, die an ein
Zentralgehirn angeschlossen ist (egal ob Maschine oder Mensch), wurden
wir so manipulierbar und täuschbar wie noch nie. Und noch nie von so
wenigen! Nicht nur untereinander. Und wir werden erpreßbar, weil wir uns
einem unbekannten Speicher gegenüber öffnen, oft extrem öffnen, von dem
wir nicht wissen, was er damit macht. Wir sind nur angreifbar, und im
Ganzen gesehen: Angreifbar, ja zerstörbar wie noch nie.
Das
öffnet das Internet aber auch Kräften, mit denen wir nicht gerechnet
haben. Weshalb es gar nicht so verwegen sein muß davon auszugehen, wie
Icke es im Video macht, daß hinter der raschen Verbreitung des Internet
(und wenn, dann war es dieses Internet, das sich vor 25 Jahren fast
explosionsartig ausgebreitet und zu einer enormen Bedeutung entfaltet
hat) Geheimdienste stehen. So daß das Internet zwar von Einzelnen
entwickelt und ausgedacht, aber von Mächten verbreitet und kontrolliert
wird, die selbst kaum kontrollierbar sind. (Das CIA etwa kann man als
"Staat im Staat" bezeichnen. Es unterliegt keiner wirklichen
Kontrollmöglichkeit des Washingtoner Kongresses, also der
Volksvertreter.)
Um
das so zu sehen muß man kein Verschwörungstheoretiker sein. Wer nämlich
die Menschen kennt, weiß umso mehr, daß der Mensch so handeln kann und
mit großer Wahrscheinlichkeit auch tun wird, wenn es ihm möglich ist.
Weil aber diese Dinge im Geheimen bleiben, im Verborgenen (und davon
auszugehen ist ebenfalls nur vernünftig), liegt die Gefahr am
Fensterbänkchen, daß die eigenen Mutmaßungen, die durch Realitäten nie
ganz geformt und eingegrenzt werden (können), über jedes Ziel schießen
und eine Form von Paranoia bewirken. (Das meint man in Wirklichkeit,
wenn man von Verschwörungstheoretikern spricht.)
Viele
Indizien sprechen dafür, das solch eine Theorie zumindest im
Wesentlichen der Realität entspricht, also wahr ist. Eingrenzbar, von
einer pathologischen Paranoia abgrenzbar ist solch eine Annahme nur,
wenn es gelingt, alle Welt- und Lebenserfahrung, alle Menschenkenntnis,
alles Wissen, alle Bildung zu mobilisieren, um eine These auf ihren
Wirklichkeitsgehalt, also auf Wahrheit zu prüfen.
Das
ist nicht immer leicht. Denn noch dazu ist leider aber unsere Zeit
nicht gerade angelegt, die es verstanden hat und versteht, die Menschen
immer mehr von der Wirklichkeit zu trennen. Und sei es durch den
Sozialstaat, der Ursache und Wirkung trennt. Nur daraus aber läßt sich
ein Gedankenbild testieren: Entspricht die Annahme über einen Vorgang in
der Welt meiner Vorstellung davon? Das hat zur Folge, daß die Meinung
"vieler", also der Allgemeinheit, oft schrecklich falsch ist.
Allgemeinheit aber hat eine wesentliche Aufgabe in der Frage des
Bezugspunktes "Wahrheit". Denn wenn es eine Wahrheit gibt, so muß sie
alles und alle gleichermaßen umgeben. Also hat Wahrheit auch eine
natürliche Position "im Allgemeinen" - man nennt deshalb die Vernunft
(die nur auf der Wahrheit gründen kann) auch "Hausverstand" oder
"gesunder Menschenverstand", "common sense", usw. usf. Wir stehen hier
übrigens mitten in einer der Grundfesten des katholischen Glaubens.
Morgen Teil 2) Warum es nicht unvernünftig ist, so zu denken
*Schon das ist ein schwerer Irrtum.
Denn wie sich ja herausstellt, erinnert sich oft GERADE das Internet.
Tut es aber zumindest tendenziell, weil auf das, was man ins Netz
eingibt, weniger Gewicht legt, als Notizbuch der schwachen Stunden, der
Stunden des Versagens. Es ist damit ein ideales Medium, um jemanden
später zu erpressen. Denn wie sich im Leben herausstellt, braucht jeder
denn doch eine "feste", über die Zeit kontinuierliche, von aller
Geschichte unabhängigen, aber doch geschichtlichen weil fleischlichen,
festen, konkreten, mit Merkmalen ausgestatteten Identität. Das beweisen
sogar GERADE Plattformen wie Facebook und wie sie alle heißen. Die
getragen sind von dem Wunsch, ein festes, dauerhaftes Bild von sich
gestalthaft in der Welt zu errichten. Das freilich unter dem Mangel
leidet, daß es nur besteht, solange der Strom der Nachrichten und Worte
und Bilder reihum fließt.
Dabei aber bedeutet Person in erster Linie ... Intimität, Geheimnis! Denn das Wesentliche im Menschen ist in seinem Handeln immanent, nicht explizit. Persönlichkeit heißt damit selbstverständliches "Geheimhalten". Denn im Tun, in der Gestalt also, wird ohnehin alles sichtbar, was für die Welt von Relevanz ist. Über die Wirklichkeit der Tatsache, daß heute pausenlos "aufgedeckt" wird, möge der Leser sich also selbst eine Meinung bilden. Ist Snowden oder Wikileaks wirklich Heldentum?
Dabei aber bedeutet Person in erster Linie ... Intimität, Geheimnis! Denn das Wesentliche im Menschen ist in seinem Handeln immanent, nicht explizit. Persönlichkeit heißt damit selbstverständliches "Geheimhalten". Denn im Tun, in der Gestalt also, wird ohnehin alles sichtbar, was für die Welt von Relevanz ist. Über die Wirklichkeit der Tatsache, daß heute pausenlos "aufgedeckt" wird, möge der Leser sich also selbst eine Meinung bilden. Ist Snowden oder Wikileaks wirklich Heldentum?
*211018*