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Donnerstag, 22. November 2018

Einige Wahrheiten zu Geld und Wirtschaft (1)

Die Sendung von Markus Lanz lief zwar schon 2011, aber die Aussagen, die hier von Ernst Prost und Dirk Müller getroffen werden, sind nach wie vor interessant, denn geändert hat sich nichts. Das betrifft auch die Analysen der Vorgänge um Geld und Zinsen. In denen vor allem der Unternehmer Prost zu Hochform aufläuft. Der eben weiß, daß Geld nur dann Sinn hat, wenn es den produktiven Prozessen dient wie entstammt. Und als solcher ist auch der Konsum ein produktiver Prozeß, weil letztlich alles in der Arbeit gründet. Also in einem Humanum gründet - dem menschlichen Selbstvollzug als Beziehungswesen. 

Dem steht der Zins gegenüber, den Prost richtigerweise als "unproduktives Einkommen" bezeichnet, weil Geld steril ist, sich nicht "vermehrt". Was alles also immer zu Lasten der Arbeitenden geht, damit jeden Wirtschaftsprozeß belastet weil Produktivität entzieht. Abgesehen vom eigentlichen, ethisch-prinzipiellen Problem: Zinsen sind ein mathematischer Vorgang, der von jeder Lebensrealität, die immer ein Wechselspiel von Glück und Unglück, von Erfolg und Unbill ist, abgekoppelt ist. Aber aus dieser letztlich nie ganz beherrschbaren Lebensrealität bestritten werden muß. Ein Schuldner kommt dadurch unausbleiblich unter Druck und Herrschaft eines Zinsen verlangenden Kreditgebers. Zinsen (und nicht nur Zinseszinsen, das verschwimmt im Talk ein wenig - Zinseszinsen verschlimmern nur noch mehr dieses Problem) können - KÖNNEN - deshalb auf Dauer NICHT erwirtschaftet werden.

Deshalb ist nur jene Kreditvergabe ethisch gerechtfertigt (und auch die Kirche hat bis zum heutigen Tag die Zinsnahme als Todsünde klassifiziert, nur spricht seltsamerweise niemand davon), in der sich der Kreditgeber am Lebens- und Investitionsrisiko des Kreditnehmers voll gleichberechtigt beteiligt. (Zinsen sind dann also nur der Anteil am Gewinn.) Oder anstelle eines Kredits ein Geschenk (etwa in Notlagen) moralisch geboten ist.  Alle anderen Formen von Kredit sind unmoralisch. Sie finanzieren nämlich in jedem anderen Fall eine Unmoral, die immer zu Lasten des Gemeinwohls (neben dem Individualwohl) geht und der Unfreiheit dient.

Seltsam ist freilich die Aussage von Müller, daß Geld prinzipiell aus Schulden käme. Denn das ist schlichtweg falsch. Er kann nur die zusätzliche Geldschöpfung der Nationalbanken (also die "Münzschneiderei", um es beim alten Namen zu nennen) meinen. Dafür stehen tatsächlich die Bürger als Gegengewicht gegen das vom Staat verteilte Geld.

Geld an sich ist aber das Äquivalent zu Ware, zu Leistung, zu Wert. Daraus ist es entstanden. Es hat den reinen Warentausch als Zahlungsform aus verschiedenen Gründen nur abgelöst, flexibler gemacht, was keineswegs prinzipiell abzulehnen ist. Wobei auch Schulden dasselbe sind, nur sind die Werte zediert und erst in der Zukunft als Verpflichtung zu schaffen. (Woraus sich der Knechtschaftscharakter von Schulden ergibt.) Wenn man das begreift, erkennt man die Zutreffendheit der Argumente von Prost sogar umso mehr.



 Morgen Teil 2) Weiterer Widerspruch







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