Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 13. November 2018

Sklaverei - ein nützlicher, aber schädlicher Mythos (2)

1. Kapitel - Teil 2)







Die Krone wollte die Massen von Armen im Mutterland, die mangels Überlebensmöglichkeiten rasch kriminalisiert oder aufsässig waren, egal wie einfach loswerden. Sie waren gefährliches, revolutionäres Potential, das sich noch dazu durch hohe Fertilität stark vermehrte. 15 oder 20 Kinder-Familien waren in diesen Schichten keine Seltenheit. Während die Eliten, die Oligarchen (man muß es beim Namen nennen), schon damals immer weniger Kinder bekamen. Es mußte nur eine Führergestalt aufstehen, und das Pulverfaß ging hoch. Die Oligarchen nahmen die neuen Möglichkeiten, die sich ihnen nun boten, gerne an.

Obwohl das britische Volk auch damals noch eine hohe Affinität zu "ihrem" Adel hatte. Doch auch dieser hatte sich geändert, durch die königliche Politik. Aus Verdienst- und Landadel (der das Volk als Familie aufgefaßt hat) war von der königlichen Willkür abhängiger Weisungs- und Beamtenadel geworden. Der in einer eigenen Welt lebte, und dem die Wirklichkeit zunehmend feind war. Bis ins hohe Mittelalter hatte der Adel in denselben Lebensumständen gelebt wie das gemeine Volk. Das änderte sich spätestens ab dem 16. Jahrhundert völlig. Übrigens in ganz Europa.

Vor allem aber kam ein neuer Geldadel auf. Von dem der König wiederum abhängig war.*** Damit veränderte sich auch die Sicht auf die Menschen. Sie wurden zu bloßen Faktoren im eigenen Spiel, die mit Exekutivgewalt in Zaum zu halten waren und über die zu verfügen man jedes Recht hatte. Denn der einzige Opponent, die Kirche, war weitgehend ausgeschaltet, wurde vom Staat beherrscht. (Die Verfassung der USA 1776ff. war dann auch die erste, in der der Staat oberstes Prinzip wurde, nicht göttliches Recht.)


2. Kapitel 

Allmählich wird vielleicht dem Leser klarer, warum die Geschichte der Sklaverei keineswegs eine simple Geschichte der Schwarzen ist, wie sie heute kolportiert wird. Sie ist auch nicht die der bösen Weißen, die die Schwarzen versklavten. Die Sklaverei war in Afrika überaus weit verbreitet, wo sich schon lange vor ihrer Geschichte mit den Weißen Stämme und Völker pausenlos und brutal bekämpften. Es war die Regel, daß der Sieger den Verlierer (oder was von ihm überlebte) versklavte. (Was auch in der Antike gang und gäbe war, das so nebenbei: Sklaven waren also immer und überall ein wichtiges Kriegsziel.)

Diese von Afrikanern selbst versklavten Afrikaner wanderten dann vor allem auf die auf den Orient ausgerichteten Sklavenmärkte, bis sich ab dem 17. Jahrhundert auch europäische Kaufleute dafür interessierten. Darunter viele spanisch-jüdische Kaufleute. Die Einstufung von Sklaven als "genetisch minderwertig", die bei europäisch-amerikanischen Sklavenhaltern viele Hemmungen beseitigen halfen, weil sie sich im Recht sahen, sie auszubeuten, stammt mit Sicherheit auch aus dem Talmud.

Aber Sklaverei ist und war kein "weißes Spezifikum." Kein Volk, in dem Sklaverei keine Rolle gespielt hat. Selbst bei den Indianern Nordamerikas war sie weithin üblich. Wiewohl die europäischen Siedler vom Gedanken, die Indianer zu versklaven, bald abkamen. Zu robust war deren Freiheitswille.

Auch wenn man meinen könnte, es klänge zynisch, so ist es doch eine Wahrheit, daß für viele afrikanische Sklaven die Existenz in transatlantischen Ländern bei weitem erträglicher als das Leben in Afrika (oder im Orient) war. Denn es ist ebenso falsch, daß die Sklavenbesitzer in den neuen Ländern durchweg unmenschlich waren. Weil sie sehr gut wußten, daß menschliches Leben ihr Kapital war, und nur wertvoll durch die Arbeit war, die es leisten konnte. Also mußte man es gut behandeln. Das typischerweise hier verbreitete Bild vom bösen Weißen, der die Schwarzen zu Tode peitschen läßt, ist keineswegs die Regel gewesen, im Gegenteil. Viele Geschichten zeigen, daß Sklaven es oft zu beachtlichen Stellungen bringen konnten und auch brachten. 

Diese Mythen aber wirken bis heute nach, und sie sind es, die die Schwarzen Amerikas bis zum heutigen Tag in einer (neuen) Sklaverei halten. Denn indem man sie pauschal zu Opfern erklärt, die für ihr eigenes Schicksal nichts können, weil es ihnen von den Weißen angetan wurde, hat man bei den meisten Schwarzen in den USA die Motivation, die jeder Mensch haben muß, will er nicht vor die Hunde gehen, nämlich sein Lebensschicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten, nach Stellung und Wohlstand zu streben, regelrecht ausgelöscht. Bis hin zu einem Schulsystem, das nun schon seit Generationen die Schwarzen für defizient erklärt und sie mit niedrigeren Bildungsanforderungen konfrontiert, um "ihre Nachteile auszugleichen". So daß sich unter den Schwarzen selbst die Selbsteinschätzung durchgesetzt hat, sie wären tatsächlich eine minderwertigere Rasse.

Man sieht es im Vergleich mit Zuwanderern aus Asien. Die dieses "Urteil" über sich nicht kennen. Sie kommen mit nichts, haben aber enormen Ehrgeiz, lernen sofort die Sprache, gehen auf Schulen, Universitäten, und streben nach Wohlstand aus eigenen Kräften. Und lassen so die schwarze Bevölkerung bald hinter sich. Vielleicht hilft ihnen, wenn sie begreifen, daß auch europäische (weiße) Menschen unter der Sklaverei zu leiden hatten. Und es muß manche Geschichte in ihren Köpfen umgeschrieben werden, sie ist viel komplexer als die meisten glauben. Weder sind die einen eine "Sklavenrasse" und ewiges Opfer hemmender Umstände, noch sind die anderen die bösen Peiniger.

So verlangt korrekte Geschichtsbetrachtung von den USA zu berichten, daß die Unmenschlichkeit in der Behandlung der Schwarzen keineswegs allgemeiner Tenor war. Auch nicht im Süden der USA, wo die Sklaverei von den Sklaven selbst weitestgehend akzeptiert wurde, weil sie nicht nur bessere Lebensbedingungen als in Afrika bedeutete, oft Zugang zu Schulen und sozialer Versorgung (auch das war in Afrika unbekannt), sondern als Teil eines patriarchalen Systems verstanden wurde und werden muß. An dem niemand etwas Absonderliches fand.

Zumal es an alte europäische Traditionen anschloß und von den allermeisten Schwarzen (siehe die preisgekrönte Arbeit des Historikers und Marxisten Eugene Genovese "Roll, Jordan, Roll") völlig selbstverständlich angenommen wurde. Das gab ihnen einen sicheren Platz im gesellschaftlichen System, und machte sie keineswegs völlig rechtlos. Die Verwirrung brach erst aus, als sie 1865 "befreit" wurden und man ihnen erklärte, daß sie "Opfer" waren. (Während sich die Generäle der siegreichen Nordstaaten fortan der Vernichtung der Indianer widmeten.)

Nun gehörten sie tatsächlich nirgendwo mehr dazu, hatten keinen Platz mehr. Und der Jubel hielt sich bei den meisten sehr in Grenzen. Wurzellos, waren sie nun zu jenem Lumpenproletariat verdammt weil in Sinnlosigkeit gestoßen, das sie heute so oft als Bild abgeben - in den Städten der Sieger, im Norden der USA. Wo sie als billige Industriesklaven endeten, könnte man hinzufügen, mit neuen (alten) Herren: Dem anglo-amerikanischen Kapital.


Morgen 2. Kapitel - Teil 2)

Anmerkungen 1. Kapitel - Teil 2)

***Die Kriege Englands in Kanada oder Indien waren Kriege von Wirtschaftsorganisationen (Hudson Bay-Company resp. Ostindien-Kompanie), die der Krone dafür Geld gaben. In ganz Europa lief es ähnlich. Der Habsburger Ferdinand II. hatte etwa die Kriegsführung (samt Geldmonopol) im 30jährigen Krieg an Wallenstein gegen eine Fixsumme "verpachtet", definitiv sogar, als ihm das Geld ausging. Bis der ihm zu mächtig und reich wurde.



*151018*