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Donnerstag, 15. November 2018

Die Schatten des Wirklichen in der deutschen Gegenwart (0)

Vorwort




Was wir heute erleben wird nicht ausreichend unterschieden und deshalb nicht richtig eingeordnet, somit nicht richtig beurteilt. Wir erleben nicht einen "Zerfall der Staaten", so daß sich eine supranationale Ebene als Quasi-Staat einrichten ließe. In Wahrheit zerfallen Staaten nicht - denn es zerfallen auch nicht die Völker, die immanent, also in sich den irgendwann irgendwie auch explizit gemachten Staat errichten und bedeuten.

Was wir heute erleben ist somit, daß jene Staaten als Staatsgebilde zerfallen, an Selbstschwäche und mangelndem Behauptungswillen sterben und sich fremden, feindlichen Einflüssen gegenüber nicht zu wehren vermögen, die gar kein Staatsvolk zur Grundlage haben. Die nur "Bevölkerungen", also "anwesende Menschen" haben. Die also gar keine natürlichen Emanationen sind. Sondern die rationalistisch behauptet und als Behauptung gegründet wurden. 

Staaten, die ein authentisches Volk zur Grundlage haben, zerfallen nämlich mitnichten. Und ihnen fehlt es auch nicht am Selbstbehauptungswillen. Man möge nur die Ungarn hernehmen, auch wenn das ein Beispiel mit Schatten ist (denn der Positivismus des Calvinismus hat in Ungarn viel Terrain). Somit werden manche europäische Staaten - und es sind vornehmlich jene, die die geistigen Fehlentwicklungen der Neuzeit am intensivsten mitgemacht haben - tatsächlich zerfallen. Und nur jene werden "bestehen" bleiben, zumindest auf gewisse Zeit und als formale Konstrukte, die sich zu Diktaturen und Totalitarismen entwickeln. 

Ihnen werden die "Natur-Staaten" gegenüberstehen, egal wie groß oder klein sie sein mögen. Nur in ihnen kann es noch Kultur und Freiheit und Menschenwürde und ein Recht geben, das nicht zu "Gesetzen" verdörrt ist. Und nur dort kann es auch Religion weil Kult und Ritus geben.

Wir erleben deshalb heute das Ende eines Positivismus, der da in geistiger Verirrung meinte, der Mensch wäre in der Lage, Substantielles durch bloßen eigenen, rationalistischen Willensentschluß zu schaffen. Der da meint, es gäbe ein Sein außerhalb des Seins, nur aus dem Menschen heraus. Das wird immer Schein bleiben. Und es zu behaupten ist alles, was der Mensch vermag. Aber irgendwann wird es ihm aus den Fingern gleiten. Irgendwann, weil er nie verstand, die Historie richtig zu lesen. Und verabsäumte, all die Kriege, Konflikte, Verwirrungen und Unbill als Krankheitssymptome eines Scheingebildes zu verstehen.

Was wir heute erleben, ist deshalb der Konflikt von Todesangst und Todessehnsucht, ist Sterbeschmerz und Flucht davor. Die Geburtsschmerzen, die sich da hinein mischen, und die wir freudig-bangend begrüßen sollten, die sehen wir aber nicht. Und deshalb sehen wir auch nicht, wo Furcht und Schmerz nur das Zerfallen und Loslassen eines Scheins bedeuten, in den hinein wir uns trotzig-angstvoll gegründet haben.


Morgen Teil 1)




*161018*