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Mittwoch, 11. März 2020

Aus Mangel an Verstehen

In der FAZ fand sich in diesen Wochen ein dermaßen guter, substantieller Kommentar zum "Synodalen Weg", der derzeit in Deutschland als Forum sein Unwesen treibt, in dem eine Neugründung der Kirche durchgesetzt werden soll, daß der VdZ den Leser unbedingt darauf hinweisen möchte. Denn er zeigt ein Verständnis, das man nicht mehr erwarten würde.

Insbesonders ein Punkt soll herausgegriffen werden. Weil der Verfasser, Christian Geyer, etwas zu begreifen scheint, das völlig verloren ist, auch bei den meisten "Katholiken". Es geht um die Identität von Hierarchie und Gnadenfluß. Es geht um die Funktion von Autorität als Quelle einer geistigen Qualität, an der nur im Gehorsam teilgenommen werden kann. Deshalb erschüttern auch Stellungnahmen wie einiges an den Aussagen des ehem. Abtpräses Notker Wolf, die er im bayrischen Fernsehen von sich gab. Wolf hat freilich, was angeblich so wichtig ist: soziale Akzeptanz. Aber entspricht das, was er sagt und wie er wirkt wirklich dem Wesen der Kirche, also damit dem Gnadenfluß, als vitaler Prozeß dessen, was in der Kirche zur bloßen Welt HINZUKOMMT? Noch dazu wo Wolf ein überzeugendes Beispiel dafür ist, wie sich die Forderung nach Akzeptanz immer mit dem verschwistert, was man "Anbiederung" nennt und alle Tore für eitles "Bitte habt mich lieb!"-Gehabe öffnet.

Die autoritäre, hierarchische Verfaßtheit der Kirche (und im übrigen JEDER sozialen Organisation und Gemeinschaft) ist ein ontologisches Wesensmerkmal, den man sich als Weg der Gnade vorzustellen hat, in dem der Himmel, die transzendente Dimension, in die Welt kommen will und kann. So kann der Geist die Welt durchdringen und durchwirken, sodaß diese in einer neuen Qualität fortbesteht. Sie ist soziologisch bestenfalls beschreibbar, aber nicht weltimmanent und damit ohne Transzendenz verstehbar, begründ- und erklärbar.

Was sich im Synodalen Weg aber zeigt ist ein erschütterndes Unverständnis der Kirche und des Katholischen generell. Sie zeigt sich als Tendenz, die wie ein Lebensprogramm um sich gegriffen hat und lange schon alle Bereiche des Lebens erfaßt hat: Man schafft ab, was man nicht (mehr) versteht. Und lehnt damit nicht einfach nur die Tradition ab, sondern wendet sich gegen alles, was überhaupt besteht, um es neu zu erfinden.

Einige Zitate, aus denen der post-moderne philosophische, in Wahrheit damit marxistische Ansatz, der seit langem das Denken allgemein und als Ton jedes öffentlichen Diskurses erfaßt hat, besonders deutlich wird. Hervorhebungen vom VdZ.

"... Dabei sprach aus der reizenden Wortmeldung ein Angebot, das man bei Strafe theologischer Irrelevanz auf dem Synodalen Weg nicht ablehnen durfte: dass nämlich alle Teilnehmer einander als Gleiche begreifen, ohne länger umständlich unterscheiden zu müssen, in Bezug worauf sie gleich sind und in welcher Hinsicht sie es mutmaßlich nicht sind.

Blockaden lösen

Freundlicher lässt sich Theologisches nicht ausbremsen! Ist die flache Hierarchie im Sozialen erst einmal als Superkriterium etabliert, so wirkt sakramentales Hierarchiedenken als Anschlag auf die Gemeinnützigkeit, und Ämterfragen können nicht anders denn als Machtfragen aufgefasst werden. Die Offenbarungsidee hätte sich demnach durch ihre Tauglichkeit auszuweisen, im jeweiligen Heute „Gräben zu überbrücken“ (Bischof Bätzing), „Blockaden zu lösen“ (Pater Langendörfer), „authentisch und echt“ (Bischof Bode) zu sprechen. ..."


"... Solche Rückkopplung von Religion ans persönliche Wohlgefühl, an Bedürfnisse privaten Aufgehobenseins, versteht sich nicht von selbst. Sie ist ein peinlicher Zug derer, die sich im Umgang mit Weltfremdheit – zu welcher der Katholizismus naturgemäß gehört – als Absolutisten ihrer Gegenwart gebärden, und dies durchaus autoritär, wie bei der Regie der Frankfurter Versammlung zeitweise deutlich wurde. Man versteht insoweit Kardinal Woelkis Zwischenruf, als er, ähnlich wie Bischof Koch und andere, gegenüber dem sozial begründeten Durchgriff aufs sakramentale Kirchenverständnis davor warnte, dasselbe „als kalten Kaffee abzutun – weil ich es vielleicht nicht verstehe“. Mit anderen Worten: Die Satzungen des Synodalen Wegs sind keinesfalls voraussetzungslos lesbar, wie sie nahelegen. Sie sind an theologische Vorverständnisse gebunden, denen nicht im Happening-Stil der Ignoranz, sondern mit theologischen Gründen beizukommen ist.

Glaubwürdigkeit statt Glaube

Warum Woelkis Ansicht, die Verfasstheit des Synodalen Wegs erinnere ihn typologisch eher an ein „protestantisches Kirchenparlament“, sogleich als Beschimpfung kritisiert wurde, erschließt sich unter analytischem Gesichtspunkt nicht, es sei denn, man möchte den „Geist des Miteinanders“ (Kardinal Marx) als Konsensbefehl auffassen, dem Widerspruch als Ruhestörung gilt. ..."

"... Das wirklich Verstörende war in Frankfurt etwas anderes: die Ersetzung des Glaubensbegriffs durch jenen der Glaubwürdigkeit. Tatsächlich beschwört der Synodale Weg die persönliche Glaubwürdigkeit der Glaubenszeugen wie ein Heilsversprechen. Was in der Marketing-Abteilung eines Wirtschaftsunternehmens überzeugt, wirkt in Gottes Namen dann doch leicht blasphemisch ..."