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Dienstag, 10. März 2020

Interessant, aber nicht bewiesen

Es gibt so manche gewichtige Gründe, andere Formen der Strafe - etwa körperliche Züchtigungen, Schmähstrafen ... Grimms "Rechtsaltertümer" (und viele mittelalterliche Städte) sind voll mit einer reichen diesbezüglichen Tradition der germanischen Völker; zack, hier die Strafe, dort ist dann alles erledigt, man kann wieder von vorne anfangen - wieder zu stärken als die Gefängnisstrafe. Sieht man von Geldstrafen ab, und von den wenigen Ländern, wo es die Todesstrafe noch gibt, beschränkt sich das westliche öffentliche Strafrechtssystem mittlerweile ja fast völlig auf Gefängnisstrafen. 

Dieses Fordern wird durch eine US-Studie bestärkt. Die ein weiteres gewichtiges Argumentefeld bringt, das meist etwas vergessen wird: Nämlich die Folgen einer Strafe für die Gesellschaft, nicht nur für den Pönitenten. Dazu gehören etwa die enormen Kosten (ein Gefangener in den USA kostet jährlich zwischen 25.000 und 50.000 Dollar), und dann ist da noch der keineswegs zu gewährleistende, völlige Schutz der Gesellschaft vor einem Täter. Sieht man davon ab, daß der Strafgedanke kaum noch verstanden wird, und nur noch die "Re-Integration" als Ziel einer Haft gesehen wird. Aber das Gefängnis soll nicht "resozialisieren" oder gar "pädagogisch therapieren", sondern strafen, um der Gesellschaft zu ermöglichen, nach deren Ableistung (sic!) eine Wiederaufnahme in die Gesellschaft durch geleistete Sühne zu gewähren.

Die Studie aus Michigan hat nun eine weitere Folge ins Treffen geführt, der wir erst einmal mit gewisser Sympathie begegnen. Da wird nämlich die Neugier angestachelt: Da könnte etwas sein, das wir noch nicht kennen. Sie hat dabei als Indikator für ein gutes Leben alleine einmal die Lebensdauer untersucht. Und ist zu dem Schluß gekommen, daß Gegenden mit hohen Inkarcerationsraten eine signifikant niedrigere Lebenserwartung haben. Sozietäten also, aus deren Mitte viele Häftlinge stammen, weisen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein niedrigeres Lebensalter auf. Und das ist denn doch überraschend.

Oder doch nicht, meint William M. Briggs in einer Glosse? Denn wenn man das Papier zu Ende liest wird erst eine Tatsache klar, auf die man zu Anfang nicht hingewiesen wurde: Die Studie ist von einer NGO angefertigt worden, die sich darum bemüht, die Benachteiligung und Unterdrückung schwarzer Bevölkerungsgruppen durch "privilegierte Weiße" aufzuzeigen und zu bekämpfen. Und hat als wegen des Lebensalters untersuchte Gruppe nur schwarze Gemeinden vorzuweisen. 

Ob hier Ursache und Wirkung, ob hier Zusammenhänge also immer richtig gesehen wurden, darf man also mit Fug und Recht in Zweifel stellen. Denn wie wir ja längst wissen: Ereignisse selbst haben keine Aussage über Wahrscheinlichkeiten, wenn nicht die Zusammenhänge zuvor völlig geklärt sind. Aus reinen Ereignissen lassen sich keinerlei Aussagen über kausale Zusammenhänge treffen. 

Deshalb sagt auch diese Studie nichts aus. Ihre Aussage ist reine subjektive Vermutung, deren Voraussetzungen aber fragwürdig sind, weil wohl auf einem ganzen Bündel von offensichtlichen Vorurteilen beruhen.