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Montag, 23. März 2020

Nichts kann ohne Beziehung begriffen werden

Der kürzlich verstorbene, weltweit bekannte Physiker Freeman Dyson - Gott hab ihn selig - formuliert in diesem Gespräch einen bedeutenden Satz: Man kann die Atmosphäre nicht verstehen ohne daß man sie in Zusammenhang mit der Vegetation begreift. Denn die Interaktion ist für den Zustand beider ausschlaggebend.

Dieses Prinzip läßt sich auf sämtliche Gegenstände der Naturwissenschaft erweitern. Es außer acht gelassen zu haben ist der wohl schwerste Fehler, den die Entwicklung der Wissenschaft begangen hat. Die es sich heute mehr denn je zum Grundsatz gemacht hat, die Dinge FÜR SICH zu stellen, und unabhängig von ihrem Ort, ihren Beziehungen zu allem, das sie umgibt und in ein Ganzes einbettet, zu sehen.

Alles "das etwas ist", alles, das Sein hat, also am Sein teilhat, fällt unter dieses Prinzip. Daß es in ein Beziehungsfeld gestellt ist, und erst zu sich selbst wird, weil und inwieweit es auf alles reagiert und mit diesem interagiert, das es betrifft. Naturwissenschaft muß deshalb von diesen Gesamtfeldern ausgehen, die durch alle Schichten der Schöpfung hindurch bis hinein in die Welt des Geistes reicht. Ja, von dort ausgeht, weil von einer Idee ausgeht. Und nur insoweit überhaupt ist, als es sich auf diese Idee als sein Fundament transzendiert, das heißt, nicht introspektiv "auf sich" glotzt, sondern auf das, was es wahrnimmt, reagiert und entfaltet. 

Das stimmt umso mehr, als jedes Seiende, alles was etwas ist, nur auf das reagiert, das heißt bei sinnlichen Lebewesen nur das sinnlich aufnimmt, das seinem Wesen entspricht. Insofern hat also jedes Wesen, ob lebendig oder nicht lebendig, "seine Welt". Die sich beim Menschen als dem Ebenbild Gottes eben auf die gesamte Schöpfung bezieht. Das ist es, was diese Schöpfung tatsächlich zu "seiner Welt" macht, weil sie seinem Maß angepaßt ist. Nichts also in der Natur, nichts in der Schöpfung, das sich nicht im Menschen befindet.* Deshalb kann der Mensch die Welt erkennen, weil er an der Grammatik Gottes teilhaben kann.







*Goethe bringt das in dem bekannten Satz zum Ausdruck: "Wäre das Auge nicht sonnenhaft, so würde es die Sonne nicht sehen."




*090320*