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Freitag, 27. März 2020

Was aber steht wirklich in der Bibel?

Wir beziehen uns zur Abwechslung wieder einmal auf einen Artikel auf OnePeterFive. Der nämlich etwas von so großer Bedeutung gelassen ausspricht, daß es unbedingt aufgegriffen und den werten Lesern als glänzender Edelstein vor Augen gehalten werden soll. Es geht vorerst um eine Stelle, die so leicht zu verstehen scheint, die auch schon so oft zitiert worden ist, daß es fast nicht der Mühe wert scheint, sie noch einmal anzusehen. 
Als viel Volk zusammenkam und die Leute aus allen Städten ihm zuströmten, sagte er in einem Gleichnis: "Ein Sämann ging aus, seinen Samen zu säen. Beim Säen fiel einiges an den Weg, wurde zertreten, und die Vögel des Himmels pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund. Es ging zwar auf, verdorrte aber, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Anderes fiel mitten unter die Dornen. Die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es. Und anderes fiel auf gutes Erdreich, ging auf und trug hundertfältige Frucht." Bei diesen Worten rief er aus: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Da fragten ihn seine Jünger, was dieses Gleichnis bedeute. Er antwortete: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen. Den anderen werden sie nur in Gleichnissen dargeboten, damit sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. (Lk. 8, 4-10)
Was der VdZ meint wird vielleicht klarer, wenn man weiß, daß diese Übersetzung (aus dem Griechischen) zwar gebräuchlich, im Grunde auch nicht falsch, aber eine Interpretation ist. Die sich natürlich nach jenem Verständnishorizont richtet, den der Übersetzer hatte oder beim Publikum annahm, während er den buchstäblicheren, sich direkter aus dem Originaltext ergebenden Sinn als für das normale Ohr unverständlich ansah. So ungefähr muß das sein, und nach wie vor wird diese Stelle so übersetzt und verlesen. 

Was steht da aber nun im Original? Was der VdZ mit diesem Gewese meint wird dem, der hören will, klarer, wenn er hört, daß da nicht steht, daß der Sämann einfach "einen Samen sät", sondern dieser Samen ist etwas anders - denn im Original steht, und so müßte man es lesen, daß der Sämann SICH sät. 

Mehr wollen wir aufs erste auch gar nicht dazu sagen. Außer, daß aus dieser Stelle klar wird, warum die Liturgie, warum das Opfer vor Gott, warum die Heiligen Zeremonien im Altarraum nur von Männern durchgeführt werden können. Nicht, daß man sich noch dazu als "Begründung" darauf berufen kann oder soll, wie es (leider) so oft geschieht. Weil man die tiefere Erklärung entweder selber nicht kennt, nicht versteht, oder dem anderen nicht zumuten will. Auch das Volk (s. o.) murrte, als Jesus auf die Bitte, er solle die Heilsspeise (oder, an anderer Stelle, am Jakobsbrunnen auf Durst und Wasser bezogen) geben, antwortete, daß ER diese Speise sei. Worauf das Volk dann abwinkte, weil nicht verstand: Was für ein Unsinn, wie kann jemand sich selbst zur Speise geben?

Er kann. Ja, das Zueinander der Dinge, die Schöpfung im Insgesamt also, ist ein Zueinander der ... Gestalten. Und aus diesem Zueinander von Gestalten ernährt sich alles, so wie alles einander Speise ist. Und Same, der - siehe oben - aufgeht, oder vertrocknet, und so weiter. 

Nicht Funktionen sind es, die auch auf Gestalt verzichten könnten, die die Schöpfung, die Welt im Dasein hält. Effekte sind nur die Folge des Aufeinanderwirkens von Gestalt - Agere sequitur esse/Das Handeln folgt dem Sein - und deshalb an eine Gestalt GEBUNDEN.

Aber noch mehr! Das Bildhafte, das die eigene Gestalt in die Welt trägt, hat in Wirklichkeit keinen lediglich chimärenhaften, sondern den wahren Charakter einer "festen Speise", eines "festen Dings". Jedenfalls wäre es unserer Vorstellungswelt angemessener, es so zu imaginieren. 

Denn alles gibt einander Speise, alles ist einander Speise. Aber es ist einander nur dort und deshalb Speise, wo es Sein hat, also auch am Guten teilhat, gut "ist". Und gut ist etwas in dem Maß, als es am Gut selbst, also an Gott, teilhat - also auferbaut aus der Gestalt Gottes ist. Nur dieses Gestalthafte, dieser Same der Gestalt Gottes läßt die Welt überhaupt bestehen. Deshalb mußte Jesus, der Sohn Gottes, Mensch werden, deshalb mußte er sich uns im Abendmahl geben, deshalb muß er bei uns in den Zeichen von Brot und Wein bleiben.

Wissen Sie, geneigter Leser, was Jesus also meint? 



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