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Donnerstag, 19. März 2020

Schlecht? Gut? Zumindest vielleicht aber doch nicht schlecht.

Eine weitere Übertragung eines Blogartikels von William M. Briggs aus dem Amerikanischen, mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Anglikanische Kirche: Sodomie ist schlecht. Nein, sie ist gut. Nein, vielleicht doch nicht. Also möglicherweise. 



Vor einer Woche etwa (also Ende Jänner) hat sich in einer Äußerung, die jeden überrascht hat, die Kirche von England, also die anglikanische Kirche, für einen kurzen Moment daran erinnert, worauf sie als Kirche beruht. Sie gab eine Stellungnahme heraus in der sie festhielt, daß Sexualität verheirateten Personen vorbehalten ist. Sie hielt zudem fest, daß nur Mann und Frau heiraten könnten. Und zwar einer den anderen, und umgekehrt. Und sie hielt fest, daß Sodomie ein No-go wäre, also überhaupt niemals erlaubt sei.

Dann ist sie aufgewacht und hat erschrocken festgestellt, was sie gemacht hat. Und ist schneller, als die Briten vor Andrew Jackson in der Schlacht von New Orleans Reißaus genommen haben, von ihrer Feststellung wieder zurückgetreten. Justin Welby löste sich vor dem nächsten Mikrophon, das er ergattern konnte, förmlich in seine Bestandteile auf, und entschuldigte sich für Gott. Der doch glatt Homosexualität (Sodomie) verboten hat. "Es tut uns so leid, und wir sehen die Spaltung und die Verletzungen, die diese Stellungnahme verursacht hat," lispelte er. 

Schauen wir uns genauer an, was er gesagt hat. Die Schlagzeile vom 23. Jänner lautete so: “Kirche von England: Sexualität ist verheirateten Heterosexuellen vorbehalten."
Die Kirche von England hat festgestellt, daß die Ehe von Heterosexuellen der Ort ist, an den Sexualität gehört. Sie hat weiters festgestellt, daß Sexualität in gleichgeschlechtlichen, aber auch in zweigeschlechtlichen zivilen Partnerschaften "Gottes Willen für menschliche Wesen verfehlt." 
Die Bischöfe haben zu dieser Frage eine pastorale Handreichung herausgegeben und damit auf die jüngst eingeführte zivile Partnerschaft zwischen Heterosexuellen reagiert, in der folgendes festgestellt wird: "Für Christen bleibt die Ehe - das heißt die lebenslange Einheit zwischen einem Mann und einer Frau, besiegelt durch das beiderseitige Versprechen - der einzig zulässige Kontext für die Entwicklung sexueller Aktivität." Die Kirche legt größten Wert darauf, "diesen Standard aufrecht zu erhalten", wenn sie die zivile Partnerschaft betrachtet, indem sie "den Wert einer freiwilligen, sexuell abstinenten Freundschaft" innerhalb solcher Partnerschaften betont.
Sie fügt dem noch hinzu: "Sexuelle Beziehungen außerhalb der heterosexuellen Eheschließung sind und bleiben eine Verfehlung des Sinnes, den Gott für den Menschen vorgesehen hat." Diese Bestätitung der traditionellen Lehre der Kirche zu einer Zeit, in der die Kirche sich anschickt, Sexualität und Ehe noch einmal neu zu überdenken, wird Konservative höchlichst erfreuen.
Erfreuen ist dabei natürlich ein zu starkes Wort. Amüsiert paßt besser. Niemand auf der Seite der Rechten hatte je das Vertrauen, daß das lange anhält, und diese Zweifler hatten recht. Dazu kommt ja, daß die "Anleitung" selbst, so bemerkenswert richtig sie auf der einen Seite ist, in sich schon zu wenig deutlich und noch weniger konsistent in der Argumentation ist.

Aber immerhin, sie hat einige gute Dinge festgehalten (pdf):
Es war immer die Position der Kirche von England, daß die Ehe ein Wesensmerkmal der Schöpfung ist, daß sie ein Geschenk ist, das Gott der Schöpfung eingesenkt hat, und daß sie so ein Mittel seiner Gnade ist. Daß außerdem die Ehe, definiert als im Gottvertrauen geschlossene, frei vereinbarte, auf Dauer eingegangene und vom Gesetz als schützenswert festgehaltene Vereinbarung zwischen einem Mann und einer Frau, die in einer öffentlichen Stellungnahme einander als solche erklären, zentral für die Stabilität und die Gesundheit einer menschlichen Gesellschaft ist. Wir glauben außerdem, daß die Ehe ungebrochen der beste Kontext für die Aufzucht von Kindern ist, auch wenn es nicht der einzige Kontext ist, der für Kinder günstig genannt werden kann. Besonders dort, wo die Alternative langfristige Phasen in Einrichtungen institutioneller Fürsorge bedeutet.
Mitglieder der Kirche von England werden von dieser "langfristigen" Bedachtnahme aufs eigene Geschäft schockiert sein. Haben Sie das jemals zuvor so gehört?
Im Licht dieses Verstehenshorizonts lehrt damit die Kirche von England, daß "sexueller Verkehr, der ein Ausdruck vertrauensvoller Intimität ist, ausschließlich innerhalb einer Ehe zulässig ist ("Marriage: a teaching document of the House of Bishops - Ehe, ein Lehrdokument der Bischofskonferenz", 1999). Sexuelle Beziehungen außerhalb der heterosexuellen Ehe werden sogar als Verfehlung des Willens Gottes für den Menschen bezeichnet. 
Zu sagen, daß diese Beziehungen den Willen Gottes verfehlen, heißt aber natürlich nichts anderes als zu sagen, daß diese Akte Sünde sind. Sie sind sogar richtig falsch.
Wegen der Uneindeutigkeit hinsichtlich des Ortes sexueller Aktivität bei sogenannten zivilen Partnerschaften egal welcher Art [also ob gleichgeschlechtlich oder heterosexuell], und wegen der Lehre der Kirche, daß nur die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau der ordnungsgemäße Kontext für sexuellen Verkehr ist, glauben wir nicht, daß es für die Kirche möglich ist, einfach so und uneingeschränkt die zivile Partnerschaft anzuerkennen, weil diese ja dann der Lehre der Kirche widerspricht.
Man kann förmlich das "aber" spüren, das nun kommt - und es kommt tatsächlich, und zwar einige Paragraphen weiter unten. "Es ist aber von Bedeutung, wie auch immer man es sieht, dabei zu beachten ..." Genau dasselbe also, wie in den Zehn Geboten, oder? Man nenne das Ganze deshalb nur einen unbedeutenden Schlachtenerfolg im Krieg der Kulturen. Der auch nur eine knappe Woche hielt.

Die Erzbischöfe von Canterbury und York haben ihr Bedauern hinsichtlich einer Stellungnahme ausgedrückt, die die Bischöfe der Anglikanischen Kirche letzte Woche herausgegeben haben, in der sie erklären, daß nur verheiratete Heterosexuelle Sex haben dürfen. 
Justin Welby und John Sentamu sagten, daß sie die volle Verantwortung dafür übernehmen, daß sie die Stellungnahme etwas relativierten, die "das Vertrauen in die Kirche schwer beschädigt" hat. Sie fügten hinzu: "Es tut uns außerordentlich leid, und wir anerkennen die Spaltung und die Verletzung, die diese Stellungnahme verursacht hat." Die Stellungnahme der Erzbischöfe schmälerte zwar nichts an der Substanz der Aussagen, die sich in der "Anleitung zur Pastoral" wiederfindet, die die Bischöfe herausgegeben haben, aber sie implizierte, daß diese Anleitung nicht herausgegeben hätte werden sollen. Denn die Kirche von England ist doch gerade dabei, ihre Lehre über Sexualität und Ehe neu zu überdenken.
Potzblitz, da bin ich ja mal gespannt, was dieses neue Überdenken "entdecken" wird.
Die Stellungnahme der Erzbischöfe hielt zudem fest: "Wir, die Erzbischöfe, in einer Linie mit den Bischöfen der Anglikanischen Kirche, entschuldigen uns, wobei wir keineswegs die Mitverantwortung für dieses Schreiben von letzter Woche bestreiten, welches, wie wir nun feststellen, das Vertrauen in die Kirche so nachhaltig beschädigt hat. Wir entschuldigen uns dafür, und stellen die Spaltung und die Verletzungen fest, die das verursacht hat.
Wie man darauf kommen kann, daß das, was die Heilige Schrift und tausende Jahre der Tradition über Ehe und Sexualität immer schon gesagt haben und sagen, "das Vertrauen der Kirchgeher beschädigt" haben könnte bleibt ein ungelöstes Rätsel. Haben die alle keine Bibeln? Daß die Stellungnahme Verletzungen verursacht haben könnte ist zwar sicher richtig, ja in einer Zeit totaler Verweichlichung verursacht so eine Aussage sogar eine ganze Menge an "Verletzungen". Weil es die Menschen überhaupt nicht mehr ertragen, wenn man ihnen widerspricht. Aber seien wir ehrlich: Die Stellungnahme wird nicht annähernd so viele Verletzungen verursacht haben, wie sie Analsex verursacht, oder?