Eine interessante Stimme zum Niedergang der SPD erhielt in Tichys Einblicke Gehör. Der wegen persönlicher Intrigen aus der Partei ausgetretene Essener Stadtrat Karlheinz Endruschat gibt hier seine Meinung kund. Die Sprengkraft nur dadurch erhielt, als sie einem gewissen Einbruch des Wirklichen Raum ließ. So daß etwas wie Vernunft durchs Gewebe blinkt. Und die ist der größte Gegner der Decke der Ideologie, die sich so lückenlos über unser Land gebreitet hat. Auch wenn die Treue zur SPD anzeigt, daß nicht die Vernunft an sich, sondern lediglich das momentan an der Vernunft Nützliche angenommen wird. Der Moment also, wo sich die Böcke von den Schafen trennen.
Das Endurteil vor Gott wird aber nicht aus Nützlichkeitsmomenten getroffen, sondern aus der Grundentscheidung. Das Gute ist nicht das Nützliche! Sondern "gutes Handeln" ist ein Handeln aus dem Sein heraus, auch wenn das Handeln selbst unvollkommen und mangelhaft ist. Das weniger Mangelhafte eines Handelns ersetzt also nicht das Gute. Sondern solches Handeln bleibt dann leeres Bemühen.
Aber lassen wir das, kehren wir zu einer anderen Disputebene zurück.
Im Grunde ist alles an der Kritik an der SPD (es trifft größtenteils auch für die SPÖ zu) bekannt, aber er faßt es gut zusammen. Erstaunlich klar wird in diesem Interview der genuin christliche Impuls erkennbar, der einst hinter allen sozialrevolutionären Bewegungen stand. Wie immer bei Häresien, also bei falschen Gewichtungen (die immer aus einem Mangel an Verständnis des Zentralen entsteht) von Teilaussagen eines Anschauungsgebäudes, wird diese Häresie irgendwann zum Todfeind der Herkunftslehre. Wie beim Sozialdemokratischen bzw. beim Sozialismus, der die (richtig verstandene) Freiheit des Menschen eines Effekts willen beschneidet, weil die Verankerung des Seins in der Vorsehung Gottes unbegriffen bleibt. Ihm bleibt fern, daß erst aus dieser Offenheit für das Spiel Gottes das Schöpferische der Welt erwächst.
Woran man so etwas aber auch in anderen Weltanschauungen erkennt (die sich formell aber noch als unterschieden von der Sozialdemokratie bezeichnen, wie es bei der CDU oder ÖVP der Fall ist, sich aber im Kern nicht mehr unterscheidet) ist der Umstand, daß dort besonders gern von "nötigen Innovationen" (usw.) gefaselt wird.
Zum Abschluß ein Zitat aus dem Gespräch mit Endruschat:
Werden diese Probleme von den Bürgern bei Wahlkämpfen angesprochen?
In den betroffenen Stadtteilen ist das, was ich sage, eine Binsenweisheit. Das Problem ist eben, daß die Politik der SPD aus den wohlhabenden Stadtteilen heraus gemacht wird. Da leben auch diejenigen, die Posten und Funktionen in der Partei haben. Man könnte den Eindruck bekommen, daß die Partei sich für Stadtteile wie Altenessen gar nicht mehr besonders interessiert. Man hat wohl irgendwann entschieden, vielleicht auch nur informell, daß man diese Stadtteile mit den Problemen der Zuwanderung belasten will. Und das schlechte Gewissen entlastet man, indem man Dekorationen schafft, wie mal eine Grünanlage. Aber die eigentlichen Probleme dieser Stadtteile im Niedergang nimmt man nicht auf.
*120220*
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