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Samstag, 14. März 2020

Wenn sich alles für ein besseres Morgen aufhebt

Offenbar wird uns die Naturwidrigkeit, zu der wir bereit sind, immer weniger klar. So daß wir die Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen, weil wir den Status Quo verlängern möchten, um nur ja nicht "gestört" zu werden. Und wie richtig, wie natürlich ist dieses Streben aber doch, das die Kontinuität der gepflegten Lebensweise verlangt! Weshalb man durchaus sagen kann, daß wir vielfach mit Tragischem konfrontiert sind, wo Richtiges mit Richtigem streitet, und aus sich heraus keine Lösung mehr möglich macht, greift man nicht über sie hinaus, um Prioritäten noch zu erkennen. Die unser Handeln dann lenken müssen.

Was so kompliziert erscheinen mag, wird an einem Beispiel leichter sichtbar. Im Konflikt, in dem die Rentenproblematik steckt. Die als Umlageverfahren (und anders KANN eine Rente gar nicht funktionieren!) wo die aktive Generation die nicht aktiven Generationen (die ganz Jungen, die Alten) erhält.

Dies hat seinen Anker in der Natürlichkeit des menschlichen Lebensweges, der das Aktive Leben umfaßt von dem "noch nicht" einerseits, und dem "Nicht mehr" anderseits. Es stimmt mit der körperlichen Entwicklung zusammen, in der die Kräfte sich hier aufbauen, um dort zu schwinden. 

Wenn wir also die Fehler, die dazu geführt haben, daß die Aktiven durch zu wenige Junge immer weniger werden, sodaß ihnen proportional immer mehr Alte gegenüberstehen, die es (in der Rente) zu erhalten gilt, so daß die Belastung für die Aktiven immer mehr steigen müßte, dadurch beheben wollen, daß wir den Alten ihren Lebenskreis verweigern, und ihr "nicht mehr" zu einem "und trotzdem noch" umformen wollen, verstoßen wir gegen das Ganze des menschlichen Lebens.

Deshalb ist das Hinaufsetzen des Renteneintrittsalters niemals eine gerechte Lösung, sondern allerbestenfalls die Kapitulation dem Leben gegenüber: Wo man den Alten das, was sie nun der Gesellschaft zu geben hätten, ihre Reife, ihre Erfahrung, ihr weises Wort (!) und ihr abgeklärtes Wissen ums richtige Handeln, absprechen, und ihre Energie noch bis zum letzten Tropfen ausquetschen wollen, um "das System" aufrecht zu halten. Es ist einem Handeln zu vergleichen, das das Nichts in jedem Fall bereits gewählt hat, und das System nur noch um des Systems willen, nein, um einige Merkmale willen zu erhalten, und deshalb alles und sich selbst zum Nichts verdammt.

Es ist ein Verstoß gegen die menschliche Würde selbst, die von den Alten verlangt, ihr Selbstsein aufzugeben, um weiter im Nutzungsprozeß zu verbleiben. Weil sich die Generation der Aktiven sonst ihr gewohntes Leben nicht mehr leisten kann. Und mehr ist es nicht.

Aber die Verpflichtung, die Alten zu erhalten, hat höhere Priorität als die Unbeschwertheit eines wohlständigen Lebens, wie es die Aktiven heute pflegen und gerne haben möchten. Ein Leben, das sie im Übrigen jenen Alten verdanken, deren ihrem Alter entsprechende Versorgung zu verweigern. 

Die im übrigen nicht bei allen gleich ist! Es wäre also mehr noch zu diskutieren: Ein individuelles Renteneintrittsalter! Wie es in Österreich durch die "Hacklerregelung", die "Schwerarbeiterreglung", die die Rente unabhängig vom absoluten Alter nach bestimmter Leistung zugesteht, als sehr richtiger Weg eingeführt wurde (um nun durch die aktuelle Kurz-Regierung sofort wieder abzuschaffen).

Und es ist eine wahre Schande für unsere Gesellschaften, wenn wie in Japan ein Renteneintrittsalter von gar schon 70 Jahren diskutiert und sehr wahrscheinlich eingeführt wird. Unabhängig von der Frage, was es für eine Kultur bzw. eine Gesellschaft bedeutet, wenn die Lebenserwartung generell und tatsächlich steigt. 

Was der VdZ im Übrigen ... anzweifelt. Weil es sich hier um eine statistische Größe handelt, die real ohne Relevanz bleibt. Sie entspricht lediglich dem Fetisch der "Altersverlängerung" als Ausdruck eines Strebens nach Lebensverlängerung - das wiederum dem heimlichen Wissen darum entspricht, daß man das Leben gar nicht mehr lebt, sondern das zu Tuende "auf morgen" schiebt, auf das man sich "aufzubewahren" hat.

Und das ist das wirkliche Merkmal der Generation der Aktiven. Die nun alt geworden sind. Es sind Menschen, die ihr Leben "für morgen aufbewahrt" haben. Und Junge herangezogen haben, die genau das nun tun und wollen, und mehr denn je wollen. Die davon regelrecht lebt, Hoffnung auf ein besseres Morgen zu pflegen, diesem besseren Morgen nachzujagen. Und dafür auf die Gegenwart, das Leben selbst, verzichtet. Um der Mühe auszuweichen, die jedes Leben aber bedeutet.