Die Geschichte des Hauses "Julius Meinl" ist tragisch, aber auch so typisch für den Kapitalismus, in dessen Geschichte sie sich wieder und wieder abgespielt hat. Das ist uns nur deshalb nicht so bewußt, weil in den allermeisten Fällen der Staat einspringt, um dieses Scheitern, das am Ende der Geschichte steht, zu vertuschen.
Aber die Meinl-Bank wurde NICHT vom Staat mit dem Steuergeld des Volkes herausgekauft. Dazu war sie politisch zu wenig opportun. Dazu hat sie auch wohl den Fürsten zu wenig Geld geliehen. Die Meinl-Bank wurde pleitegehen gelassen.
Jene Bank, die am Ende einer jahrhundertelangen Geschichte eines Hauses steht, das sich mit Waren aus aller Herren Länder - welche Tradition alleine darin! - mit Produkten und deren Kultur und Kultivierung (Meinl hat als erster Kaffee täglich frisch geröstet) auseinandergesetzt hat. Und damit für ein Volk stilbildend wurde. Denn Meinl-Ware und Meinl-Kaufhäuser standen stets für Qualität und innere Güte der Produkte, die freilich nicht immer billig sein kann.
Fünf Generationen lang hatte das hervorragend funktioniert. Ehe "Strukturbereinigungen" der Wirtschaft, die sämtlich politisch zu verantworten sind, also nicht einem "freien Markt", sondern nur ungeschützten Bürgern und einem mit Füßen getretenen Gemeinwohl zu verdanken sind, den Betrieb der Lebensmittelkette nicht mehr verantwortbar machte. Meinl verkaufte die Läden (bis auf einen am Graben in Wien), und tat es mit dem nunmehr bleibenden Geld den historischen Beispielen nach. Und ging ins Geldgeschäft. Mit der Meinl-Bank.
"Meinl am Graben" - Wien, 1. Bezirk |
Das befand aber letztendlich das Gericht doch, und die Bankenaufsicht (auch das ein politisches Instrument) entzog der Bank 2019 die Lizenz. Nun muß die ABB (Austro Anglian Bank - eine Namensänderung, die wohl gemacht wurde, um den Namen Meinl wenigstens im internationalen Ruf herauszuhalten) abgewickelt, also liquidiert werden.
Der Familie, dem Hause Meinl bleibt als sichtbare Präsenz des Hauses mit seiner langen Geschichte nur noch ein Restgeschäft, aufbauend auf dem Gründungsgeschäft, dem "Meinl am Graben". Und zwei, drei Läden, die Meinl (man hat es kaum bemerkt, aber darin war eine gewisse Rück- bzw. Umorientierung bereits erkennbar, dem VdZ ist es auch erst 2019 aufgefallen) in den letzten Jahren wieder filialartig eröffnet hat. Und es bleiben vermutlich die paar Lebensmittelfabriken, Kaffee, Süßwaren, Marmeladen, die die nach wie vor bestehenden Produkte der Marke Meinl als Teil einer österreichischen, historisch verwurzelten Alltagskultur bestehen lassen.
*211119*
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