Will man die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) verstehen, muß man ihren Gründungsimpuls verstehen. Die USA waren eine bewußte Organisation, die wirtschaftliche Freiheit, die Freiheit des Individuums, etwas zu unternehmen, ALLEM als Staatsziel und -ideal übergeordnet hat. In dieser Hinsicht, vor dem Hintergrund einer Verfaßtheit, die keine Moral begründen kann, deren Hauptideal vielmehr das kapitalistisch-liberalistische Ideal der Überlegenheit des Stärkeren (egal in welcher Hinsicht) ist, ist auch die Religionsfreiheit der USA zu verstehen. Jeder hat das Recht auf Religionsausübung, SOLANGE er nicht das öffentliche Gut gefährdet, den Liberalismus.
Nun ist aber das innere Wesen von Religion GENAU DAS GEGENTEIL. Jede Religion hat ihren Sinn erst darin erfüllt, wenn es ihr gelingt, das gesamte Leben zu durchdringen. Ihre Gesetze müssen allen zivilen Gesetzen übergeordnet werden. Wenn das nicht der Fall ist, kann man von Religion oder Religiosität gar nicht sprechen. Oder man muß etwas anderes als Religion ansetzen: Den Konsumerismus, den Gedanken, daß die Wirtschaft und damit das Geld (!) das oberste Prinzip ist. Anders als vielfach kolportiert, war die Revolution gegen das englische Königshaus 1776 nicht in religiösen Gründen, sondern in dem Bestreben begründet, der lästigen Steuern für das englische Mutterland ledig zu werden.
Der so gegründete Staatenverbund wurde mit dieser Form von Liberalismus als oberstes Verfassungsgebot der erste offen atheistische Staat der Weltgeschichte. Dessen oberste Prinzipien, die auch die Gesetze von innen her formieren, in keinem ewigen Gesetz gründen, sondern in irdischen, pragmatischen "Notwendigkeiten". Diese Geisteshaltung hat als innerste (oder tiefste) Grundstimmung die seelische Verfaßtheit sämtlicher Zuwanderer durchdrungen und bestimmt - heute wie nie - Politik und Legislative. Und bekämpft jede Strömung, jede Religiosität, die das nicht anerkennen will.
Wie die katholische Kirche. Diese hat solch eine Gesellschaftsordnung immer abgelehnt und als Irrtum verurteilt. Gerade darüber aber herrscht heute auch bei uns, die wir in Staaten leben, die seit 1945 Kolonien der Amerikaner sind, die größte Verwirrung. Und diese Verwirrung ist bewußt gesät worden.
Nicht zuletzt von den amerikanischen Kräften im Hintergrund, sei es direkt durch den CIA und dessen gelungener Infiltration der Kirchengremien, oder sei es durch private Organisationen wie der Rockefeller Foundation, die im Namen eines links-liberalen, aufklärerischen Humanismus (=Rationalismus) die Möglichkeiten großen Kapitals benützt, um gesellschaftspolitische Strömungen zu beeinflussen und zu steuern.
Wer sind deshalb die moralischen Autoritäten in Amerika? Denn natürlich orientiert sich die Gesellschaft nach diesen. Es sind die Reichen, die die Ideen formen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Sie sind es, die den "König" ersetzt haben, denn sie "einen" damit auf eine groteske Weise die Gesellschaft. Freiheit in den USA bedeutet damit lediglich die Befreiung von der Kirche und vom katholischen Glauben.
David Wemhoff vertritt diese These. Der Rechtsanwalt aus South Bend (Indiana) ist aber nicht aus verschwörungstheoretischen Ansätzen darauf gekommen, sondern beim Studium des Lebens des amerikanischen Kardinals John Courtney Murray. Beim Studium der Archive entdeckte Wemhoff, daß der CIA höchst erfolgreich direkten Einfluß auf die Katholische Kirche und ihre Verkündigung ausgeübt hat. Und er tat dies über von ihm beherrschte Leitmedien, die zum Druckmittel für schwache Leitfiguren der Kirche wurden, die Verkündigung "gesellschaftlichen Strömungen" anzupassen.
Zur Beschreibung des Buches bedient sich der VdZ ganz einfach des aus dem Amerikanischen übersetzten Textes, den David Wemhoff auf seiner eigenen Webseite publiziert hat. Er enthält die Thesen in Kurzform, das macht sie für dieses Blog nützlich. Eine nächste, sehr pointierte Zusammenfassung anhand aktueller Vorkommnisse vom Dezember 2019 findet sich auf diesem verlinkten Podcast.
John Courtney Murray, Time/Life, and The American Proposition
So lautet der Kurztitel eines Buchs von David Wemhoff. Darin werden die Säulen jener sogenannten amerikanischen Gesellschaft präsentiert, die die Ideologie, die ihr zugrunde liegt und die sie geformt hat, längst über den gesamten Globus verbreitet hat. Es beginnt mit der Rede des Präsidenten Franklin Delano Roosevelt, die dieser am 6. Jänner 1941 gehalten hatte, und die als "Rede von den Vier Freiheiten" in die Geschichte eingegangen ist. Diese vier Freiheiten betreffen die amerikanischen Medien, die Geheimdienste, die Macht der Banken und die Wirtschaftsinteressen. Diese vier Kräfte waren es auch tatsächlich, die die Gesellschaften auf der ganzen Welt umgeformt haben, damit sie so werden, wie Amerika selbst ist. Das bedeutet, daß sie heute von jenen Ideen ausgehen, nach denen Amerika selbst aufgebaut wurde, und die als prinzipiell gut angesehen werden.
Eines der wichtigsten Ziele dieser Umformungsbestrebungen war dabei die Katholische Kirche. Und spätestens 1965 ist es tatsächlich gelungen, die kirchliche Leitung davon zu überzeugen, daß Amerika das Ideal einer gesellschaftlichen Organisation an sich war. Knackpunkt dieser Bestrebungen war die Debatte um die Rolle, die die Kirche oder überhaupt die Religion in einem Staat spielen sollte. Die Männer, die im Zentrum dieser Ziele standen, waren zwei gute Freunde - der Jesuit John Courtney Murray und der Medienmogul Henry R. Luce.
Sie zusammen schufen jene doktrinelle Waffe, die man "American Proposition - Amerikanische Voraussetzung" nannte, und die sie in den Blutkreislauf der Kirche injizierten. In Zusammenarbeit mit der Regierung, der mächtigsten Regierung der Erde, bewirkten die Medien, die Luce und sein gesamtes Time Life-Imperium repräsentierte - unter der Prämisse des Kalten Krieges - einen tatsächlichen Wandel in der Geisteshaltung der Kirche.
Die US-Regierung stand dabei in enger Verbindung mit amerikanischen Medien, und sie implementierten ein Programm der doktrinellen Kriegführung, das in einer klugen Kampagne auf die Intellektuellen, Führer und Eliten abzielte und sie dazu bewog, sich der amerikanischen Ideologie zu unterwerfen. Dabei war jedem der Intellektuellen, Führer und Eliten Erfolg, Einfluß und Anerkennung garantiert, wenn er bereit war anzuerkennen, daß oberstes Ziel aller Bestrebungen war, daß sich alle Gesellschaften der Erde nach amerikanischem Vorbild reorganisieren mußten. Das bedeutete, daß die wirkliche Macht und das Gemeinwohl direkt in die Hände privater Interessen gelegt wurden.
Dieses Buch hilft, die wahre Natur des Kalten Krieges oder eines Dritten Weltkrieges zu verstehen. Es hilft die Natur einer Gesellschaft zu begreifen, die gemeiniglich als Amerika bezeichnet wird. Und es hilft zu verstehen, was mit der einst mächtigen und unabhängigen Katholischen Kirche wirklich geschehen ist.
Ideen haben Folgen
So lautet der Titel eines Buches, das Richard Weaver schon 1948 geschrieben hatte. Es behandelt jene Wahrheit, von der Philosophen, Gelehrte, Professoren und viele andere zutiefst geprägt und beeinflußt wurden. Der Pulitzer Preisträger und Geschichtsprofessor Gordon S. Wood, auf den sich Professor Alison D. Howard und Donna R. Hoffman in ihrem brillanten Artikel "A Picture is Worth A Thousand Words: Building American National Identity Through Art" ("Ein Bild ist tausend Worte wert: Der Aufbau der Amerikanischen Nationalidentität durch Kunst"), sagt an einer Stelle, daß "die Vereinigten Staaten auf Glaubensgrundsätzen aufgebaut sind, und nicht, wie das bei anderen Nationen der Fall ist, auf einem allgemeinen Wertebewußtsein, einer gemeinsamen Sprache oder Religion." (Perspectives on Political Science, 42: 142-151, 2013)
Der Mann, der diese Glaubensgrundsätze in ihrer Tiefe am besten darstellte, war niemand geringerer als Thomas Paine, ein Engländer, der dreizehn Monate vor seiner Abfassung von "Common Sense" ("Gemeiner Hausverstand") in den Kolonien ankam. Dieses wichtige Dokument, das zum ersten Mal am 9. Jänner 1776 in den Straßen von Philadelphia aufgetaucht ist, machte klar, daß es da etwas wie "Amerika" tatsächlich gab. Ebenso wie etwas, das man als "Amerikanisches Volk" bezeichnen konnte, und das sich vom Britischen Volk unterschied. Paines "Common Sense" verlangte deshalb Unabhängigkeit vom Britischen Imperium, und schon sechs Monate später war die "Declaration of Independence" (die amerikanische Unabhängigkeitserklärung) geboren.
Paines Schrift hatte enorme Wirkung, und sein Verfasser war zu seiner Zeit ein äußerst einflußreicher Mann. Denn die Gründer Amerikas beriefen sich auf seine Ideen. John Adams (einer der Gründerväter und spätere zweite Präsident der USA) sprach sogar ausdrücklich davon, daß Thomas Paine die einflußreichste Person der Geschichte der Jahre 1775 bis 1805 war. Adams nannte diesen Zeitraum sogar "das Zeitalter von Paine." Die Ideen und Grundsätze, die aus Paines "Common Sense" hervorgegangen sind, bestimmen Amerika bis heute, und aus ihnen leitet sich bis in unsere Tage der sogenannte "Amerikanische Charakter" ab.
*090220*
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