Diese Geschichte kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da kauft die Bank Austria, österreichische Tochter der Girocredit Italia, "Head" der Ostgeschäfte der Italiener, im Jahre 2007 um 2,1 Milliarden Dollar die ATF-Bank in Kasachstan von dem kasachischen Oligarchen (da schnalzt man mit der Zunge!) Bulat Utemuratov. Und rechnet sich enorme Expansion aus, weil Kasachstan - zwischen Rußland und China gelegen, und auf einem der Spitzenplätze der korruptesten Staaten der Welt - ja strategisch enorm wichtig ist. Groß wird es verkündet, der Sekt fließt in Strömen, die Prämien rauschen über die Kontenlandschaft, Luxusjuweliere grüßen doppelt freundlich, Edelbars reservieren abgeschottete Logen: die Bank wird noch globalerer player, Wien wird noch wichtiger!*
Aber gleich darauf beginnen sie schon, die Probleme. Hedgefonds wollten klagen. Die Bank hätte die Rechte von Minderheitsaktionären wie sie verletzt. Das bewältigt die Bank, indem sie gleich mal 150 Mio. Abstandszahlung nach Almaty schickt. Per Bahnexpreß.
Aber im äußerst ölreichen Lande Präsident Nasarbajew's geht es rund. Die Bank mit ihren 103 Niederlassungen zwischen Almaty und Rülpskoje an der Bely macht Verluste, ein Jahr nach dem anderen. Das konnte man ja nicht ahnen. Und auch nicht das: bald sind 42 % aller Kredite notleidend! Um nicht Konkurs anmelden zu müssen, schickt die Bank Austria weitere 680 Millionen Euro nach Kasachstan. Per Flugpost, diesmal.
In weiser Voraussicht hat die Bank Austria ihr kasachisches Prunkstück still und heimlich aber schon gleich nach dem Kauf stückchenweise abzuschreiben begonnen. Dank der staatlichen Hilfen - böse Wirtschaftskrise! - war das ja leicht bewältigbar. Bis auf letzte 440 Mio., mit der das Werkel noch in den Büchern steht. Und um die soll die Bank nun so rasch es geht abgestoßen werden, sonst bleibt nicht mal das, bei jährlichen Verlusten von zuletzt 105 Mio. Euro.
Es gibt auch schon Angebote. Darunter eine Investorengruppe, der gerüchteweise der Bürgermeister von Almaty angehört. Gerüchteweise, alles nur Gerüchte, natürlich.
Aber nun kommt's. Wer, geneigter Leser, ist zweiter Anbieter, und dürfte die Bank nun kaufen, vorausgesetzt, es geht noch was mit dem Preis? Richtig getippt. Jener Bulat Utemuratov, der noch 2007 für dieselbe Bank 1,6 Mrd. Euro KASSIERT hatte. Nun kauft er sie, um diese 440 Mio Euro. Hoffentlich. Denn dann beträgt der Verlust nur 1,8 Mrd. Euro. In fünf Jahren eingefahren. Und die Bank Austria sagt sogar noch: Danke! Es hätte schlimmer kommen können.
Das ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Mit dicker, fetter Tinte.
Da wird der Sekt fließen! Nur diesmal nicht in Wien. Die waren schon dran. Die Weiber freilich, die sind die selben.
*Immerhin wußte ja die Stadt, was sie tat, als sie für die Bank beim
Verkauf an die Italiener für 10 Milliarden die Haftung übernahm. Zwar
wurde im Fall des Milliardendesasters der Hypo Alpe Adria, die den ganzen Balkan eroberte, ehe sie mit Donner und Brausen ins Milliardendebakel rutschte, die 16 Mrd.
Landeshaftung durch das tiefblaue Kärnten dem Land beinahe zum
Verhängnis, wäre nicht der Bund eingesprungen, aber die Donau ist ja
nicht der Wörthersee. Hier weiß man, wie's geht.
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