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Sonntag, 30. Dezember 2012

Fakten und Mythen

Man kann Michael Behe nun gewiß nicht vorwerfen, "Creationist" zu sein, eher im Gegenteil. Aber er fällt durch sehr präzise Untersuchungen und Gedankengänge auf, die die Dogmatisierung der "Evolution" in Frage stellen und die Naturwissenschaften insofern seriöser machen will, als er sie auf ihre Schranken verweist. Im besonderen fiel er vor Jahren mit seiner Publikation auf, die zeigte, daß die bisher bekannten Mechanismen nicht ausreichen, um eine Makroevolution zu belegen. Vielmehr sind die heutigen Evolutionstheorien - Behe zeigt deutlich (und mit einer Prise Sarkasmus), daß von einer geschlossenen Evolutionstheorie keinesfalls gesprochen werden kann, es gibt lediglich einzelne Thesen, die aber nicht zusammenfaßbar sind, weil sie zu viele Widersprüche und Rätsel aufwerfen - getragen von einem mythologieähnlich geflochtenen Deutungsnetz, das aber zahlreiche wissenschaftliche "black boxes" enthält. Wo man Lücken in den Argumentationsketten einfach durch ein "müßte so sein, auch wenn man es nicht weiß" ersetzt, das sich vom zu Beweisenden selbst her ergibt. Ein typischer Zirkelschluß also.

Nun ist er neuerlich aufgefallen, durch vielfach diskutierte Artikel in der amerikanischen Quaterly Review of Biology. In einer Serie von Veröffentlichungen gab er die Ergebnisse seiner Studien bekannt, in denen er untersuchte, welcher Art die im Labor in den letzten 40 Jahren untersuchten Mutationen an lebendigen Organismen - in erster Linie Mikroben, also Bakterien, aber auch einige Viren - denn sind. 

In den meisten Fällen werden solche Ergebnisse im Labor dadurch provoziert, daß man den Lebewesen gewohnte Lebensbedingungen entzieht. Damit zwingt man sie zur Anpassung, um zu überleben.

Behe unterteilte die vorliegenden Ergebnisse in "Gewinn", "Modifikation" und "Verlust" funktional codierter Elemente (FCT). Das können nicht nur Gene, sondern auch verschiedene Arten von Steuerungselementen sein, die eine Funktion ausüben.

Das Ergebnis ist wissenschaftlich nicht auszuhebeln, es wurde auch von den Kritikern nicht angezweifelt. Lediglich die Interpretation hinsichtlich auf die Konsequenzen Makroevolutionsprozesse betreffend wurde heftig diskutiert. Aber mit Interpretationen ist Behe ohnehin höchst vorsichtig. Und schon gar nicht lassen sie eindeutige Rückschlüsse angesichts der immer weit komplexeren Bedingungen zu, die sich in der realen Umwelt vorfinden. Aber das Ergebnis war dennoch für viele überraschend: 

Unter den 50 Studien über Experimente, die Behe untersuchte, konnten die beobachteten Adaptionen in 12 Fällen auf einen Verlust eines kodierenden Elements zurückgeführt werden. 34mal waren die Adaptionen Ergebnis von  Modifikationen einer bestehenden Funktion, und nur in 4 Studien konnten die Adaptionen als Funktionsgewinn eingestuft werden, drei davon waren Studien mit Viren. Dabei sind die Ergebnisse im Einzelnen noch recht deutungsoffen, sodaß selbst die Zugewinne relativiert werden könnten.  Aber Behe, der eine Sichtweise des "Intelligent Design" (wo immer das herkommen sollte) für wissenschaftlich ertragreicher hält, wollte nicht so weit gehen.

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Auch wenn das keine Rückschlüsse aus sich heraus zuläßt, so muß es doch gestattet sein, diese Fakten als Indizien für eine These zu sehen, in der die beobachtbare historische Entfaltung der Arten die jeweilige Ausdifferenzierung eines ursprünglich vorhandenen Pools von Eigenschaften gesehen wird. Sodaß die Entwicklungsgeschichte der lebendigen Welt als Spezialisierung gesehen werden kann, nicht als Ausbildung von Neuem. Womit die Wissenschaftlichkeit immerhin nicht ganz vernachlässigenswert an die alltägliche Beobachtung (und sei es an eigenen Kindern) anschließt. Und an die abendländische Metaphysik. Die die Arten als Ideen (Form; Wesen) sieht, wo Geist sich in die Welt, zur Welt, im historisch bedingten Spiel in Stoff hinein bzw. in diesem, als Entelechie einer Idee, verwirklicht. Der Mensch erkennt sich aus dem Ursprung - als Fülle aller Ideen -, der in eine weiter ausgefaltete, ungekannte geschichtliche Zukunft hinein schreitet, weil er nur so seinem individuellen Ich Raum läßt, indem er so der Begrifflichkeit entkommt, zu sich selbst, und so erst im Maß der Selbsttranszendenz Geschichte als Spezialfall des ursprünglichen Ganzen überhaupt schafft (als schöpferischer Akt). 

Wer freilich das Allgemeine, Allumfassende, Begrifflichkeitslose kennt(e), kennt(e) alles.




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