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Sonntag, 9. Dezember 2012

Vom Geiste (2)

2. Teil) Von Unlogik und Ungeist




Während damit wahre Vernunft in Logik auslaufen muß (siehe dazu auch Kants Erkenntniskritik), führt umgekehrt bloße Logik nicht zwangsläufig zur Vernunft und zum Geist - wenn der Mensch zur Geistigkeit nicht bereit ist, bleibt sein Denken am Boden kleben, wird unzureichend. Oder wenn er einem anderen Geist als dem der Vernunft anhängt, auch schon wenn er innerweltlich bleiben möchte. Dann kommt er auch nicht zur Ruhe, und hier soll nicht erneut Gödel bemüht werden, der ja genau das zeigt: daß innerweltliche Logik nicht aus sich heraus alleine logisch wird. 

Gödel fand aus dieser Tatsache keinen anderen Ausweg, als ins Irrationale abzugleiten - im Geisterglauben, in der Paranoia des Glaubens an geheime Mächte, die ihn verfolgten, mit der der diese Vernunftforderung "logisch erfüllte", in der er ihr nachging. Und die Esoterik der Gegenwart erfüllt keinen anderen Zweck, sie ist unerfüllte Religosität.

Wer seine eigenen Nachdenkprozesse genau verfolgt wird zweifellos entdecken, daß er sich zu seiner weltbezogene Einzellogik wiederum aus einer überhöhten Sicht heraus nähert - er stellt sich zu ihr, er hat eine Distanz zu seinem bloßen Tätigsein des Verstandes. Weil sich der Mensch aus dem Geist, aus einer Sinnordnung heraus speist, die weit mehr ist als bloßer Gedanke, die eher einer Art "postulierendem Wort" gleichkommt, jenes Stadium der Weltwerdung des Geistes, in dem sie am deutlichsten erkennbar wird. Man kann hier durchaus vom "Logos" sprechen, dem Wort, aus dem alles hervorgeht und -ging, gleichzeitig der tiefsten Wurzel unserer Sprache.

Unlogik aber - nicht gemeint, noch einmal, ist die Überlogik, die aus dem Geist heraus kommt und die Bausteine der Logik zur (weil in der) Vernunft zusammenfaßt - kann ganz sicher nicht auch vernünftig sein. Ein Irrtum im Geistigen erzeugt also auch ganz sicher irgendwann Unlogik.*

Gerade heute erleben wir ja das Scheitern dieser Einzel-Logiken, was sich in "Rationalismus" oft zusammengefaßt findet, der eine Haltung ist. Denn alles, was auch die Politik unternimmt, hat in sich durchaus eine bestimmte Logik, das soll nicht einfach abgesprochen werden. Aber was der Politik, was zunehmend den einzelnen Leben der Individuen gleichermaßen mehr und mehr und erschreckend oft schon fehlt, ist diese Zusammenfassung im Sinn, in der Vernunft, im Geist.** Und deshalb kann mit Fug und Recht gesagt werden, daß eine gottlose Welt - Gott ist reiner Geist - zwangsläufig zerfällt, weil sie sich nicht aus sich heraus in eine "Gesamtlogik" ordnen kann.




*Der Verfasser dieser Zeilen hat überzufällig weil ausnahmslos festgestellt, daß gerade die sich als höchst rational gebenden Menschen Bereiche haben, in denen sie auf jede Logik verzichten. Die sie einfach "glauben", weil glauben wollen. Da wird der Physiker zum Esoteriker, der haarsträubendsten Ritualen nachgeht, der Wirtschaftsfachmann zum Horrorspezialisten, weil er hier im Irrationalen "Geist" (als Immitation, als Perversion) erfährt, da wird der Philosoph zum Anhänger aberwitzigster, unerklärbarer Heilmethoden. Die zweite Möglichkeit solchen Rationalismus, das Verharren in völligem Nihilismus, dem immerhin gewisse Redlichkeit oder gar "Größe" gar nicht abgesprochen werden soll, weil sich derjenige bewußt der existentiellen Verzweiflung purer Weltimmanenz stellt (evtl. kann man Albert Camus darunter zählen, ganz sicher aber Jean Amery), ist zwar noch denkbar und möglich, aber offenbar so selten, daß sie dem Verfasser dieser Zeilen noch nie untergekommen ist. Außer jenem lange schon vergangenen Fall des Japaners, der sich dann das Leben nahm. Sie zerbrechen offenbar daran, daß sie nicht bereit sind, dem billigen Surrogat weltlicher Ideologien nachzugeben, aber nur noch Ausweglosigkeit weil eben logische Unzulänglichkeit der Welt - und damit Sinnlosigkeit - entdecken.

**Ideologie, Propaganda zielt ja - und im bereits Gesagten erklärt es sich - nicht auf die Teillogik ab. Diese wird selbstverständlich erwartet. Sie zielt auf diesen Geist ab: die Propaganda versucht, einen Geist zu installieren. Und weil das an so gut wie allen Medien unserer Länder beobachtbar ist, als direkter Versuch, bestimmten Geist zu etablieren, ist das der sicherste Beweis für die Verderbtheit der öffentlichen Meinungen in ihrer Verquicktheit mit den Veröffentlichungen. Hier findet sich abbildartig das "Schema" der Weisheitsfindung wieder, nach der jeder Mensch strebt - weil er sich auf eine Offenbarung angewiesen weiß. Wird seine Haltung beeinflußt, sucht er diese Offenbarung aber "dort" und "hier".