Mit der rasanten Verbreitung und Verwendung von gedrucktem Text, der damit seinen den ursprünglichen Bezug von Geschriebenem mit Gesprochenem verblassen ließ, schreibt Walter Ong in "The Presence of the word", vollzog sich mehr und mehr eine Verinnerlichung der Inhalte. Selbst das laute Lesen hörte auf, man begann allgemein leise zu lesen. Die Inhalte verschoben sich von immer auf den Rezipienten bezugnehmendem Inhalten im Ton - auf deren Selbstevozierung und höhere subjektive Beliebigkeit in Folge der Verlagerung auf die Sehprozesse.
Nach und nach wandelte sich damit auch das Gottesbild: der Logos, dem schöpfungsgewaltigen Wort, das alles erschüttert, wurde nach und nach zum Architekt, wie es im 17. und 18. Jhd. das verbreitetste Bild von ihm war. Das Bild als Inhaltsträger nahm in der Folge in Westeuropa eine Rolle ein, die weltweit einzigartig ist. Heute haben wir überhaupt eine extrem auf Bildinformation (!) beruhende Welt, analog zur Bedeutung des Sehens in den Erkenntniskonzepten, bis hin zum Subjektivismus. Der Bilderstreit des römischen Katholizismus mit Byzanz (der späteren Orthodoxie) im 8. und 9. Jhd. war in seinem Kern keineswegs ein Streit um Frömmelei oder des Kaisers Bart, er war tief begründet, weil er enorme Konsequenzen und Implikationen hatte. Der Verfasser dieser Zeilen hat kaum Zweifel, daß der Osten Recht behalten hatte. Der Nihilismus Westeuropas übersteigt jedes Maß, Westeuropa hat überhaupt jede Religiosität verloren. Und darin spielte die (technische) Kulturentwicklung eine bedeutende Rolle, die mit der Renaissance mit innerer Konsequenz auf einer schiefen Ebene verlief.
Nach und nach wandelte sich damit auch das Gottesbild: der Logos, dem schöpfungsgewaltigen Wort, das alles erschüttert, wurde nach und nach zum Architekt, wie es im 17. und 18. Jhd. das verbreitetste Bild von ihm war. Das Bild als Inhaltsträger nahm in der Folge in Westeuropa eine Rolle ein, die weltweit einzigartig ist. Heute haben wir überhaupt eine extrem auf Bildinformation (!) beruhende Welt, analog zur Bedeutung des Sehens in den Erkenntniskonzepten, bis hin zum Subjektivismus. Der Bilderstreit des römischen Katholizismus mit Byzanz (der späteren Orthodoxie) im 8. und 9. Jhd. war in seinem Kern keineswegs ein Streit um Frömmelei oder des Kaisers Bart, er war tief begründet, weil er enorme Konsequenzen und Implikationen hatte. Der Verfasser dieser Zeilen hat kaum Zweifel, daß der Osten Recht behalten hatte. Der Nihilismus Westeuropas übersteigt jedes Maß, Westeuropa hat überhaupt jede Religiosität verloren. Und darin spielte die (technische) Kulturentwicklung eine bedeutende Rolle, die mit der Renaissance mit innerer Konsequenz auf einer schiefen Ebene verlief.
Denn auch die Betrachtungsweise (Wortwahl!) der Dinge der Welt veränderte sich: der Ton, ja überhaupt jeder Sinneseindruck wurde unbedeutend, der Mensch wurde zum reinen Beobachter ihn nicht real berührender Objekte. Die Objektwelt selbst wurde selbständig, die Bilder die Wirklichkeit "erschöpfend". Spätestens dann mit Kant tauchte auch das Problem der Entstehung von prospektiven Vorstellungsbildern auf, und das Problem der Noumena entstand (denn gerade Kant bewies ja, daß jedes Denken von Grundkategorien und -anschauungen postulativ ausging, diese also VOR dem eigentlichen Denken da sein mußten): die direkte innere Inspiration mit Bildern als Alternativkonzept, an sich ein - hinsichtlich Gesellschaft - Atomisierungs- und Sektenkonzept, um es pointiert zu sagen, dem nationalistische Ideologie fast zwangsläufig entspringt.
Im Hören, ja nur im Hören aber dringt Sinn - Logos - nach innen, ALS Logos. (Glaube kommt vom Hören.) Anders als im Sehen, das über bloße Nervenreizung den Sinn (Logos) bereits braucht, um "etwas" zu sehen. Welt und Schöpfung entstand ja überhaupt aus dem Wort, dem gesprochenen Wort: "Da sprach Gott: Es werde Licht. Und es ward Licht." Der Sehende aber GIBT Sinn, SCHAFFT die Dinge. Das Weltkonzept, ja die Anthropologie drehte sich in der Renaissance also um 180 Grad, in eine immanentistische, solipsistische und den Einzelnen vergottende Welt.*
Der Verbindungsweg zu Ich-Konzepten sei hier nur angedeutet. Denn über das Hören wurde zuvor auch das noch gestaltlose, keimhafte Ich zum Selbst, das Hören wurde zuvor also auch als der grundlegende Menschheitsakt verstanden. Wie im "effata" des Taufritus dargestellt, dem Öffnen der Ohren, wurde der Mensch beim Namen und dadurch zu sich und in die Welt gerufen. Der Ruf, die Berufung als grundlegender Akt, wich nun.
Unterschiede zu Kulturen - Asien, Afrika, Arabischer Raum, die Indianer Amerikas - sind evident. Sei es, weil sie eine Schrift der Pictogramme haben (China), die nach wie vor viel Mündlichkeit braucht und ganz andere Sinnverweiskonzepte birgt - eben: Oralität nicht ersetzen kann - oder weil die Schriftlichkeit im Volk nie dieselbe Durchdringung als Kulturtechnik hatte wie in Europa (auch wenn sich das allmählich ändert). Nach wir vor wird aber auch heute der Koran auswendig gelernt, seine Verbreitung und Fundierung im Leben erfolgt oral, laut lesend. Und in Indien muß man immer noch die Veden singen können, nicht einfach lesen. Die Knotenschrift Südamerikas hatte z. B. überhaupt nur Topoi (Grund- und Emotionsbilder) zur Erinnerungsstütze, keine Laute, keine Wörter. Nur am Balkan hielten sich die Volkssänger, die den Fundus an uralten Volksweisheiten öffentlich singend-erzählend weitergaben, bis in die Mitte des 20. Jhds.
Während in Europa generell Auswendiglernen eines Fundus an Kulturgrundschemata wie -befindlichkeiten beinhaltenden Texten (weltlich wie religiös) verdrängt (schon gar: von Medien), und schließlich abgeschafft wurde. Vom Singen gar nicht zu reden: noch in der Generation des Verfassers dieser Zeilen hatte man mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter einen ganzen Fundus an Liedern (mit Gefühlen, traditionellen Sinndeutungen, Inhalten, Geschehnissen, kurz: Topoi, der Grundlage der Phantasie und des Schöpferischen) gelernt. Mit gravierenden Auswirkungen auf die psychischen Strukturen. Wenn heute Kinder in der Straßenbahn Wiens Popsongs nachplappern, zeigt das, wohin wir uns noch verändern werden. Denn sie bauen damit ihre Bewußtseins- und Weltdeutungsstrukturen auf.
Unterschiede zu Kulturen - Asien, Afrika, Arabischer Raum, die Indianer Amerikas - sind evident. Sei es, weil sie eine Schrift der Pictogramme haben (China), die nach wie vor viel Mündlichkeit braucht und ganz andere Sinnverweiskonzepte birgt - eben: Oralität nicht ersetzen kann - oder weil die Schriftlichkeit im Volk nie dieselbe Durchdringung als Kulturtechnik hatte wie in Europa (auch wenn sich das allmählich ändert). Nach wir vor wird aber auch heute der Koran auswendig gelernt, seine Verbreitung und Fundierung im Leben erfolgt oral, laut lesend. Und in Indien muß man immer noch die Veden singen können, nicht einfach lesen. Die Knotenschrift Südamerikas hatte z. B. überhaupt nur Topoi (Grund- und Emotionsbilder) zur Erinnerungsstütze, keine Laute, keine Wörter. Nur am Balkan hielten sich die Volkssänger, die den Fundus an uralten Volksweisheiten öffentlich singend-erzählend weitergaben, bis in die Mitte des 20. Jhds.
Während in Europa generell Auswendiglernen eines Fundus an Kulturgrundschemata wie -befindlichkeiten beinhaltenden Texten (weltlich wie religiös) verdrängt (schon gar: von Medien), und schließlich abgeschafft wurde. Vom Singen gar nicht zu reden: noch in der Generation des Verfassers dieser Zeilen hatte man mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter einen ganzen Fundus an Liedern (mit Gefühlen, traditionellen Sinndeutungen, Inhalten, Geschehnissen, kurz: Topoi, der Grundlage der Phantasie und des Schöpferischen) gelernt. Mit gravierenden Auswirkungen auf die psychischen Strukturen. Wenn heute Kinder in der Straßenbahn Wiens Popsongs nachplappern, zeigt das, wohin wir uns noch verändern werden. Denn sie bauen damit ihre Bewußtseins- und Weltdeutungsstrukturen auf.
*Dazu kommt die Rolle des Latein in Europa, das
von der Kultsprache zur Sprache des Denkens, der Schulen, und der Autorität wurde. Karl der
Große verwendete es als Basis seiner Reichsorganisation, die auf die nach der Völkerwanderung einzigen funktionierenden überregionalen Strukturen zurückgriff, die es noch gab, die Kirche. Die deshalb von Anfang an entscheidender Kulturträger war. Auf der Basis eines Latein, das seit der Kaiserzeit Roms bereits zunehmend (von den Grammatikern) schriftlich dominiert war, sich von den Volkssprachen allmählich überall entfernte. Das
noch in der späten Renaissance zwar so gut wie jeder in Europa
verstand, aber schon als Fremdsprache auf antiker Grundlage. Weil es sich längst geteilt hatte, und als schriftgebundene "tote" (darüber freilich kann man diskutieren) Sprache existierte, den Sprung in einem zweiten Ast, zur Volkssprache, aber
entweder nicht schaffte, wie bei uns, oder sich wie in Frankreich,
Spanien, Portugal und Italien (in Frankreich sogar
gegen die Autorität der herrschenden Franken) längst zur eigenen Volkssprache assimiliert hatte. Die im Grunde Simplifizierungen und alltägliche Adaptierungen des Latein durch die jeweiligen Bevölkerungen waren, ähnlich dem Küchenlatein bei uns. In Ungarn war das Schriftlatein sogar noch bis etwa 1850 offizielle Landes- und Literatursprache, im Vatikan blieb sie es bis heute.
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