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Samstag, 15. Dezember 2012

Der Prototypus Hitler

aus 2010) Ich zögere noch, mich in "Hitler's Tischgespräche" zu vertiefen. Denn: Hitler wirklich näher kennenlernen zu wollen, lohnt nicht, mit dieser Auffassung bin ich nicht allein. Und in den Tischgesprächen, deren Authentizität sehr gut belegt ist, offenbart sich eben dieser selbe verworrene Mann, der aus einem wahren Sammelsurium an Informationen, Daten, Halbwahrheiten, Halbgebildetheiten, Informiertheiten oder Meinungen vor allem an eines glaubt: daß er eine gebildete Meinung habe.

Das einzige, was mich dazu noch bewegen könnte, und es auch wird, es bleibt nicht aus, ist, daß wo immer ich diese Tischgespräche aufschlage, ich den Eindruck habe, es mit ganz genau dem heutigen Menschen, mit so vielen Menschen die ich kenne, kennengelernt habe, mit denen ich sprach, die man tagtäglich antrifft, zu tun zu haben. Meist schlage ich es dann rasch wieder zu, es ist unerträglich, weil so evident.

Die Modernität Hitler's hinter einem moralischen Schreckbild, das von ideologischen Gruppen für ihre Zwecke mit Ideenlinien ausgestattet wurde, die ihnen politisch, meinen sie, nützen, ist eine enorme Leistung gewesen. Denn genau diese Ideologien, schon gar die die so laut und permanent auf ihn schimpfen, und Pseudoreligionen, und esoterischen "Weisheiten", und Pseudoüberzeugungen, die an jeder Straßenecke heute eine so große Rolle spielen, die als Heilslehren der Gegenwart gesehen werden, mit denen die Buchhandlungen voll sind, und die als zeitgemäße Ansichten, als moderne Arten zu leben, zu denken, ja gar als "neu" vorgestellt, aber vor allem als weiß wunder wie wissenschaftlich fundiert ausgestellt, vorgegaukelt werden ... alles das: Hitler hat es perfekt vorexerziert.

Und genau in dieser Verworrenheit, wie sie heute anzutreffen ist.

Und genau mit diesem Anspruch auf Modernität.

Und genau in dieser Sicherheit, heute endlich alles besser zu wissen, heute die Synthese für alle Fragen der Menschheit zu besitzen.

Es ist nicht mehr als lächerlich, vor einem "Wiederkommen" des Nationalsozialismus zu "warnen". Er ist nicht nur da! Er ist es selbst, der diese Warnungen ausspricht, um darüber hinwegzutäuschen, daß er da ist, als das nämlich, als das er nicht gesehen wird: als dieses wirre Konglomerat an Modernität, das in Wahrheit in einem Sumpf der Dämonie steckt, aus dem herauswuchernd "Nationalsozialismus" nur einer der nicht zu zählenden Köpfe ist.


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