Analysen der Ergebnisse der letzten EU-Wahl haben erneut ergeben, daß das Wählerpotential der Grünen in ganz Europa vor allem in den jungen Menschen zu finden ist. Es korrespondiert die Realitätsferne der Ideologie hier, der Charakter- und Persönlichkeitsformen dort. Jemand meinte daraufhin, daß das doch ein Moment der Hoffnung wäre? Denn die Generation der Jungen ist bereits so schwach, zahlenmäßig so gering, daß sie die Alten gar nicht überstimmen könne.
Nun, lassen wir einmal das Thema des Generationenkonflikts beiseite, das im übrigen auch nicht neu ist. Sondern sehen wir dieses Argument als das, was es ist: Ausdruck eines eiskalten Zynismus. Da hat also die Generation der geburtenstarken Jahrgänge mit offenen Armen Mittel aufgenommen, die ihnen ermöglicht haben, die Konkurrenz der Generationsgenossen auszuschalten. Natürlich nicht gleich, aber indirekt in den Nachkommen, zeichnet sich somit dieses Muster ab.
Was wir jetzt in den jungen Generationen aber erleben ist die Folge davon, und die Reaktion darauf. Wenn auch über Rationalisierungen auf andere Themen (Umwelt etc.) umgelenkt. Denn die unmittelbarste Folge der ab der Mitte der 1960er erfolgenden Erdrosselung des Nachwuchses (binnen weniger Jahre fiel die Geburtenrate auf die Hälfte, im sogenannten "Pillenknick", der gar nicht so sehr eine Folge der Pille war, sondern ein Startschuß zu allen Formen der Empfängnisverhütung) war gar nicht die Reduktion der Geburten. Was sich an der sozialen Prägung der Kinder sofort zeigte, denn Menschen, die als Einzelkinder oder mit höchstens einem Geschwister aufwachsen, wie ab den 1970ern in Österreich sogar auf Plakaten beworben wurde, entwickeln sich völlig anders. Ihre ganze Persönlichkeit bleibt unausgereift und ich-bezogen. Narzißmus wurde mehr und mehr nicht zuletzt schon deshalb zur generellen Persönlichkeitsdeformation.
Aber vor allem wurde plötzlich das Familieneinkommen für eine andere Art zu leben frei. Das hat auch mit einem anderen Umstand zu tun. Denn auch die Löhne verlagerten sich. Die Eingliederung der Hausfrauen in die Wirtschafts- und Nutzenwelt brachte zwar auch eine Reduktion der einzelnen Löhne, aus Vätern als Haushaltsernährern wurden nun Frauen und Männer, die zusammen das Haushaltseinkommen erwirtschafteten. Dennoch stieg zusammen mit der Verringerung der Kinderzahl die für jeden Einzelnen in so einem Familienverband zur Verfügung stehende Geldmenge. In solchen Familien, die immer mehr zur Norm wurden, ist es jedem Einzelnen möglich, ein Leben wie ein Single zu leben.
Das war natürlich ideal für die Großindustrie. Denn der Güterbedarf vor allem an Produkten, die dem Konsum, der kurzfristigen Erfreulichkeit, des Genusses dienten, der Bedarf an kurzlebigen Produkten, die Bereitschaft auf Moden einzugehen, die Verkürzung der Produktzyklen, die schon damit einherging, stieg mit jedem Jahr. So, wie das Verhalten Gütern gegenüber, das ebenfalls die Großindustrie begünstigte.
War es noch in den 1950ern und 1960ern, in der Kindheit des VdZ also, üblich, Dinge anzuschaffen, die man dann gar Jahrzehnte behielt, so daß man beim Kauf auf Qualität achtete, wie sie die Großindustrie gar nicht herzustellen vermochte, die eben betriebliche Kleinstrukturen benötigte - Handwerker; kleine Detailgeschäfte mit fachlich hochstehender Beratung, Reparaturbetriebe etc. etc. - so setzte nun das Plastikzeitalter, das Wegwerfzeitalter ein. Die Qualität der Dinge verringerte sich rapide, denn der Bedarf dafür war nicht mehr gegeben.
Und zwar weil der Charakter, die sittlichen Haltungen (nicht "die Bedürfnisse") der Menschen sich geändert hatte. Man verlor den Respekt vor den Dingen. Der Alltag war eine Umgebenheit von Geringwertigem, das nur noch so aussah wie das, was man eigentlich wollte. Zugleich stieg der Bedarf nach einer virtuellen Welt, die das Bewußtsein in einem Schein hielt. Radio, Fernsehen begannen, sendeten immer mehr rund um die Uhr, die Medien wurden zu Massenerscheinungen, Heim-Musik-Anlagen ersetzten Theater und Konzert und Kino, die virtuelle Welt, die ohne Realität auskam, schloß einen immer dichteren Kordon.
Der Sozialstaat, befeuert durch diese neuen Formen der Geldmengenbeschaffung, wuchs rapide. Ab den 1970ern wurde es immer seltener notwendig, sich auf soziale Netze zu berufen, wie es immer der Fall gewesen war. Die Illusion wuchs, daß dieser Sozialstaat mit persönlichen Handlungen nichts mehr zu tun hatte. "Der Staat" ersetzte erst den Vater, dann den Ehemann. Als "nicht arm" wird heute definiert, wenn jeder Teil einer Familie den Lebensstil eines Singles führen kann.* Somit wurden auch die Kinder zu autonomen, isolierten Einheiten, die aber über genug Geldmittel verfügten, um alle Begierden und selbst spontanen Gelüste zu befriedigen.
Nur - Kinder und Jugendliche für sich gestellt wissen überhaupt nicht, was sie wollen. Denn sie wissen nicht, was sie wollen sollen. Gibt man solchen Menschen aber jene Mittel, also Geld, mit denen sie die Welt trotzdem bewegen können, beginnt der Irrsinn immer mehr Vollgestalt anzunehmen. Unfähig, das Spontane mit dem immer gleichen Wirklichen weil Ewigen abzugleichen, denn nur von dort käme wirklich Wert und damit Ziel, verstärkt sich das Zufällige in den jungen Menschen.
Weil aber die innerste Struktur, die ontologische Verfaßtheit des Menschen auf Autorität abzielt, darauf abzielt, das Gesollte und damit Gewollte als junger Mensch von einer Autorität zu empfangen, gesagt zu bekommen gewissermaßen - bei gleichzeitig depotenzierten Eltern, speziell Vätern (denn die Verbindung zur Mutter ist schon aus biologischen Tatschen immer und anders gegeben: Von der Mutter übernimmt jeder Mensch seine Grundhaltungen; den Vater muß sich jeder "erarbeiten") - entstand eine extreme Affinität für Ideologen und Meinungsillusionären. Medien, nicht zuletzt auch die Schule hat als prägende Autorität die Eltern ersetzt. Und sie alle ignorieren ja nicht nur die Eltern, sondern zielen direkt darauf ab, das was sie vermitteln als "überlegen über die Eltern" zu sehen, und sich damit jedes Recht, auch gegen den Willen der Eltern vorzugehen, nehmen.
Zugleich waren diese jungen Menschen auf sich geworfen. Ihnen fehlte das verbindliche soziale Umfeld, die Geschwister, bei denen man schon kraft der Liebe viele Haltungen erwirbt, die die eigenen Bedürfnissein in den Hintergrund stellen. Zugleich stehen unerschöpfliche Geldmittel zur Verfügung, also Macht. Das führt fast zwangsläufig zu einer Verwirrung, die man durch finanzielle Potenz schon sehr früh wie Betonmauern aufzieht, der man also später, als in Jahren Erwachsener, immer schwerer zu verändern vermag. Also wächst auch das Bedürfnis, die Welt zu verändern - denn das Selbstverändern wurde nie gelernt, wird mit dem Alter immer schwieriger, vor allem mühsamer. Und Mühe hat niemand mehr gelernt, sie war nie notwendig. Schon lange muß ja nicht einmal noch das eigene Talent "entwickelt", durch Zeit und Umstände geklärt, geläutert, durchgetragen werden, sondern auch dafür hat ("Förderung") die Umwelt die Verantwortung.
Und Verantwortung? Die ist mittlerweile völlig verdunstet. Denn Verantwortung kann nur aus dem persönlichen Mitleiden, der Empathie mit Familienmitgliedern entstehen, in der man begreift, daß die Menschen ihre Ziele immer auf ein Gemeinsames, auf ein großes Ganzes abstimmen müssen. Alle diese ontologisch angelegten Richtungen des Menschen, von seiner Wurzel her, werden nun nicht mehr beantwortet, finden keine Sättigung. Dazu kommt, daß die reichlichen Geldmittel Realisierungen ermöglichen. Also - hier wirres, unklares Wollen, dort das Angebot, es zu konkretisieren. Was soll dabei an Vernünftigem herauskommen? Was herauskommt ist aber sicher "mächtiges". Neun Prozent der Erstwähler (also der Jungen) haben bei den letzten EU-Wahlen "Die Partei" gewählt, eine absurde Jux-Angelegenheit.
Nicht viel anders einzuschätzen sind der Stimmenanteil von 36 Prozent unter dieser Gruppe für die Grünen. Hier werden halt nur diese irrationalen inneren Bewegtheiten und bindungslosen, unkonkreten Absichten, die durch ursprünglich entstehende, aber vom Sprachformat nicht mehr erfaßbare Haltungen nach Erfüllung drängen, die aber nicht gebildet sind (und erst hier könnte man von Bildung sprechen), durch "das Gute" rationalisiert. Und dem dienen alle diese modernen Mythen und Märchen, allen voran ... die biologischen, die ökologischen Märchen.
Und so erzählt uns ein unterpubertärer Rezo, tanzt uns ein psychisch krankes, brutal instrumentalisiertes Gör namens Greta vor (die man mit der Rolle, die man ihr zugeschanzt hat, vermutlich fürs Leben ruiniert hat: wie soll die, wie sollen diese beiden als Beispiel, jemals noch zu einer realistischen Einschätzung ihrer Person kommen?), was wir von der "Wissenschaft" ausgehend zu tun und zu lassen hätten ... Immerhin, eines hat sich an diesen Fällen und deren Rezeption in der Öffentlichkeit gezeigt:
Wie infantil, ja bösartig und lieblos unsere angebliche Erwachsenenwelt bereits ist. Die ihre ureigenste Anforderung - eine Bringschuld gegenüber allen Kindern und Jungen - nicht mehr kennt: Erwachsenheit.
*Es gibt Felduntersuchungen aus den USA, wir haben sie hier bereits vorgestellt, die belegen, daß Kinder keinen oder nur einen geringen Mehrbedarf an Geld bedeuten. Die Aufwendungen für Kinder werden ganz einfach durch Ausgabenumschichtungen gedeckt, weil der Lebensstil sich sowieso ändert. Der heutige Sozialstaat, die heutige angebliche "Familienpolitik", gerade in unseren Ländern, aber sieht als "Familienförderung" genau das: Er will erreichen, daß jeder Teil einer Familie vom anderen - vor allem aber die Frau vom Mann - unabhängig und sogar wie ein Single (und vor allem "mitten im konsumistischen Zeitgeist") leben kann. Durch Geldzuwendungen, durch Kinderbetreuungsstätten, Ganztagesschulen, etc.
Damit stehen wir heute in unseren Ländern vor der Situation, daß sogar Kinder in Mehrkindfamilien schon aufwachsen wie Einzelkinder. Ihre Lebensführung, ihre Ansprüche haben mit dem Ganzen nichts mehr zu tun. Was auf die Eltern (und vor allem auf die Väter) oft enormen (auch sozialen) Druck aufbaut, und durch feministische Frauen, die diese Vorstellungen durchdrücken (denn das tun Frauen praktisch immer: sie richten sich nach der mächtigeren Allgemeinheit) nicht selten ein finanziell bedingtes psychisches wie berufliches Desaster für den Mann bewirkt. In Schweden können Kinder die Attribute für ein Singledasein sogar über eine eigene Ombuds-Stelle einklagen.