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Freitag, 12. Juli 2019

Man muß erkennen wollen, um zu forschen

Dieses jüngst aufgezeichnete Gespräch des Filmemachers Marijn Poels mit der unabhängigen Klimawissenschaftlerin Judith Curry - ihr Fall ist dem Leser vielleicht noch bekannt? Sie stieg vor Jahren aus dem offiziellen akademischen Betrieb aus, weil sie bemerkt hat, daß die mit der Agenda befaßten Wissenschaftler persönliche Motive vor wissenschaftliche Arbeit setzten - ist deshalb interessant, weil sich hier zwei wirklich neugierige Menschen begegnen, die einfach wissen wollen, was Sache ist. Poels will einfach wissen, wie ernst die Lage ist, und Curry ebenfalls, aber sie will die Hysterie dabei ausblenden und wirklich forschen, nicht phantasieren.

Sie betreibt eine eigene Firma, die sich mit Klimawissenschaft, Unsicherheiten und Projektionen befaßt. Sie weist darauf hin, daß die natürlichen Prozesse wie Multidekaden-Oszillation des Atlantik, oder der Einfluß der Sonne einen weit größeren Einfluß auf unser Klima haben als meist anerkannt wird. Und aus diesen beiden Parametern läßt sich fast erwarten, daß wir in den nächsten ein, zwei Dekaden eine beträchtliche Abkühlung, zumindest eine Verlangsamung einer Erwärmung zu erwarten haben. Die Sonnenfleckentätigkeit nimmt deutlich ab und steuert einem beachtlichen Minimum im 21. Jahrhundert zu, und auch die Ozeanzyklen deuten in eine Richtung, die auf Abkühlung hinausläuft.

An sich aber ist noch immer viel zu wenig bekannt, um wirklich sagen zu können, wohin sich das Klima definitiv entwickelt. Einzelereignisse sind leichter einschätzbar, aber auch hier herrschen große Unsicherheiten. Gefragt nach der aktuell größten Bedrohung, so es eine gibt, meint sie, daß es die Vorgänge am westantarktiven Eisschild sind, die die größte Beobachtung verlangen. In der Arktis hat sich die Situation wieder beruhigt. Es gab zwar zwischen 2007 und 2012 einen starken Rückgang der Eisbedeckung, aber was nie dazugesagt wurde und wird, ist, daß es in den 1930er Jahren ebenfalls so einen Rückzug des Eises dort gegeben hat. Es hat also sehr wahrscheinlich nur mit dem multidekadalen Ozeanzyklus zu tun, denn derzeit nimmt das Eis im Norden wieder zu, oder bleibt zumindest stabil.

Aber auch die Vorgänge am Südpol haben mit der Atmosphäre oder CO2 nichts zu tun, sondern hängen mit Ozeanzyklen einerseits, den vulkanischen, unterirdischen Vorgängen in diesem Gebiet andererseits zusammen. Von dort kommt die Wärme, die das westantarktische Eis derzeit tatsächlich derzeit schmelzen lassen. Würde dieses zur Gänze verschwinden - wohlgemerkt: wir reden hier von der Westantarktis; der übrige Bereich der Antarktis kühlt seit vielen Jahren ab und legt an Eis sogar zu - würde das tatsächlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter führen. Theoretisch. Aber wie gesagt: Man kennt die Zusammenhänge bei weitem noch zu wenig. Derzeit fließt das Eis in der Westantarktis nur, es schmilzt nicht ab.

Diese Unsicherheiten, die überall herrschen - möglicherweise schließt man in den derzeitigen Computermodellen nicht nur bereits bekannt wichtige (Vulkane, Sonneneinfluß, Wasserdampf/Wolken, Ozeanzykliken, sondern die entscheidenden Klimafaktoren überhaupt aus, man weiß es einfach nicht - werden ausgeblendet. Und das führt zu einer "Übergewißheit", zu einer fälschliche angenommenen Gewißheit über Zusammenhänge und Folgen.

In diesem Zusammenhang sei erneut auf die fatale Rolle der Statistik hingewiesen, die mit ihren Wahrscheinlichkeitsberechnungen solche irrtümliche Sicherheit bewirkt. Dabei gibt es Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen gar nicht! Wahrscheinlichkeitswerte sollten deshalb - diese Forderung wird auch innerhalb der amerikanischen statistischen Gesellschaft immer lauter, wir haben darüber berichtet - aus der Naturwissenschaft verbannt werden. Sie führen zu falschen Schlüssen, weil sie eine Sicherheit aufbauen, die es gar nicht gibt. Denn um die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses abschätzen zu können, muß man die exakten Bedingungen dieser Prozesse kennen, und nur aus solchen Prozessen lassen sich Folgen abschätzen. Curry beklagt genau das.

Ihre Kritik an den meisten Klimaforschern ist aber eher persönlicher Art, das hat ihr ja so viele Angriffe und Diffamierungen eingebracht. Viele, ja sehr viele Wissenschaftler, viele darunter, die sich als Klimawissenschaftler sogar nur aufspielen, sind aber lediglich auf das "Karrieremodell Klimahysterie" aufgesprungen. Und die Rechnung geht derzeit tatsächlich auf: Sie leben sehr gut davon, der Politik und den Medien zu liefern, was diese gerne hätten. Hier hat sich ein handfestes System aus Anerkennung und Preisen aufgebaut, in denen Millionen Dollar für fragwürdige Wissenschaft vergeben werden, die die Klimahysterie halt einfach bestätigt, sich aber wissenschaftliche Erkenntnisse einfach zurechtbiegen. Damit leisten sie der Wissenschaft keinen guten Dienst, sondern bringen deren Stellung und Aufgabe in Mißkredit. Sie sieht sogar eine große Krise.

Rein sachlich gesehen gibt es für eine Panik oder eine katastrophische Zukunftserwartung keinen Anlaß. Alle Deutungen in diese Richtung haben kein wissenschaftliches Fundament. Weil einfach zu wenig gewußt wird, um solche Panikschlüsse zu ziehen, wie es oft getan wird.