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Donnerstag, 4. Juli 2019

Als das Kabarett gestorben war

Von Wien zurück ... Besuch bei der Bühne "Stadtsaal", die sich anrechnet, den Finger am Puls der Zeit zu haben, noch vor dem allgemein werdenden Fühlen, denn das sollte ja Kunst. Kabarett? Nur noch zum Lachen. Denn entweder ist es pädagogisch angewandte Ideologie, oder belangloses Spaßmachen.

Zurück in den eigenen vier Wänden lag eine Empfehlung im Briefkasten. Dieter Nuhr, denn er habe im deutschen Massenfernsehen "Nuhr im Ersten" sogar den Klimawandel kritisiert. Und Nuhr nennt Deutschland auch eine Gesellschaft von Trotteln. Aber Nuhr ist aber kein Aufzeiger des Irrsinns, sondern selbst eines seiner Symptome. Der einzige Unterschied liegt in der subjektiv anders ausgefallenen Auswahl von Verrücktheiten. Wenn es einem in den Kram paßt, ist es "gute Kritik", oder gar "gutes Kabarett". Wenn nicht - schlecht. Was ist schlecht? Weil einem dies oder das gerade mal nicht paßt. Ansonsten sind alle gute Systemdiener der Lawine, die zu Tal geht und alles zerschmettert.

Leute, es wird langweilig. Nein. Wir stehen vor derselben Situation wie der Dadaismus 1925 oder so. Es lohnt nicht mehr, konkrete Dinge aufzuzeigen. Die Sprache ist zu einem Ende gekommen. Es gibt die Resonanzfähigkeit für Geist und Wahrheit nicht mehr. Unsere Völker haben keine Eliten mehr, die den Sprachraum klären. Sie haben nur noch ... ach, wie soll man es nennen? Sie enden so wie die, die man nicht mehr benennen kann.

Und natürlich haben es alle heute leicht. Und sie werden es noch leichter haben, der Irrsinn hat seine Großdynamik als Struktur des Ganzen angenommen. Mündet das in Wahrheit, in Erkenntnis? Eben nicht. Vereinzelter Unsinn kann in seinen praktischen Auswirkungen auch von Unsinnigen erkannt werden. Ein Unsinn grenzt sich also mittlerweile nur noch vom anderen ab, den man aber nicht zu erkennen vermag. Und das nennt man Kabarett. Was soll man da noch sagen ...

Um relevantes Kabarett - und Kabarett ist nur Kabarett, wenn es relevant ist - zu machen, bräuchte es Menschen, die aus allem ausgestiegen sind. Aus allem! Aber wir können nur noch wählen zwischen den Systemdienern dieser oder jener Gesamtheitsunterwerfung unter den Irrsinn. Es ist erschütternd. Wir haben allmählich wirklich keine Institutionen mehr, die uns aus dem Irrsinn herausholen können. Keine. Nichts re-fundiert noch in die Wahrheit, die weit mehr ist als vereinzelte Richtigkeit. Damit ist das Ende endgültig absehbar, weil es schon da ist.