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Dienstag, 30. Juli 2019

Nur Schönheit kann Kultur, nur Schönheit besiegt Dummheit

Nein, Herr Dushan Wegner, da muß der VdZ widersprechen. Wenn Sie schreiben, daß Deutschland die Ingenieurskunst durch den Dummkult ersetze, und DESHALB "nach unten durchgereicht" wird. Also in allen Bereichen (bis zum Fußball) abrutscht. Und Sie müßten es wissen, denn Sie zitieren Goethe als Ausweis für einen Geist, der einmal herrschte, aber heute durch Infantilität und Dummheit ersetzt worden wäre.

Denn auch (und selbst Goethe, wenn er auch bereits ein erster Vertreter, ja Propagandist des Kommenden war) dieser Gigant hat seine Größe nur entwickelt, indem er auf einer Kultur AUFGEBAUT hat, von der er dann zehren konnte. Groß ist er erst geworden, nachdem er die erste Rebellion der Pfarrerssöhne im "Sturm und Drang" überwunden hatte. Und dazu hatte er noch ein Umfeld, das ihm dabei behilflich war. Aber dieses Umfeld ist im 19. Jahrhundert Stück für Stück zusammengebrochen. 

Aus einem Kulturland wurde ein Technikland, das ist die brutale Wahrheit. Schönheit wurde durch Nutzdenken ersetzt. Das hatte im Vergleich mit vielen Völkern der Welt enorme Vorteile, ähnlich wie Napoleon sie gegenüber den alten europäischen Völkern und Regierungen hatte. Die nicht damit gerechnet haben, daß es jemanden gibt, der Nutzen und technische Effizienz um jeden Preis verfolgte, auch um den Preis das aufzugeben, was jedes Volk eigentlich hält: Schönheit. Wahrheit. Kultur.

Deutschland, dieses Deutschland, das in gewisser Weise direkte Aftergeburt des Napoleonismus (weil Reaktion darauf) war, HATTE eine Kultur, ja. Die sich in vielen regionalen Staaten und Völkergemeinschaften zeigte und entfaltete. Was dann folgte war der Sieg des Nutzdenkens, des Technizismus. Bereits Bismarck und Wilhelm II. waren eine Frucht davon. Was dann folgte war die Dominanz deutscher Wissenschaftler (was deutsch zur ersten Wissenschaftssprache zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte), einerseits bereits eine Folge des technischen Denkens und anderseits - die Schatten einer Kultur sind lang, wenn die Sonne sinkt - die Reaktion DES GEISTES auf den Zerfall der innersten Grammatik des Volkes.

Der Nationalsozialismus war bereits die technische Imitation, die Simulation solcher Kultur. Die zeitliche wie ästhetische Nähe zur Bauhaus-Architektur, die das Leben völlig in technische Funktionen auflöste, ist nicht zufällig. Aber es waren Versuche, den Niedergang aufzuhalten. 

Denn Technizismus führt immer und ausnahmslos zur Verdummung. Und diese Früchte ernten wir heute. Die Größe Deutschlands nach dem Kriege, das Wirtschaftswunder, war keine Größe mehr. Es war das letzte Auspressen der nur kurzen Zeit saftigen Zitrone des Technizismus. Alles was dann folgte war die Reaktion darauf. In der sich nämlich vieles Richtige mit einigem Falschem vermengte. Wo sich das Falsche deshalb durchsetzt, weil es eben das Wesen der Kultur nicht einmal mehr in Spurenelementen in sich trägt und anti-kulturell ist. 

Was sich nach dem Kriege dann als Wirtschaftswunder aufspielte, war bereits der Sieg des Technizismus. Und daß darauf die sexuelle Revolution, die Postmoderne mit ihrem Marxismusaufguß die gesamte sittliche Grundlage der deutschen Völker auflöste, war logische, fast möchte man sagen überfällige, reife Frucht aus einem Boden des Technizistischen, der bei der Suche nach Geist nichts mehr hergab, weil er seit zweihundert Jahren erschöpft worden war. Denn auch der Technizismus der "deutschen Tüchtigkeit" hat nur deshalb so viele Scheinfrüchte getragen, weil er die kulturelle Substanz der Vorväter ausgeschwemmt hat. Bis nichts mehr da war. Die Väter der 1968er-Generation hatten noch richtige Fragen, ähnlich wie die in den 1920ern, aber sie fanden endgültig keinen mehr, der sie noch beantworten konnte. Es gab keine Gegenwehr mehr, weil es keine Substanz mehr gab.

Damit war das Tor weit weit für die Sozialisten in den 1970ern offen. Die nun systematisch ein Staatssystem aufbauten, das jeder kulturellen Substanz endgültig den Garaus machte, zugleich den Aufbau von Substanz verhinderte, und damit jene sittenlose Generationen hervorbrachte, die wir heute haben: Völlig vertrottelte Menschen, die Bauklötze staunen, weil sie nur Scherben statt einem Leben in Händen haben. 

Ja, Herr Dushan, Sie haben deshalb durchaus recht: Deutschland ist am Ende. Was sich sonst noch abspielt, etwa die Massenmigration oder die Genderpruntzerei, ist nur noch Antwort auf die eigene Substanzlosigkeit. Das Verschwinden der Identität, das im Verdunsten des Geistes begründet ist, auf den die Massenmigration primitiver Kulturen nur Antwort gibt, ist einfach nur noch logisch. Wo aber keine Identität, da Dummheit. Es gibt nur sittlichen Raum. Das Strunzdumme schafft nur Raumentleerung, bis zum Vakuum.

Wir ernten heute jedoch nur, was wir seit zweihundert Jahren gesät haben. Womit? Jawohl, Herr Dushan, beginnend mit der Aufklärung als äußerem Ereignis, auf die die Liberalen ja so stolz sind. Das ist eine traurige, tragische, aber befreiende Wahrheit. Eine Rückkehr zur Vernunft ist nicht einfach über ein paar Medienspektakel erreichbar. Es käme dem gleich, was manche Bewegungen (wie der Faschismus, ja selbst wie die Bauhaus-Bewegung) mit Gewalt bereits versucht haben: Die Re-Etablierung von Kultur. Wo aber keine Kultur ist, wo also die Triade Schönheit - Wahrheit - Gutheit nicht mehr lebt, herrscht die Ödnis der Dummheit. Die der Endpunkt der Aufklärung ist, so schaut's aus.

Deshalb ist Ihr Lamento, Herr Dushan, nur das übliche Jammern der Liberalen. Die nun unter dem Desaster leiden, das sie selbst angerichtet und verschuldet, gegen das sie aber nicht das geringste Rezept haben, ja das sie nach wie vor vertreten, wenn man sie nur läßt. Das sie also im nächsten Moment - nur auf die nächste, andere Weise - wieder anrichten würden.