Teil 2) Kirchen als kosmologische Wahrheit
Und
das tun Kirchen als Ort der Anwesenheit Gottes prinzipiell bis heute.
Trotz aller Veränderungen ist das ihr tiefster Sinn. Bis heute, und
überall. Verändert hat sich nämlich nicht "die Kirche" in ihrer
ontologischen Bedeutung, sondern verändert hat sich die Kosmologie, und
damit zwangsläufig die Liturgie, denn verändert hat sich alles, was mit
Heilsvermittlung zu tun hat. Wenn als Argument der liturgischen
Veränderungen ("Volksaltar" etc. etc.) angeführt wird, daß der Mensch
"aufgewertet" werden müsse, er sich verloren fühle, dann liegt der wahre
Grund dafür in der Kosmologie, im Bild das wir vom Universum haben, in
dem wir nämlich nach heutigen "physikalischen" Prämissen tatsächlich
weil angeblich völlig vernachlässigbar und peripher sind.
Während
der Gläubige in alten Kirchen, in früheren Zeiten, noch von allem
angesprochen war, er sich als Zentrum des Universums empfinden konnte,
ja sollte und mußte. Was immer an Argument heute angeführt wird, das den
Umbau der Kirchenräume (wie er heute wie eine Seuche um sich greift)
begründen soll, ist in Wahrheit die Rationalisierung einer aus diesem
veränderten Bild des Universums erwachsenen Befindlichkeit. Wo nur noch
Funktionen bleiben, aber die eigene Existenz "ent-ortet", ortlos wurde.
Denn in diesem heutigen physikalischen Weltbild ist ein (absoluter) Ort
des Menschen gar nicht mehr bestimmbar. Selbst dort, wo nun UFOs ins
Spiel kommen, geht es nur um diese Befindlichkeit, und einen Versuch,
einen absoluten Ort zu finden (weshalb "Außerirdischen" dann meist
gottgleiche Eigenschaften zugeschrieben werden.)
Interessanterweise
widerspricht dieses neue (heutige) Bild des Universums einem
weiteren Befund, Delano weist sehr gut darauf hin: Daß nämlich die
Tatsache bemerkenswert ist, daß sich der Mensch praktisch immer als
Zentrum des Universums EMFINDET, dafür aber keine Indizien mehr findet.
Also pathologisiert sich diese Grundbefindlichkeit (die sich in kleinen
Kindern noch am deutlichsten erkennen läßt) - die in sich im
Wesentlichen aber sogar WAHR wäre! Das setzt sich dann fort, weil
Erwachsenheit nicht heißt, diesen Zentrismus abzulegen, sondern ihn in
der Vernunft darauf zu lenken, sich als Teil eines Ganzen einerseits,
und als an einen bestimmten Ort (innerhalb des Gesamtortes Erde)
verwiesen, anderseits zu realisieren. Was im Zueinander von Altarraum und
Volksraum (in gotischen Kirchen im Querschiff am deutlichsten manifest)
seine größte Wirklichkeit und Wahrheit erfährt, aber das nur nebenbei.
Es
geht in der Heilsvermittlung also zuerst einmal um den Ort, an dem man
steht! Und hier ZUERST im Ganzen. In dieser realen Ortswahrnehmung, in
diesem "an seinem Platz sein", liegt dann auch die eigene Erfüllung,
auch somit das Heil. Wir reden hier über Realitäten, nicht über
gedankliche Spekulationen. Das Wesen der Dinge, über das somit auch die
Erfüllung geht, ist deshalb als "Ort" am besten beschrieben.
Mit
einer falschen Kosmologie wird deshalb die menschliche Existenz in
seinen tiefsten Grundfesten düpiert. Das innere, zutiefst ontologisch
fundierte Bewegtsein (logos ist ein "auf - zu"), das auf einen
Ort ausgeht (als Wesensmanifestation), das auf "seinen" Ort ausgeht,
findet keine Entsprechung mehr.*
Aber
auch die Glaubwürdigkeit der eigenen Wahrnehmung nahm und nimmt durch
ein solcherart verändertes schweren Schaden, ja wird mit der Zeit
ausgehöhlt. Denn über ein geozentrisches Weltbild würde mit einem Schlag
auch die subjektive Erfahrung - wo läßt sich, bitte, erfahren, daß sich
die Erde bewegt? Wo, daß sie sich dreht? Wie erfahren wir die Planeten,
die Sonne? ... - mit dem "Wissen" wieder übereinstimmen. Wenn das nicht
der Fall ist, kommt es mit der Zeit automatisch zu etwas ganz
anderem: Der Mensch hört auf, "seinen Augen zu trauen". Er hört auf,
sinnliche Daten mit Selbstbewußtsein zu interpretieren, also zur
Wahrnehmung zu machen. Er gibt seinen Selbststand in der Vernunft AUF,
und läßt sich somit von autoritativen Stimmen ("Wissenschaft")
bestimmen, wird somit hörig, und damit unfrei und beliebig steuerbar!**
Delano
führt in seinem Gespräch noch ein anderes Argument an. Wir Menschen
haben es in 110 Jahren geschafft, durch das heliozentrische Weltbild
getragen unser Sonnensystem mit Raumsonden zu verlassen. Nun muß man
feststellen, daß in der derzeitigen Kosmologie es allein in unserer
Galaxie Milliarden von Planeten gibt, die Bedingungen haben sollten, die
denen der Erde gleichen, so daß unter materialistischer Prämisse auch
dort Leben entstehen hätte können und damit sollen (sic!). Diese
Planeten aber sind meist Milliarden von Jahren ÄLTER als die Erde. Nun
stelle man sich einmal vor, wo wir mit diesen "neuen" Gedankenwelten in
einer oder in zehn Millionen Jahren sein würden - und wo die
Lebensformen auf anderen Planeten sein müßten! Wer immer aber ins
Weltall sieht muß feststellen: Wenn es da so viel Leben geben soll - wo
ist es denn dann?
Morgen Teil 3) Das physikalische Argument
*Allein daraus lassen sich so viele
Psychopathologien (aber auch der meisten, wenn nicht aller Sünden)
begreifen, mit denen wir es speziell heute zu tun haben, daß der Platz
die Zusammenhänge aufzuhellen hier niemals reichen würde.
**Das
bei solcher Argumentation gern gehörte Wort, daß ja doch auch das
Geglaubte von einer Autorität käme - nämlich der Kirche, als
Geoffenbartes, als Offenbarung - ist insofern nicht zutreffend, weil
dieses von der Kirche vorgelegte Interpretat (nennen wir es so) ERST und
NUR INSOWEIT tatsächlich geglaubt wird, als es der eigenen Vernunft
NICHT WIDERSPRICHT. Denn der Mensch weiß, daß es keine zwei Wahrheiten
geben kann, sein Glaube ist deshalb immer dem Urteil seiner natürlichen
Vernunft und damit der Zustimmung unterworfen. Ja, das MUSZ sogar so
sein, und die Katholische Kirche hat "blinden Glauben" immer abgelehnt.
Glaube MUSZ mit der Vernunft übereinstimmen, und Gnade hat nur dann
Sinn, wenn sie auch die natürliche Vernunft durchdringt und erweitert
und den Menschen zur Freiheit bringt. (Das unterscheidet den
Katholizismus grundlegend vom Protestantismus, das nur als Hinweis. Das
SOLA SCRIPTURA Luthers soll also vor allem eines tun: Die Unfreiheit,
die mangelnde Rolle der Vernunft durch den Bezug auf ein Absolutes
festigen. Was sich im übrigen auffällig mit dem Judentum und deren
buchstäblicher Deutung der Torah deckt. Deshalb ist der Protestantismus
immer der erste Schritt zum Atheismus hier, zu Irrationalismus bzw.
Rationalismus - zwei Seiten derselben Medaille - und Heidentum dort.)
*150519*
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