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Dienstag, 9. Juli 2019

Heliozentrismus wurde einfach zum Postulat erklärt (2)

Teil 2) Kirchen als kosmologische Wahrheit



Und das tun Kirchen als Ort der Anwesenheit Gottes prinzipiell bis heute. Trotz aller Veränderungen ist das ihr tiefster Sinn. Bis heute, und überall. Verändert hat sich nämlich nicht "die Kirche" in ihrer ontologischen Bedeutung, sondern verändert hat sich die Kosmologie, und damit zwangsläufig die Liturgie, denn verändert hat sich alles, was mit Heilsvermittlung zu tun hat. Wenn als Argument der liturgischen Veränderungen ("Volksaltar" etc. etc.) angeführt wird, daß der Mensch "aufgewertet" werden müsse, er sich verloren fühle, dann liegt der wahre Grund dafür in der Kosmologie, im Bild das wir vom Universum haben, in dem wir nämlich nach heutigen "physikalischen" Prämissen tatsächlich weil angeblich völlig vernachlässigbar und peripher sind.

Während der Gläubige in alten Kirchen, in früheren Zeiten, noch von allem angesprochen war, er sich als Zentrum des Universums empfinden konnte, ja sollte und mußte. Was immer an Argument heute angeführt wird, das den Umbau der Kirchenräume (wie er heute wie eine Seuche um sich greift) begründen soll, ist in Wahrheit die Rationalisierung einer aus diesem veränderten Bild des Universums erwachsenen Befindlichkeit. Wo nur noch Funktionen bleiben, aber die eigene Existenz "ent-ortet", ortlos wurde. Denn in diesem heutigen physikalischen Weltbild ist ein (absoluter) Ort des Menschen gar nicht mehr bestimmbar. Selbst dort, wo nun UFOs ins Spiel kommen, geht es nur um diese Befindlichkeit, und einen Versuch, einen absoluten Ort zu finden (weshalb "Außerirdischen" dann meist gottgleiche Eigenschaften zugeschrieben werden.)

Interessanterweise widerspricht dieses neue (heutige) Bild des Universums einem weiteren Befund, Delano weist sehr gut darauf hin: Daß nämlich die Tatsache bemerkenswert ist, daß sich der Mensch praktisch immer als Zentrum des Universums EMFINDET, dafür aber keine Indizien mehr findet. Also pathologisiert sich diese Grundbefindlichkeit (die sich in kleinen Kindern noch am deutlichsten erkennen läßt) - die in sich im Wesentlichen aber sogar WAHR wäre! Das setzt sich dann fort, weil Erwachsenheit nicht heißt, diesen Zentrismus abzulegen, sondern ihn in der Vernunft darauf zu lenken, sich als Teil eines Ganzen einerseits, und als an einen bestimmten Ort (innerhalb des Gesamtortes Erde) verwiesen, anderseits zu realisieren. Was im Zueinander von Altarraum und Volksraum (in gotischen Kirchen im Querschiff am deutlichsten manifest) seine größte Wirklichkeit und Wahrheit erfährt, aber das nur nebenbei. 

Es geht in der Heilsvermittlung also zuerst einmal um den Ort, an dem man steht! Und hier ZUERST im Ganzen. In dieser realen Ortswahrnehmung, in diesem "an seinem Platz sein", liegt dann auch die eigene Erfüllung, auch somit das Heil. Wir reden hier über Realitäten, nicht über gedankliche Spekulationen. Das Wesen der Dinge, über das somit auch die Erfüllung geht, ist deshalb als "Ort" am besten beschrieben.

Mit einer falschen Kosmologie wird deshalb die menschliche Existenz in seinen tiefsten Grundfesten düpiert. Das innere, zutiefst ontologisch fundierte Bewegtsein (logos ist ein "auf - zu"), das auf einen Ort ausgeht (als Wesensmanifestation), das auf "seinen" Ort ausgeht, findet keine Entsprechung mehr.* 

Aber auch die Glaubwürdigkeit der eigenen Wahrnehmung nahm und nimmt durch ein solcherart verändertes schweren Schaden, ja wird mit der Zeit ausgehöhlt. Denn über ein geozentrisches Weltbild würde mit einem Schlag auch die subjektive Erfahrung - wo läßt sich, bitte, erfahren, daß sich die Erde bewegt? Wo, daß sie sich dreht? Wie erfahren wir die Planeten, die Sonne? ... - mit dem "Wissen" wieder übereinstimmen. Wenn das nicht der Fall ist, kommt es mit der Zeit automatisch zu etwas ganz anderem: Der Mensch hört auf, "seinen Augen zu trauen".  Er hört auf, sinnliche Daten mit Selbstbewußtsein zu interpretieren, also zur Wahrnehmung zu machen. Er gibt seinen Selbststand in der Vernunft AUF, und läßt sich somit von autoritativen Stimmen ("Wissenschaft") bestimmen, wird somit hörig, und damit unfrei und beliebig steuerbar!**

Delano führt in seinem Gespräch noch ein anderes Argument an. Wir Menschen haben es in 110 Jahren geschafft, durch das heliozentrische Weltbild getragen unser Sonnensystem mit Raumsonden zu verlassen. Nun muß man feststellen, daß in der derzeitigen Kosmologie es allein in unserer Galaxie Milliarden von Planeten gibt, die Bedingungen haben sollten, die denen der Erde gleichen, so daß unter materialistischer Prämisse auch dort Leben entstehen hätte können und damit sollen (sic!). Diese Planeten aber sind meist Milliarden von Jahren ÄLTER als die Erde. Nun stelle man sich einmal vor, wo wir mit diesen "neuen" Gedankenwelten in einer oder in zehn Millionen Jahren sein würden - und wo die Lebensformen auf anderen Planeten sein müßten! Wer immer aber ins Weltall sieht muß feststellen: Wenn es da so viel Leben geben soll - wo ist es denn dann?


Morgen Teil 3) Das physikalische Argument



*Allein daraus lassen sich so viele Psychopathologien (aber auch der meisten, wenn nicht aller Sünden) begreifen, mit denen wir es speziell heute zu tun haben, daß der Platz die Zusammenhänge aufzuhellen hier niemals reichen würde.

**Das bei solcher Argumentation gern gehörte Wort, daß ja doch auch das Geglaubte von einer Autorität käme - nämlich der Kirche, als Geoffenbartes, als Offenbarung - ist insofern nicht zutreffend, weil dieses von der Kirche vorgelegte Interpretat (nennen wir es so) ERST und NUR INSOWEIT tatsächlich geglaubt wird, als es der eigenen Vernunft NICHT WIDERSPRICHT. Denn der Mensch weiß, daß es keine zwei Wahrheiten geben kann, sein Glaube ist deshalb immer dem Urteil seiner natürlichen Vernunft und damit der Zustimmung unterworfen. Ja, das MUSZ sogar so sein, und die Katholische Kirche hat "blinden Glauben" immer abgelehnt. Glaube MUSZ mit der Vernunft übereinstimmen, und Gnade hat nur dann Sinn, wenn sie auch die natürliche Vernunft durchdringt und erweitert und den Menschen zur Freiheit bringt. (Das unterscheidet den Katholizismus grundlegend vom Protestantismus, das nur als Hinweis. Das SOLA SCRIPTURA Luthers soll also vor allem eines tun: Die Unfreiheit, die mangelnde Rolle der Vernunft durch den Bezug auf ein Absolutes festigen. Was sich im übrigen auffällig mit dem Judentum und deren buchstäblicher Deutung der Torah deckt. Deshalb ist der Protestantismus immer der erste Schritt zum Atheismus hier, zu Irrationalismus bzw. Rationalismus - zwei Seiten derselben Medaille - und Heidentum dort.)